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Ketogene Ernährung bei Krebs und Rheuma – ein bewegendes Interview von Noémi Haugk mit Dr. rer. nat. Dietmar Söhnen

Ketogene Ernährung bei Krebs und Rheuma

Ketogene Ernährung bei Krebs und Rheuma – ein bewegendes Interview von Noémi Haugk mit Dr. rer. nat. Dietmar Söhnen

Ketogene Ernährung bei Krebs und Rheuma – ein Thema, das Hoffnung und Interesse bei vielen Menschen weckt. In diesem bewegenden Interview erzählt Dr. rer. nat. Dietmar Söhnen, wie er mit konsequenter ketogener Ernährung seit fast 14 Jahren seine rheumatische Erkrankung und das Multiple Myelom in Balance hält.

Noémi Haugk sprach mit ihm über seinen beeindruckenden Weg, die biochemischen Hintergründe und seine praktischen Erfahrungen im Alltag.

 

 

Erfahrungsbericht mit Ketogener Ernährung bei Krebs 
(Multiples Myelom) 

Ein Interview mit Dr. rer. nat. Dietmar Söhnen von Noémi Haugk

 

 

 

 

 

 

Lieber Dietmar,
seit nun 8 Jahren ernähre ich mich aus gesundheitlichen Gründen strikt ketogen und berate Menschen bei einer gesunden, kohlenhydratreduzierten Ernährungs- und

Noémi Haugk

Lebensweise. Bei einem meiner Vorträge „Gesunde Fette – Chancen einer Ketogenen Ernährung“ im schönen Schloss Bückeburg bin ich dir das erste Mal begegnet. Deine hilfreichen Wortbeiträge und Kommentare zu Fragen der Zuhörer und Zuhörerinnen haben mir gezeigt, dass da jemand sitzt, der sich gut auskennt mit der Thematik und scheinbar Erfahrung hat. Im Anschluss an die Veranstaltung erfuhr ich im Dialog mit dir, dass du schon viel länger Ketarier bist als ich.
Bei einem gemeinsamen Essen haben wir uns besser kennengelernt und deine beeindruckende Geschichte hast du in meiner Keto Support Gruppe erzählt und wurdest mit Fragen gelöchert. So ist die Idee für dieses Interview für LCHF Deutschland entstanden, wo ich die Ausbildung zur Gesundheits- & Ernährungscoach Low Carb-LCHF-KETO absolviert habe.
Wir danken dir sehr für deine Offenheit, deinen besonderen, einzigartigen Gesundheitsweg mit uns und den Lesern und Leserinnen zu teilen.

 

Magst du uns erzählen, seit wann du dich ketogen ernährst und welche gesundheitliche Situation bei dir der Auslöser für die Ernährungsumstellung war?

Dr. rer. nat. Dietmar Söhnen

Ich bin seit 2012 mit der Ketogenen Ernährung unterwegs, nachdem ich an einer unheilbaren Knochenmark-Krebserkrankung erkrankt war. Dies war der Anlass, um mich mit alternativen Ernährungswegen zu beschäftigen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch eine andere Erkrankung seit 48 Jahren, die juvenile chronische Polyarthritis. Diese hat mich Zeit meines Lebens begleitet. Ich hatte die ganzen Jahre Medikamente genommen, Antirheumatika (NSAR), Schmerzmittel und bei extremen Entzündungsschüben Cortison.
Der ausschlaggebende Punkt für die Umstellung auf die Ketogene Ernährung, ist aber die Diagnose der Krebserkrankung im Februar 2012.

 

 

Und wie hat dein Umfeld auf diese unkonventionelle Art der Ernährung reagiert? Deine Familie, Freunde, deine behandelnden Ärzte und Ärztinnen? Zu Beginn und im Laufe der Zeit mit den Verbesserungen deiner Gesundheit?

