Weihnachten schmeckt nach Zucker – und nach Sehnsucht
Weihnachten schmeckt nach Zucker – und nach Sehnsucht
Weihnachten, Zucker – für viele gehört das einfach zusammen wie Kerzenlicht und Tannenduft.
Weißt du noch, wie Weihnachten früher gerochen hat? Nach Tannenbaum, nach Zimt, nach frisch gebackenen Plätzchen bei Oma in der Küche. Und vor allem: nach Zeit. Nach langsamen Nachmittagen, nach Geschichten am Kamin, nach Händen, die sich einfach so fanden.
Heute riecht Weihnachten oft zuerst nach Schokolade. Nach aufgerissenen Adventskalendern, nach noch mehr Schoko-Nikoläusen, nach „nur noch dieses eine Stück“.
Und das ist kein Zufall.
Warum Weihnachten, Zucker und unser Gehirn so gut zusammenpassen

Weihnachten schmeckt Zucker – und Sehnsucht
Die Industrie hat längst verstanden: In der dunkelsten, kältesten und empfindsamsten Zeit des Jahres sehnen wir uns nach Wärme. Nach Halt. Nach dem Gefühl, dass alles gut wird. Und weil wir genau das so sehr brauchen, hat sie uns eine Abkürzung angeboten: Zucker.
Ein Stück Schokolade – und für ein paar kostbare Sekunden fühlt sich alles wieder leicht an. Das Herz wird weit. Die Augen werden weich. Wie früher.
Unser Gehirn ist da ganz ehrlich: Es kann nicht unterscheiden, ob das warme Gefühl gerade von einem echten Lächeln kommt – oder von einem Stück Vollmilch-Schokolade. Beides löst denselben sanften Dopamin-Regen aus. Beides fühlt sich nach Liebe an.
Deshalb lassen wir es zu. Weil wir lieben wollen. Weil wir geliebt werden wollen. Weil wir in dieser einen besonderen Zeit einfach nur spüren möchten: Es ist genug da. Wir sind genug.
Die stille Leere nach dem Weihnachten-Zucker-Rausch
Aber tief drinnen wissen wir: Der Moment verfliegt so schnell. Und danach kommt oft diese leise Leere. Diese Müdigkeit. Dieses „warum bin ich jetzt wieder so unruhig?“
Das ist kein Versagen. Das ist Biologie. Und ein bisschen auch Werbung, die uns seit Kindertagen flüstert: Süßes = Geborgenheit.
Was die Wissenschaft über Weihnachten, Zucker und Abhängigkeit sagt
- Unser Belohnungssystem reagiert auf Zucker ähnlich wie auf Dinge, die wir sehr lieben können – manchmal zu sehr → BMJ 2023: Ultra-processed food addiction
- Zu viel Zucker macht Herz und Stoffwechsel müde → BMJ 2019: Zucker & Herz-Kreislauf-Risiken
- Industriezucker schadet auf Dauer dem Stoffwechsel und fördert Krankheiten → Guardian 2016: The sugar conspiracy (feat. Robert Lustig)
- WHO-Empfehlung: maximal 25 g freien Zucker pro Tag → WHO Zucker-Richtlinie
Weihnachten, Zucker und unsere Kinder – was wir weitergeben
Aber das Allerschönste ist: Wir können die Wärme auch anders finden.
Wir können wieder selbst backen – ohne Zucker oder mit Ersatz – und dabei viel mehr lachen. Wir können Mandarinen schälen und den Duft durchs ganze Haus ziehen lassen. Wir können abends einfach nur das Licht ausmachen, eine Kerze anzünden und uns ganz nah sein.
Denn das größte Geschenk, das wir unseren Kindern (und uns selbst) machen können, ist nicht die 24. Schokoladenfigur im Kalender.
Es ist die Gewissheit: Du bist hier. Du bist gesehen. Du bist geliebt – ganz ohne Goldfolie.
Dieses Jahr darf Weihnachten wieder nach uns selbst schmecken
Ein bisschen langsamer.
Ein bisschen echter.
Und vor allem: nach echter Nähe statt nach Zucker.
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