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Fragen und Antworten zur Nebennierenerschöpfung

Julia Tulipan und Nadja Polzin sind Expertinnen auf dem Gebiet der Nebennierenerschöpfung. Ihr Wissen stellen sie uns in dem gerade erschienenen Buch „Diagnose Nebennierenerschöpfung“ zur Verfügung. Hier stellt uns Julia Tulipan einen Artikel mit Fragen zu diesem Thema zur Verfügung, vielen Dank dafür.

Dieser Artikel wurde zuerst auf paleolowcarb.de veröffentlicht.

Was ist sind die Nebennieren und welche Funktion haben sie?

Die Nebennieren sind kleine hormonproduzierende Drüsen, die wie Kappen auf den Nieren sitzen. Die Nebennierenrinde produziert Steroidhormone und ist am Wasser-, Mineralstoff- und Zuckerhaushalt beteiligt. Das Nebennierenmark ist dem sympathischen Nervensystem zuzurechnen und bildet Adrenalin und Noradrenalin.

Was ist Nebennierenerschöpfung?

Die Nebennierenerschöpfung ( auch Nebennierenermüdung oder Adrenal Fatigue) ist eine Krankheit mit einem breiten Spektrum an Symptomen und wird daher als Syndrom bezeichnet. Sie ist auch ein Teil des sog. Burn-out Syndroms und des chronischen Erschöpfungs Syndrom. Obwohl von den meisten Ärzten kaum erkannt dürfte nach neuesten Schätzungen jeder Zweite von einer Form der Nebennierenerschöpfung betroffen sein.

Die Nebennierenermüdung tritt auf wenn massiver Stress mit unzureichenden Erholungsphasen die Nebennieren überfordert. In den Anfangsphasen der Erkrankung finden wir meist ein zu viel an Cortisol während im späteren Verlauf es zu einem Mangel an Cortisol kommen kann. Es ist wichtig mit Hilfe eines Speicheltests die Mengen an Cortisol die im Tagesverlauf produziert wird zu messen .

Wichtig ist dass die Reaktion auf akuten oder chronischen Stress für unseren Körper immer Priorität hat da es um das unmittelbare Überleben geht. Darum beeinflusst und reguliert die Stresshormon-Achse auch alle anderen Funktionen unseres Körpers. Ganz besonders sind hier die beiden anderen großen Hormonachsen hervorzuheben die Schilddrüssenhormon-Achse und die Sexualhormon-Achse.

Weiß man dass diese drei Hormonachsen untrennbar miteinander verbunden sind so wundert es nicht, dass auch die Symptome der Nebennierenschwäche so vielfältig sind.

Die Nebennierenschwäche ist eine Funktionsstörung und kann als solche wieder rückgängig gemacht werden, im Gegensatz zum Morbus Addison, bei dem die Nebenniere strukturell Schaden genommen hat.

Trotz ihrer Häufigkeit wird sie von den meisten Schulmedizinern nicht als Krankheit erkannt sondern als “psychosomatische” Befindlichkeit abgetan. Auch zeigen die normalen Blutwerte keine Abweichungen von der Norm und somit sehen die meisten Ärzte keinen Handlungbedarf. Ein Grund hierfür mag darin liegen, dass es kein teures Medikament gibt um die Nebennierenschwäche zu behandeln und somit kein Interesse seitens der Pharmaindustrie. Andererseits sind die auch wenigsten Ärzte darin geschult die Symptome zu deuten und die richtigen Tests zu veranlassen.

Wen kann die Nebennierenerschöpfung betreffen?

Eine Ermüdung der Nebennieren kann jeden treffen. Alter und Geschlecht spielen keine Rolle. Im allgemeinen kann man sagen, dass es für jeden Menschen unterschiedlich ist wie viel Stress der Körper aushält. Eine Krankheit, eine Lebenskrise oder eine besonders stressvolle Situation können auch die Nebennieren des gesündesten Menschen überfordern.

Es gibt jedoch einige Faktoren die die Anfälligkeit eines Menschen an einer Nebennierenermüdung zu erkranken deutlich erhöhen, dies sind unter anderem

  • eine schlechte Ernährung
  • Drogenmissbrauch
  • zu wenig Schlaf und Erholungsphasen
  • zu hoher sozialer, physischer oder oder psychischer Druck
  • wiederholte oder schwere Verletzungen
  • eine schwere Erkrankung
  • andauernde Infektionen (z.B. Bronchittis, Lungenentzündung,)
  • Allergien
  • lang anhaltende Situationen die dich gefangen oder hilflos fühlen lassen
  • Umweltgifte
  • eine Mutter die während der Schwangerschaft und/ oder Geburt an Nebennierenermüdung gelitten hat
  • exzessiver Sport
  • hoher Zuckerkonsum
  • Operationen
  • Mal-Absorption von Vitaminen und Mineralien
  • Angst und Schuldgefühle

Wie erkenne ich ob ich eine Nebennierenerschöpfung habe?