Am Anfang ist man geschockt nach so einer Krebs-Diagnose und die Familie ist davon ebenfalls betroffen. Alles ist anders, als es vorher war und man sucht nach Hilfe und Lösungen was man selber tun kann. Durch Zufall haben meine Frau und ich in einem Buchhandel ein Buch von Dr. rer. Nat. Johannes F. Coy zum Thema „Die neue Anti-Krebs Ernährung“ entdeckt. Dies war der Auslöser mich intensiver mit der Ketogenen Ernährung zu beschäftigen.
Seitens der Familie, Frau und Kinder, war von Anfang an Verständnis und uneingeschränkte Unterstützung, vorhanden. Das hieß zunächst, dass unsere Art zu Kochen auf den Kopf gestellt wurde und bis heute ist das so.
Die Freunde waren am Anfang eher skeptisch, aber neugierig. „Was macht der da?“ Für sie war es erstmal schwer nachvollziehbar, dass eine Ernährungsumstellung überhaupt etwas bewirken könnte. Es war auch schwierig, wenn man eingeladen wurde: „Was isst der jetzt?“ Sie wussten nicht genau was sie mir anbieten können. Ich habe immer gesagt: „Kümmert euch nicht um mich, ich finde schon etwas.“ Trotzdem war der gute Wille immer da, mir etwas passendes anbieten zu wollen. Das ist nicht immer leicht auch für den Freundeskreis. Das Verständnis für meine Ernährungsumstellung wurde erkennbar größer mit der Erfahrung, dass ich keine anderen Medikamente gegen die Krebserkrankung bekomme, keine Chemotherapie, keine Strahlentherapie und auch keine andere Art von Medikamenten.
Bei den Ärzten ist es ziemlich ähnlich. Anfangs war meine Onkologin zurückhaltend und abwartend. Wie geht der Verlauf weiter? Sie kennt ja die Krebsverläufe und hatte mittelfristig eine Hochdosis-Chemotherapie in Aussicht gestellt. Gleichwohl habe ich für mich entschieden, so lange ich keine Symptome habe und nichts kritisch ist, verfolge ich nur den Verlauf der Tumormarker im Blut (IgG-Eiweiß, freie Leichtketten, Hb-Wert) und lasse meinen Gesundheitszustand (Knochen MRT, Organe Niere, Entzündungsherde/CRP-Wert) in zeitlichen Abständen überprüfen. Ich versuche über die Ernährung und andere Maßnahmen, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Mein primäres Ziel war, den Progress aufzuhalten und Zeit zu gewinnen. Auch meine Onkologin hatte mit der Zeit Verständnis für meine Haltung. Es wuchs die Erkenntnis, dass es auch anders gehen könnte. Man braucht dafür aber zunächst einen Vertrauensaufbau beidseitig zwischen Arzt und Patient. Um zu sehen, wie der Verlauf sich entwickelt, benötigt man viele Blutkontrollen in zeitlichen Abständen von 6 Wochen bis 3 Monaten. Hier habe ich dankenswerterweise eine große Unterstützung durch meine Onkologin erfahren.

 

Das hört sich gut an. Welche gesundheitlichen Veränderungen hast du konkret der Ketogenen Ernährung zu verdanken?

Das Erste, was ich gespürt habe, etwa ein halbes Jahr nach der Umstellung, war dass die juvenile chronische Polyarthritis verschwunden ist. Ich habe alle Medikamente abgesetzt und festgestellt, dass die Schwellungen und Entzündungen in den Gelenken zurück gehen. Das kann man auch verstehen. Mittlerweile gibt es wissenschaftlich fundierte Hinweise und Studien, dass man Autoimmunerkrankungen mit einer Ketogenen Ernährung entgegenwirken kann.
Bei einer Autoimmunerkrankung sind die T-Regulator-Zellen in ihrer Funktion gestört. Die T-Regulator-Zellen verhindern dass das Immunsystem arteigenes Gewebe angreift. Werden latent vorhandene Entzündungsherde im ganzen Körper durch die Ernährungsumstellung weiter reduziert, ist die Hyperaktivität der krankhaft veränderten T-Zellen nicht mehr so hoch. Die Autoimmunerkrankung wird zurückgedrückt, ähnlich wie bei einer Behandlung mit Cortison aber ohne jegliche Nebenwirkung. Es braucht aber eine stringente und dauerhafte Umstellung auf die neue ketogene LCHF-Ernährung. Der Erfolg dokumentierte sich in einer Absenkung des CRP-Entzündungswertes im Blut von 50-100 mg/l (starke Entzündung) auf
entzündungsfrei 1-3 mg/l (normal ist </= 5 mg/l).
Der zweite Punkt war die Krebserkrankung. Mein erstes Ziel war, den Krebs Progress abzubremsen und im Idealfall dauerhaft zu stoppen. Ich war sehr ermutigt durch die positive Veränderung meiner Gelenkerkrankung. Ich fühlte mich bestätigt, dass in einer ernährungsbedingten Reduzierung von Entzündungsherden im Körper der Schlüssel zur Bekämpfung von Autoimmunerkrankungen liegt. Nun hoffte ich, dies auch auf meine Krebserkrankung übertragen zu können, da es sich auch hier im Kern um die Reduzierung von Entzündungsherden im gesamten Körper und den Zellstoffwechsel geht. Nach den ersten 4-5 Jahren nach Diagnose konnte ich
schon am Verlauf der Tumormarker erkennen, dass mein Krebs-Progress deutlich langsamer verlief gegenüber vielen anderen Betroffenen in meiner Selbst-Hilfe- Gruppe (SHG). Üblicherweise ist nach 1 bis 3 Jahren nach Diagnose eine Hochdosis Chemotherapie erforderlich mit Stammzelltransplantation. Nach 6,5 Jahren waren meine Tumormarker-Werte aber dann doch auf einem Niveau, wo meine Onkologin mir wiederholt zum Beginn einer Therapie geraten hat. In Abstimmung mit meiner Onkologin habe ich mir dann in Hamburg bei einem Myelom Spezialisten eine Zweitmeinung eingeholt. Er sagte, dass ich nach derzeitigen Leitlinien, aufgrund eines erhöhten Tumormarkers in den SLIM-Kriterien, eigentlich therapiebedürftig bin. Wir einigten uns darauf, dass wir erstmal weitere Kontrollmessungen abwarten und wir im steten Austausch über zukünftige
Blutwerte bleiben. Ich bekam nochmal die Gelegenheit durch eine weiter verschärfte LCHF-Ernährung, den Krebsprogress zu stoppen. Dies ist mir dann auch in der Folge gelungen. Der auffällige Tumormarker fiel wieder in den unkritischen Bereich zurück.
In Eigenverantwortung hatte ich dann entschieden, solange ich symptomfrei bin und sich keine bedrohlichen Veränderungen in den Tumormarkern (CRAB-, SLIM- Kriterien) zeigen, keine klassischen Therapien zu starten und die LCHF-Ernährung zur Bekämpfung meiner Krebserkrankung individuell für mich zu optimieren. Natürlich begleitet von Gesundheits-Checks und Blutkontrollen im Abstand von 6-12 Wochen bei meiner Onkologin. Ich bin wohl der Einzige in meiner SHG, der über einen so langen Zeitraum noch keine Therapie gemacht hat. Nicht selten ist es, dass auch nach 3-5 Jahren nach Chemo- und/oder Strahlen-Therapie, ein Rezidiv beobachtet wird. Es gibt Zyklen, ein Auf und Ab, aber eine Heilung gibt es nicht.
Das Multiple Myelom ist bis heute eine unheilbare Krebserkrankung. Nierenprobleme, Knochenläsionen, Blutarmut und Infektionen sind die wesentlichen Risiken. Meine Werte sind mittlerweile seit 7 Jahren stabil und im Rahmen der CRAB- , SLIM Kontroll-Kriterien ist alles in Ordnung. Heilen konnte ich die Krankheit durch LCHF-Ernährung bislang nicht, aber ich halte sie auf einem Niveau der Balance. Und das alles ohne schulmedizinische Therapien und Medikamente mit den bekannten Nebenwirkungen. Durch weitere Optimierung versuche ich nun zu erreichen, dass mehr Krebszellen zurückgedrängt als gebildet werden und damit den Krebs-Progress umzukehren.
Dank der stringenten Ernährungsumstellung bin ich seit fast 14 Jahren ohne rheumatische Beschwerden und ohne krebsbedingte Symptome und fühle mich top fit.

 

Das sind wirklich beeindruckende Wirkungen der Ketogenen Ernährung!
Ich gratuliere zu diesem Erfolg!
Als promovierter Chemiker wolltest du immer die biochemischen Vorgänge in deinem Körper in der Tiefe gut verstehen und hast Wert gelegt auf Kontrolle und Messverfahren deiner gesundheitlichen Veränderungen durch die Ketogene Ernährung. Magst du uns davon berichten?

Ganz entscheidend ist, nicht nur die Ernährung umzustellen und zu tun, was man so liest. Man isst weniger Kohlenhydrate, keinen Zucker, dafür gesundes Gemüse und Fette und Öle. Das ist richtig, aber das ist nur qualitativ gedacht. Man sollte dahin kommen, dass man das Ganze stringent und quantitativ kontrolliert. Ich hatte den Krebsverlauf an Hand der Tumormarker kontrolliert, zunächst alle 4 Wochen, dann alle 6 Wochen und dann alle 3 Monate, damit ich sehen konnte, was passiert, wenn ich was esse. Das ist ganz wichtig. Mittlerweile nutze ich eine App, um mein Essen zu tracken, damit ich weiß, wie viel Fett, Kohlenhydrate, Eiweiß und Kilo- kalorien ich zu mir nehme. Das Abwiegen in der Anfangsphase mag ein bisschen stressig für das Umfeld sein, ist aber nach meiner Erfahrung essentiell. So habe ich im Laufe der Zeit festgestellt, dass meine Werte optimal wurden mit einem Fett- anteil von 75-85% an der Energiegewinnung. Bei einem Körpergewicht von 69 kg nehme ich jeden Tag im Durchschnitt 2500 Kilo-Kalorien zu mir, ca. 30% mehr als vor der Ernährungsumstellung auf LCHF, um mein Gewicht zu halten. Davon kommen 10- 20% der Energie aus Eiweiß und nur 5-10% aus eher langkettigen Kohlenhydraten. Eine weitere Randbedingung ist, pro Mahlzeit nicht mehr als 25g Kohlenhydrate zu sich zu nehmen. Die Ketone habe ich eine lange Zeit mit Urinteststreifen qualitativ kontrolliert. Seit einem Jahr messe ich quantitativ den Keton-Blutwert. Mein Mittelwert liegt morgens nüchtern bei 0,5 mmol/l und mittags bis abends bei 1,0-1,5 mmol/l. Wenn ich mich dazwischen sportlich betätige oder im Garten arbeite, dann kann der Wert auf bis zu 2,8 mmol/l steigen. Und man sagt, zwischen 1 und 3 mmol/l ist eine therapeutische Wirksamkeit gegeben. Das passt bei mir genau so. Man braucht sehr viele Daten, um die Keton-Zielwerte reproduzierbar sicher einstellen zu können.
Neben den Ketonen ist es genauso wichtig auch die Glukose (Zucker) mit zumessen, denn der Blutzucker spielt eine entscheidende Rolle im Zellstoffwechsel von Krebszellen.
Morgens ist mein Blutzuckerspiegel leicht erhöht, so dass ein Arzt sagen würde, du hast Prädiabetes. Im Tagesverlauf normalisiert sich der Blutzuckerspiegel wieder und zeigt signifikant weniger Schwankungen. Da die gesunden Zellen verstärkt auf die Verbrennung von Ketonen statt Glukose umgestellt haben, benötigen die Zellen nicht mehr so viel Blutzucker. Den Zucker, den unser Körper morgens vor dem Erwachen in der Leber aus Eiweißen produziert wird bei ketogener Ernährung nicht mehr in vollem Umfang benötigt.
Dadurch kann der Blutzuckerspiegel, vor allem morgens, leicht erhöht sein, ohne dass in der Bauchspeicheldrüse eine Stimulierung zur Ausschüttung erhöhter Insulinmengen erfolgt. Der erhöhte Blutzuckerspiegel führt daher nicht zwangsläufig dazu, dass mehr Zucker in die Zellen (Krebszellen) geschleust wird.
Bei ketogener Ernährung bleibt auch der Insulinspiegel im Blut über den Tagesverlauf dauerhaft niedriger bei gleichzeitig geringerer Schwankung. Neben der Funktion als Türöffner für den Transport von Zucker in die Zellen hat Insulin eine weitere Funktion.
Insulin kann Zellwachstumshormone stimulieren und dadurch das Zellwachstum auch von Krebszellen fördern. Niedrige Insulinspiegel ohne große Insulinspitzen hingegen können somit Wachstum und Vermehrung von Krebszellen entgegenwirken.