Hier ist eine Sammlung von Zeichen und Symptomen die typisch für eine Nebennierenerschöpfung sind. Sollte drei oder mehr dieser Symptome auf Sie zutreffen, ist es relativ wahrscheinlich dass Sie an einer Nebennierenschwäche leiden.

Zeichen und Symptome der Nebennierenerschöpfung:

  • Neigung zu Gewichtszunahme mit Schwierigkeiten, wieder abzunehmen, speziell um die Taille herum
  • Erhöhte Anfälligkeit für Grippe und andere Krankheiten der Atemwege und der Tendenz, das diese länger als normal anhalten
  • Neigung zum Zittern, wenn man unter Druck gerät
  • verminderte Libido
  • Verwirrtheit nach dem Aufstehen aus einer liegenden Position
  • verminderte Merkfähigkeit
  • Energieloch am Morgen und am Nachmittag gegen 15 – 17.00 Uhr
  • Plötzliche, kurze Besserung der Beschwerden nach einer Mahlzeit
  • häufige Müdigkeit zwischen 21. und 22.00 Uhr, man hält jedoch weiter durch
  • man benötigt Kaffee oder andere anregende Mittel, um am Morgen „in die Gänge“ zu kommen
  • Sucht nach salzigen, fettreichen und eiweißreichen Lebensmitteln, wie z.B. Fleisch und Käse
  • verstärkte PMS-Symptome bei Frauen; die Periode ist zunächst stark, lässt dann am 4. Tag fast ganz nach und kehrt wieder am 5. oder 6. Tag
  • Schmerzen im oberen Rücken- oder Nackenbereich ohne erkennbare Ursachen
  • Besseres Befinden, wenn der Stress nachlässt, wie in einem Urlaub
  • Schwierigkeiten, morgens Aufzustehen
  • Verwirrtheit

Weitere Anzeichen und Symptome sind:

  • leichte Depression
  • Lebensmittelallergien und Asthma
  • vermehrte Anstrengungen, den Anforderungen des Tages gerecht zu werden
  • Verminderte Fähigkeit, mit Stress umzugehen
  • trockene und dünne Haut
  • Hypoglykämie (Unterzuckerung)
  • niedrige Körpertemperatur
  • Nervosität
  • Herzklopfen
  • unerklärbarer Haarausfall
  • Abwechselnd Durchfall und Verstopfung
  • Verdauungsstörungen

Häufige Ursachen der Nebennierenerschöpfung

In den westlichen Ländern kommt chronischer Stress sehr häufig vor. Die häufigsten Gründe für Stress sind beruflicher Druck, Tod eines geliebten Menschen, Umzüge, Arbeitsplatzwechsel, Krankheit und Eheprobleme. Die Nebennierenschwäche tritt auf, wenn das Aufkommen von Stress die Kapazitäten des Körpers übersteigt, den Stress auszugleichen und sich zu erholen.

Beeinflußt die Nebennierenerschöpfung die Schilddrüsenfunktion?

Ja. Die Funktion der Schilddrüse und die Stresshormon-Achse sind eng miteinander verbunden. Viele Menschen die an einer Nebennierenerschöpfungleiden haben auch Symptome einer Schilddrüsenunterfunktione. (siehe funktionelle Hypothyreose)

Wie kann mein Arzt eine Nebennierenerschöpfung erkennen?

Leider ist den meisten Ärzten nicht bewusst dass es diese Erkrankung gibt. Die üblichen Labortests und auch der Fokus der Ärzte liegt ausschließlich auf strukturellen Erkrankungen der Nebennieren wie z.B. Addison. Ärzte die eine fundamentale Ausbildung im Bereich Endokrinologie haben und sich auf Burn-out und chronisches Erschöpfungssyndrom spezialisiert haben sind meistens eine gute Wahl. Seien Sie nicht schüchtern sondern Fragen Sie Ihren Arzt direkt ob er er schon einmal von funktioneller Nebenierenschwäche oder adrenal fatigue gehört hat und wen nein, ob er Ihnen einen Spezialisten empfehlen kann.

Ein relativ günstiger und verlässlicher Test ist die Messung des Cortisol -Tagesprofils im Speichel.