 

Das klingt sehr spannend. Wie würdest du unseren Lesern und Leserinnen den wesentlichen Unterschied erklären zwischen der Versorgung unserer Zellen einerseits mit Glukose und andererseits mit Ketonen?

Ich habe mir im Zuge meiner Krebserkrankung den Unterschied im Stoffwechsel zwischen einer gesunden und einer krebskranken Zelle genauer angeschaut. Einfach erklärt: Jede gesunde Zelle kann Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette und Ketone in den Mitochondrien unter Anwesenheit von Sauerstoff zur Energiegewinnung verbrennen. Ketone sind kleine Moleküle, die von gesunden Zellen gegenüber Zucker bevorzugt zur schnellen Energiegewinnung verbrannt werden. Das Endprodukt der Verbrennung in den Mitochondrien ist Wasser und Kohlendioxid, welches wir ausatmen. Bei Krebszellen dagegen sind die Mitochondrien inaktiv. Selbst bei Anwesenheit von Sauerstoff kann keine Verbrennung stattfinden. Der Stoffwechsel zur Energiegewinnung geht bei Krebszellen über einen anderen Mechanismus, nämlich über Vergärung. Vergärt werden kann aber nur Glukose. Das heißt die Krebszelle ernährt sich ausschließlich von Glukose (Zucker) über den Vergärungsprozess. Sie kann Fette, Eiweiße und Ketone nicht direkt zur Energiegewinnung nutzen.
Bei der Vergärung von Krebszellen entsteht nicht als Endprodukt Kohlendioxid und Wasser, sondern es entstehen Produkte wie Milchsäure, Glutathion, NAD und Cytochrome. Die Milchsäure bildet ein Schutzschild um die Krebszellen, weil sie extrem sauer ist. Dies kann die Krebszellen vor Angriffen des Immunsystems schützen. Glutathion, ist ein Radikalfänger und schützt die Krebszellen vor zellschädigen freien Radikalen und Wasserstoffperoxid. NAD (Nicotinamid-Adenin- Dinukleotid) ist ein Energielieferant im Stoffwechsel, und für das Zellwachstum und die Vermehrung von Krebszellen förderlich. Cytochrome trägt indirekt dazu bei, den natürlichen Zelltod der Krebszelle zu verhindern.
Der Glukose-Vergärungs-Stoffwechsel einer Krebszelle ist damit so perfide gemacht, dass er Schutzmechanismen erzeugt, damit die Krebszelle überlebt und sich vermehren kann. Auf der anderen Seite, würde es gelingen die Glykose-Zufuhr in die Krebszelle zu stoppen oder deutlich zu reduzieren, dann könnte dies ein therapeutischer Ansatz sein, um Krebs zu bekämpfen. Hier kommt nun die Ketogene Ernährung ins Spiel, mit der Blutzucker-, Insulin- und Keton- Konzentration im Blut beeinflussbar sind.
Wenn man dem Körper kaum Kohlenhydrate aber viel Fette zuführt, erzeugt der Körper in der Leber aus Fetten die Ketonkörper. Mit Ketonen als Energielieferant können gesunde Zellen sehr gut leben, den Krebszellen fehlt aber die Stoffwechselgrundlage Glukose.
Gleichzeitig wird bei Anwesenheit von Ketonen im Blut durch die Ketogene Ernährung auch bei erhöhtem Blutzucker weniger Insulin ausgeschüttet.
Der Zucker (Glykose), der noch im Blut ist, kann bei gleichzeitig niedrigem Insulinspiegel nicht oder nur deutlich weniger stark in die Krebszelle hinein transportiert werden. Es ist deshalb förderlich das Verhältnis von Glukose / Ketonen, den GKI-Index, möglichst niedrig zu halten. Wie schon erwähnt können niedrige Insulinspiegel ohne merkliche Insulinspitzen nicht nur den Zuckertransport in die Zellen reduzieren, sondern auch das Zellwachstum bremsen und, wenn es Krebszellen sind, das Krebszellwachstum bremsen.
Dies ist möglich, weil Insulin auch als Wachstumshormon fungiert in dem es das Wachstum und die Vermehrung von Zellen und Krebszellen stimuliert.
Ferner gibt es auch Zellen, die unabhängig von Insulin über Glucose-Transporter Eiweiße den Zucker aus dem Blut aufnehmen. Diese Transportwege können auch von Krebszellen genutzt werden. Dabei kann es sogar zu einer von Krebszellen ausgelösten Vermehrung der Glucose-Transporter Eiweiße kommen, um den enormen Bedarf an Zucker zu decken. Ein hoher Blutzuckerspiegel fördert dabei die Neubildung und Vermehrung der Glucose-Transportwege bei Krebszellen. Krebszellen die Zucker, über Transporter Eiweiße aus dem Blut aufnehmen, könnte nun ebenfalls mit einer Ketogenen Ernährung der Zuckerhahn begrenzt abgedreht werden. Denn bei einem niedrigen Blutzuckerspiegel und das Fehlen von Blutzuckerspitzen wird der Vermehrung der Glucose-Transporter entgegengewirkt. Dies würde bedeuteten, dass auch bei insulinunabhängigen Krebszellen weniger Zucker in die Zellen geschleust wird.

Somit haben wir mit der Ketogenen Ernährung zwar keine Heilmethode, aber ein Tool, mit dem man das Krebsgeschehen in Schach halten und bestenfalls zurückdrücken kann. Die Krebszellen sind da, tun aber nicht weh. Sie können mit leben, sollen aber nicht dominant werden.

 

Das sind sehr interessante Zusammenhänge. Mir leuchtet jetzt ein, warum bei Krebs Fett statt Kohlenhydrate zu essen, die klügere Wahl ist. Die Leser und Leserinnen interessiert bestimmt, wie ein gesunder Tagesablauf bei dir ganz praktisch aussieht. Was isst du, zu welchen Zeiten und welche Faktoren sind deiner Meinung nach neben der Ernährung noch wichtig?

Ketogene Ernährung bei Krebs und Rheuma

Es gibt drei Bücher von Dr. Johannes F. Coy „Die neue Anti-Krebs Ernährung“, „Das Anti-Krebs Kochbuch“ und „Die 8 Anti-Krebs Regeln“, auf die ich vor fast 14 Jahren gestoßen bin. Ich habe diese 3 Bücher als Startpunkt genommen und bin damit gut gefahren. Es gibt mittlerweile sehr viele Bücher zu diesem Thema, damals war die Auswahl nicht so groß.
Bei mir ist es so, dass ich 2-3 Mahlzeiten am Tag habe, ein ausgiebiges Frühstück, eine kleine Zwischenmahlzeit am Nachmittag und ein Abendessen. Mein Frühstück besteht z.B. aus Eiweißbrötchen oder Eiweißbrot, 2-3 Eiern, Butter, Garnelen, Avocado, Käse, Natur-Joghurt oder Quark, Wildlachs, Rind- oder Geflügel- Aufschnitt, diverse kohlenhydratarme Aufstriche (z.B. Olivenaufstrich), Zwiebelschmalz, Blaubeeren oder Himbeeren, Gurken oder Radieschen, ergänzt mit je 1 EL gutem kaltgepresstem Leinöl, Mandelöl und MCT-Öl suspendiert in einem Mikronährstoff-Vitaminsaft Konzentrat. Ich kombiniere verschiedene Fettsäuren und versorge mich damit schon am Morgen mit reichlich Energie für die Keton-Produktion und mit guten Nährstoffen. Bei klassischem Brot, Brötchen, Kartoffeln, Mais, Hülsenfrüchten und Reis bin ich ausgestiegen und für Nudeln habe ich gut schmeckende ballaststoffreiche, kohlenhydratarme Ersatzprodukte gefunden. Salate esse ich mit Olivenöl und wiege das Gemüse ab. Um den Keton- Wert im Blut auf 1-3 mmol/l zu treiben, brauche ich reichlich gute Fette und Öle. Das schaffst du nicht, indem du dich gesund nur mit Gemüse ernährst. Fleisch esse ich weiter außer Schwein. Früher haben die Ärzte gesagt, ich soll wegen der Polyarthritis auf Fleisch verzichten. Das ist aus meiner Sicht nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch. Es geht um die entzündungsfördernde Arachidonsäure. Als Antagonist nehme ich die Omega 3-Fettsäuren DHA und EPA als Nahrungsergänzungsmittel. Damit lässt sich dem entzündungsfördernden Potential der Arachidonsäure entgegenwirken und Fleisch darf weiterhin auf meinem Speiseplan bleiben. Außerdem habe ich noch weitere Nahrungsergänzungsmittel eingebaut, darunter basische, entzündungshemmende und immunsystemstärkende Mittel, wie 1,3/1,6 Beta Glucan (aus Bäckerhefe), Selen, Zink, Vitamin D3/K2, hochbioverfügbares Curcumin und rechtsdrehende Milchsäure. Nebenbei ist Kraftsport, Ausdauersport (Walken), Bewegung an der frischen Luft wichtig. Bewegung zwischen die Mahlzeiten einzubauen, bringt den Keton-Wert nach oben. Wenn du merkst, du bekommst den Keton-Wert nicht über 1 mmol/l, ist es deshalb ratsam, sich zu bewegen um die Keton Produktion anzukurbeln, und wenn es Gartenarbeit ist. Ein weiterer Faktor ist die Stressreduktion. Stress ist wie Zucker essen.