 

Behandlung der Nebennierenerschöpfung

Da die Nebennierenerschöpfung keine Zerstörung des Gewebes bedeutet sondern nur eine Schwächung der Funktion kann sie auch wieder rückgängig gemacht werden. Leider reicht es jedoch in den meisten Fällen nicht aus einfach nur einen Gang runter zu schalten. Besonders wenn eine mittlere bis schwere Ermüdung der Nebenniere vorliegt. Da meist auch andere Hormonsysteme, wie die Schilddrüse und die Sexualhormone betroffen sind müssen bei einer Behandlung auch diese miteingeschlossen werden.

Die herkömmlichen Therapiemethoden wie sie bei Burn-out und Depression eingesetzt werden sind mit vorliegender Nebennierenerschöpfung nicht ausreichend. Gesprächstherapie und Mentaltraining sind sicherlich ein wichtiger Aspekt allerdings sollte bei der Nebennierenerschöpfung auch der Körper direkt durch die gezielte Einnahme von  Nahrungsergänzungsmitteln in seiner Funktion unterstützt werden. Ziel ist eine Normalisierung aller Hormonachsen.

Je nach schwere der Nebennierenerschöpfung kann die Heilung zwischen 3 Monaten und 2 Jahren dauern.

1. Stress reduzieren

Oberstes Ziel muß sein, die eigentliche Ursache die überhaupt zu der übermäßigen und chronischen Belastung der Nebennieren geführt hat so weit wie möglich zu beseitigen. Lebensstieländerungen sind obligatorisch für eine erfolgreiche Heilung.

Hierzu sollten alle Maßnahmen ergriffen werden, die einem helfen können Stress im Alltag zu reduzieren.

Yoga, Gesprächstherapie, Autogenes Training, …

 

2. Ausreichend Ruhephasen und min. 8 Stunden Schlaf

Erholungsphasen unter Tags einbauen und ein langer, erholsamer Schlaf sind Lebenswichtig.

Blaues Licht am Abend vermeiden, immitiert tageslicht. Schlafmaske verwenden oder vollkommen dunkler raum zum Schlafen.

Körper muss wissen dass es jetzt Zeit ist zur Ruhe zu kommen.

Melatonin wird nur bei Dunkelheit produziert

Gelbes Licht am Computer und am Handy

Tryptophan oder 5-HTP vor dem Schlafengehen nehmen

 

3. Ernährung

Ziel einer ausgewogenen Ernährung muss sein unseren Körper mit allen wichtigen Bausteinen zu versorgen, die er benötigt. Fehlen gewissen Elemente oder sind nicht in ausreichendem Ausmaß vorhanden kann unser Organismus nicht alle Komponenten bauen um den Anforderungen seiner Umwelt gerechtzuwerden. Der Fokus muß auf eine nährstoffreiche, anti-inflammatorische Ernährung gelegt werden.

Folgende Dinge sollten am Speiseplan stehen:

  • grünes Gemüse
  • buntes Gemüse
  • tierisches Fett
  • Fleisch von Tieren die mit Gras gefüttert wurden
  • Innereien
  • Wilder Fisch
  • Nüsse und Samen

Verzichten sollten Sie auf:

  • Alle Arten von Getreide und Getreideprodukte
  • Milch und Milchprodukte, außer Butter

4. Supplements

Die Umstellung der Ernährung steht an oberster Stelle. Es ist immer besser alle Nährstoffe über die Aufnahme von “ echtem Essen” zu decken. Jedoch gerade am Beginn kann es sinnvoll sein die Schilddrüse und die Nebenniere über Nahrungsergänzungsmittel zusätzlich mit allen notwendigen Bausteinen zu versorgen. Auf diese Weise können erste Verbesserungen meist bereits innerhalb weniger Tage und Wochen erreicht werden was wiederum den Heilungsprozess beschleunigt.

  • Magnesium
  • B Vitamine vor allem B6, B12 und B5
  • Phosphatidylserin
  • Vitamin C
  • Tryptophan oder 5-HTP
  • Zink
  • Kupfer
  • Omega-3 Fischöl
  • Jod
  • Ubiquinol Coenzym-Q10

Willst Du mehr über das Thema Nebennierenerschöpfung erfahren?

Dann schau Dir doch das Buch von Julia Tulipan und Nadja Polzin an

oder besuche ihre Website nebennierenhilfe.de

Wer Julia Tulipan live erleben möchte, ist herzlich nach Düsseldorf eingeladen. Dort findet am 11.02.2017 der Low Carb – LCHF Kongress statt. Dort wird sie einen spannenden Vortrag halten.

www.LCHF-Deutschland.de

julia@paleolowcarb.de

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