 

Ich höre bei dir heraus, du bist da sehr strikt in deiner Ernährung. Cheat Days gibt es wahrscheinlich nicht? Wo kannst du dann als Ketarier gut essen gehen?

Nein, Cheat Days gibt es nicht. Essen gehen kannst du fast überall. In 90% der Restaurants finde ich immer was. Ich lasse einfach nur Dinge weg. Fast-Food- Ketten würde ich nicht empfehlen, aber in guten Restaurants findest du immer Alternativen. Ich schaue, dass ich saubere Lebensmittel bekomme, zum Beispiel sauberes Fleisch nicht in Soßen gemengt, weil man in Soßen nicht wirklich weiß, was darin enthalten ist. Beilagen, außer Salate und Gemüse, lasse ich im Wesentlichen weg, dafür kann ich Vorspeisen wie Carpaccio mit Rucola und Olivenöl nehmen. Es hat eine Zeit gedauert, aber mittlerweile komme ich sehr gut zurecht in Restaurants. Auf den Speisekarten findet man meist auch vegetarische und vegane Gerichte, aber speziell low carb oder ketogene Speisen werden noch nicht angeboten.

 

Nein, leider noch nicht überall. Nach so vielen Jahren Erfahrung sind deine Erkenntnisse sehr viel wert, da es keine Langzeitstudien oder -beobachtungen zur ketogenen Ernährung gibt.
Wie geht es für dich weiter? Bleibst du Ketarier? Wo siehst du dich gesundheitlich in 5 bis 10 Jahren? Magst du deine Gedanken und Wünsche mit uns teilen?

Ich wäre froh, wenn alles so bliebe wie es ist. Ich versuche noch weiter, die Krebs- Erkrankung zurückzudrücken. Das ist dann noch ein Spiel mit der Ketogenen Ernährung, den Nahrungsergänzungsmitteln und dem Sport, alles so zu optimieren und dabei den Krebs ganz langsam ausschleichen zu lassen. Das wäre genial, wenn mir das gelingen würde. Dann hätte man noch mehr Ansätze für ernährungstherapeutische Maßnahmen auf diesem Gebiet. Vor 14 Jahren hat man noch anders gedacht, aber heute ist man schon offener auch in Teilen der Schulmedizin für Ernährungsumstellungen. Man sieht ja, dass Chemotherapie
und Krebsbehandlungen zum Großteil keine Heilung bringen kann. Die Chemotherapie macht vieles kaputt, hat immense Nebenwirkungen, führt zu Neuropathien, Gefühlsstörungen, Geschmacksstörungen, Schlafstörungen, Verdauungsproblemen und mehr. Ich sehe in der Selbsthilfegruppe, womit die Betroffenen vielfach kämpfen und das mag nicht immer angenehm sein. Ich wiederum fühle mich gesund und top fit. Für die Zukunft wünschte ich mir noch mehr Offenheit in der Medizin für beides: Für klassische schulmedizinische Behandlungen und komplementäre Ansätze, wie die Ketogene Ernährung, basierend auf das Verständnis von zellbiologischen Stoffwechselprozessen. Ein besseres Zusammenwirken von Naturwissenschaft und Medizin für mehr Erfolge und Wohlbefinden.
Denn, man kann nicht sagen, mach jetzt alles mit der Ketogenen Ernährung, das wäre zu einfach gedacht. Es wäre aber genauso fraglich, sich nur auf die klassische Schulmedizin zu verlassen. Ärzte beurteilen eine Behandlung danach, ob der Krebs verschwunden ist. Bei mir sind die Tumormarker noch da, aber sie stören mich nicht. Mein Ziel ist es nicht, mit aller Macht, die bösartigen Eiweißmoleküle vollständig zu zerstören. Vielleicht hätte ich dann im Labor keine Marker mehr und der Arzt würde sagen, Chemo erfolgreich, Krebs weg. In 4-5 Jahren vielleicht nicht mehr und die Krebszelle kommt zurück. Meine Messkriterien sind: Ich möchte keine Symptome, keine Knochen- und keine Organschäden haben, alles was gesund ist, soll gesund bleiben. Die bösartigen Zellen im Knochenmark stören nicht solange sie in Balance bleiben. Dies erfordert natürlich Disziplin und eine stetige Gesundheits-Kontrolle. Das ist ein anderer Ansatz. Man hört oft: „Die Ketogene Ernährung kann Krebs auch nicht heilen.“ Das ist richtig bis dato. Aber muss sie auch nicht. Es reicht den Krebs-Progress in Balance zu halten. Ich fühle mich fitter als ich vorher war. Die ganzen Müdigkeitsphasen sind weg, ich habe Unmengen Energie durch die Ketonkörper. Ich schlafe super, ich bin schmerz- und stressfrei, alles ist toll.

 

Ich bin immer noch sehr begeistert von deiner Gesundheitsreise und ich kann mir vorstellen, dass auch andere Betroffene von deinen Erfahrungen und deinem Wissen profitieren würden. Könntest du dir vorstellen, mal ein Buch darüber zu schreiben?

Das haben mich tatsächlich schon viele gefragt. Ich habe angefangen, eine Stoffsammlung zu machen. Im Januar bin ich dann ganze 14 Jahre unterwegs mit der Ketogenen Ernährung. Wenn sich das weiterhin so erfolgreich darstellt und ich diesen Zustand halten oder den Krebs sogar noch weiter zurückdrängen kann, in den nächsten 5 Jahren, dann habe ich vor, meine Erfahrungen zu publizieren. Ja, ich kann mir das vorstellen, nur momentan bin ich stark beschäftigt und mit Freude bei meiner Familie und den Enkelkindern.

 

Ja, das ist auch eine besondere Zeit, die du genießen solltest.
Gibt es eine Frage, die ich vergessen habe, die du dir noch gewünscht hättest?

Ich frage mich, was sind die Risiken einer Ketogenen Ernährung? Täglich überprüfe ich Glukose und Ketone und sehe, dass ich bislang nicht annährend in den kritischen Bereich von 5, 6 oder 7 oder mehr mmol/l Ketone komme. Das ist gut so. Dennoch, ich weiß ja nicht, ob es langfristig auch Risiken gibt, denn es wird wenig geschrieben, weil es keine Langzeiterfahrungen gibt über viele Jahre oder für ein Leben lang. Ich stelle mir die Frage, ob die Insulinproduktion irgendwann nachlässt oder abgeschaltet werden könnte und man in eine Ketoazidose mit hohen Blutzuckerwerten hineinrutscht. Das ist ein Szenario, wird aber wahrscheinlich nicht passieren. Immerhin ernähre ich mich mittlerweile seit fast 14 Jahren ketogen ohne jegliche Nebenwirkungen und negative gesundheitliche Beeinträchtigungen auf meinen Körper. Gleichwohl ist es, aus meiner Sicht, besonders bei langfristig ketogener Ernährung, wichtig eine regelmäßige Kontrolle über den Keton- und Zuckerspiegel im Blut zu haben und den Gesundheitszustand in regelmäßigen Zeitabständen zu überprüfen.
Das gibt mir Sicherheit.

 

Ja, regelmäßige Kontrolle der Werte gibt Sicherheit.
Danke dir sehr für all deine wertvollen Tipps und Hinweise. Und viel Erfolg für dich auf deinem weiteren Gesundheitsweg.

Noémi Haugk & LCHF Deutschland

 

 

Ein Interview geführt von Noémi Haugk
Noémi Haugk ist ganzheitliche Gesundheits- und Ernährungscoachin (LCHF Deutschland Akademie) und begleitet Menschen auf ihrem Weg zu einer kohlenhydratarmen, gesunden Lebensweise.

 

Die LCHF Deutschland Akademie – mit Herz und Verstand

Seit 2015 bildet die  LCHF Deutschland Akademie aus und durfte viele Menschen auf ihrem Weg zum Coach begleiten.

 

Für wen ist die Ausbildung zum Gesundheits- und Ernährungscoach geeignet?

 

Begeisterte AbsolventInnen zwischen 18 und 70 Jahren, SchülerInnen, Mütter, JuristInnen, PädagogInnen, PhysiotherapeutInnen, FitnesstrainerInnen, HeilpraktikerInnen, GesundheitspflegerInnen, KonditormeisterInnen, Kaufleute aus den verschiedensten Bereichen…

Also für Menschen jeglichen Alters mit und gänzlich ohne Vorkenntnisse.

Was sie alle vereint ist das Interesse an ganzheitlicher Gesundheit. Das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele. Der Wunsch, fachlich fundierte Kenntnisse im Gesundheits- und Ernährungsbereich erlangen zu wollen, basierend auf den neuesten wissenschaftlichen Ergebnissen und Erfahrungen.

Für ihre eigene Gesundheit, die ihrer Familie, oder um anderen Menschen zu einem gesünderen Leben zu verhelfen.

All diese Menschen unterschiedlichen Alters und aus den verschiedensten Bereichen zeigen, es ist nie zu spät dazuzulernen und neu anzufangen!

 

Wann dürfen wir dich in der LCHF Deutschland Akademie begrüßen?

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Ganzheitlicher Gesundheits- und Ernährungscoach Low Carb – LCHF – Keto - Lifestyle, Physiotherapeutin, Fachlehrerin für Kindergesundheit

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4 COMMENTS
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    Gnubbel 11. November 2025

    Ja, wirklich ein berührendes Interview, eins, das Mut macht. Zeigt es uns doch einmal mehr, dass Krebs nicht einfach ein Schicksal ist, wo der Weg vom ersten Schock über diverse unangenehme Therapien bis zum qualvollen Tod vorgezeichnet ist, wie es auch in meinem Umfeld leider immer noch so oft geglaubt wird. Nein, selbst wenn es schon aussichtslos scheint, kann man dem Tod noch von der Schippe springen. Und der Herr Dr. Söhnen ist der beste Beweis dafür, dass es nie schaden kann, wenn man zumindest über ein paar anwendungsbereite Grundkenntnisse in Biochemie verfügt. Ja, ich weiß, Chemie ist doof, aber mir ist es auch nicht in den Schoß gefallen, und heute profitiere ich massiv von der Büffelei – wobei aus dieser mit der Zeit eine Safari geworden ist, auf der man immer neue aufregende Entdeckungen machen kann, die letztlich auch ein Gewinn nicht nur für die eigene Gesundheit sind.

    Aber wenn man dem Thema Krebs wirklich auf den Grund gehen will, dann darf man es nicht bei den Vorgängen unterhalb der Linie zwischen den Ohren belassen. Deshalb macht es mich immer ein bisschen traurig, wenn der Hauptauslöser von Krebs, wenn überhaupt, nur beiläufig mit erwähnt wird: nein, nicht der Stress an sich, der ist gesund und sogar lebensnotwendig, denn er lässt die Hormone sprudeln, die den Stoffwechsel in Schwung halten und die uns gesund und fit erhalten. Es ist der Dauerstress, der uns durch den ganzen Tag begleitet und den wir abends mit ins Bett nehmen. Jener Stress, der unser Gehirn Unmassen an Energie verbraten lässt, der den Stoffwechsel dort permanent auf Hochtouren fahren lässt, der die Mitochondrien in den Nervenzellen massenweise freie Radikale produzieren lässt, die den Zellschutz überfordern und damit die kleinen Kraftwerke, die dem Gehirn die dringend notwendige Energie liefern, eins nach dem anderen abschaltet, sodass dem dauergestressten Gehirn gar nichts anderes mehr übrigbleibt, als den gesamten Stoffwechsel radikal und nahezu irreversibel umzubauen. Da kommt es dann nicht mehr darauf an, dass das ganze System so lange wie möglich funktioniert, sondern nur noch, dass das Gehirn, koste es, was es wolle, an seine lebenserhaltende Energieration kommt, an die Unmengen an Glukose, die die lahmenden Mitochondrien jetzt dafür brauchen.

    Und dieser umgebaute Stoffwechsel wird hauptsächlich von Cortisol und Insulin bestimmt. Cortisol, das per Glukoneogenese Zucker ins Blut schaufelt, und Insulin, das diese Unmengen verwaltet. Da sind, auch infolge der von den Mitochondrien in ihrem Todeskampf ausgeschütteten Botenstoffe, die selbst die DNA nicht verschonen (https://www.uni-koeln.de/universitaet/aktuell/meldungen/meldungen-detail/wie-stresssignale-den-zellkern-aufweichen-und-die-zelle-veraendern), Entzündungen, Autoimmunkrankheiten, Diabetes und schließlich Krebs vorprogrammiert. Also kein Schicksal, sondern hart erarbeitet.

    Ein Grund mehr, nicht in gutem Glauben, dass es mich schon nicht erwischen wird, weiterhin Raubbau an seinem Organismus zu betreiben und erst aufzuwachen, wenn die K***e am Dampfen ist, sondern schon beizeiten dafür zu sorgen, dass es erst gar nicht zu diesem Umbau des Stoffwechsels kommen kann. Denn wenn erst das Cortisol das Regiment übernommen hat, dann ist auch das Insulin nicht mehr zu bremsen. Und dann ist es auch mit der strengsten ketogenen Ernährung sehr, sehr schwer, diesen Teufelskreis aus Cortisol, Glukose und Insulin zu durchbrechen. Sorgen wir bereits heute dafür, auch wenn wir uns noch so gesund und fit fühlen, dass dieser Teufelskreis erst gar nicht entsteht . Und dann können wir die LCHF-Ernährung als nettes gesundheitsförderndes Tool nutzen, das uns auch noch Genuss bereitet, statt als letztes Mittel, um unser nacktes Leben zu retten. Das Wissen dafür haben wir in der Hand, wir müssen es nur noch konsequent umsetzen.

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        Gnubbel 11. November 2025

        Das ist mir aus bitterer Erfahrung ein Herzensanliegen, wobei mir das Schlimmste bisher erspart blieb, ich es aber oft genug bei anderen, mir nahestehenden Menschen miterleben musste – auch dies schon eine Erfahrung, die man seinen schlimmsten Feinden nicht wünscht.

        Ja, der Weg aus der Cortisolfalle ist lang und steinig. Auch bei mir hatte es, nachdem meine Blutwerte schon längst wieder vorbildlich waren, noch satte zehn Jahre gedauert, bis die Ketose, mit der ich in meinen Sturm- und Drangzeiten nie ein Problem hatte, endlich wieder funktionierte und der Hungerast mir nicht mehr im unpassendsten Augenblick den Tag versaute. Und ich bin mir durchaus bewusst, dass ich dabei noch ziemliches Glück hatte. Aber ich bin davon überzeugt, dass meine Ernährungsumstellung daran eine wichtige Aktie hatte. Ich glaube, ohne die konsequente Umstellung von Kohlenhydraten auf Fette wäre mir das sicherlich nicht gelungen.

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