Cholesterin und das Immunsystem
Julia Tulipan hat in der Low-Carb-Szene inzwischen den Spitznamen „Frau Dr. Ketose“ erhalten. Sie ist u.a. Mitautorin des Erfolgsbuches „Der Keto-Kompass“ und hat vor drei Jahren ihr Studium Master of Science in klinischer Ernährungsmedizin erfolgreich beendet. Julia ist auch Dozentin an der LCHF Deutschland Akademie und bietet zusammen mit Daniela Pfeifer die Ausbildung zum Keto-Coach an. In unserem LCHF Magazin hat sie einen Artikel über Cholesterin und das Immunsystem geschrieben. Das LCHF Deutschland Team ist der Meinung, dass das Thema nach wie vor extrem aktuell ist, daher heute ein Repost.
Cholesterin und das Immunsystem
Wer Cholesterin hört, denkt sofort an Herzinfarkt, Schlaganfall und verstopfte Blutgefäße. Bevor wir in das eigentliche Thema einsteigen, müssen wir zwei generelle Konzepte unterscheiden, die gerne vermischt werden. 1. Cholesterin in der Nahrung beeinflusst die Cholesterinwerte im Blut und 2. das Level von Gesamtcholesterin im Blut als Marker für Herz-Kreislauferkrankungen.
Cholesterin in der Nahrung
Dieses Thema möchte ich nur kurz anreißen, da es nicht unmittelbar mit dem eigentlichen Inhalt dieses Artikels zu tun hat, der Vollständigkeit halber aber erwähnt werden sollte. Die Tatsache, dass Cholesterin in Lebensmitteln keinen Einfluss auf das Cholesterin in Blut hat, ist selbst in der konservativen Welt offizieller Gremien angekommen.
Cholesterin in der Nahrung beeinflusst den Cholesterinspiegel im Blut nur minimal
Obwohl man weiterhin die Aussage hört, man solle nur ein Ei pro Woche essen. Wegen des Cholesterins… Auch wenn diese Geschichte immer noch in so manchen Praxen und Diätberatungen zu hören ist, sie ist FALSCH. Cholesterin in der Nahrung ist zu vernachlässigen. Selbst die ersten Verfechter dieser Hypothese haben ihren Standpunkt dazu geändert. Ancel Keys selbst schrieb in einem Brief an “The New England Journal of Medicine”:
Diätetisches Cholesterin hat eine wichtige Wirkung auf den Cholesterinspiegel im Blut von Hühnern und Kaninchen, aber viele kontrollierte Experimente haben gezeigt, dass diätetisches Cholesterin eine begrenzte Wirkung beim Menschen hat. Das Hinzufügen von Cholesterin zu einer cholesterinfreien Diät erhöht den Blutspiegel beim Menschen, aber wenn es zu einer uneingeschränkten Diät hinzugefügt wird, hat es einen minimalen Effekt.
Diese Erkentnnis wurde auch in die neuen “Dietary Guidelines for Americans” aufgenommen. So kann man hier lesen: „Cholesterol is not considered a nutrient of concern for overconsumption.“[i]
Cholesterin – zu wenig, gefährlicher als zu viel?
Cholesterin ist ein lebenswichtiges Molekül und an zahlreichen Prozessen im Körper beteiligt. An der Stabilität der Zellmembranen, der Bildung von Hormonen, der Gehirnfunktion und der Isolation der Nervenbahnen, um nur einige zu nennen.
Wir sehen also, Cholesterin ist ziemlich wichtig für uns. Eine Aufgabe, die wir noch ergänzen können, ist seine Funktion im Immunsystem. Es gibt zahlreiche Studien die zeigen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Cholesterin und dem Immunsystem gibt.
Hinweise auf diesen Zusammenhang stammen aus Studien, die sich mit dem Auftreten von Infektionen in Krankenhäusern befassten. So zeigt eine Studie, die Daten über einen Zeitraum von 15 Jahren ausgewertet hat, dass jene Patienten mit einem höheren Cholesterinspiegel weniger häufig an Infektionen litten [ii]. Die Aussagekraft solcher Studien ist selbstverständlich limitiert. Weitere Unterstützung für die Hypothese, dass Cholesterin eine wichtige Rolle im Immunsystem spielt, stammt von Studien, die zeigen konnten, dass Cholesterin an Toxine bindet, die von Bakterien erzeugt werden. So zeigen sich Mäuse, die genetisch vorbestimmt hohe Cholesterinspiegel haben, deutlich weniger sensitiv gegenüber Injektionen mit pathogenen Bakterien, als jene Mäuse mit niedrigerem Cholesterin[iii].
Zurzeit ist es noch nicht ganz klar, über welche Wege Cholesterin das Immunsystem beeinflusst. Eine Studie, die 2000 im Wissenschaftsjournal Science veröffentlicht wurde, gibt erste Hinweise. Die Autoren der Studie konnten zeigen, dass wenn die Immunzellen der Maus (Macrophagen) kaum Cholesterin enthielten, ihre Fähigkeit Tuberkuloseerreger „aufzufressen“ um mehr als 85% reduziert war[iv].
In einer finnischen Studie mit 490 Senioren (>75 Jahre) fanden die Forscher heraus, dass Senioren mit einem niedrigen Gesamtcholesterin eine HÖHERE Sterblichkeit aufwiesen, als die Individuen mit einem erhöhten Cholesterinspiegel[v]. Eine israelische Studie aus 2007 zeigte, dass Individuen mit LDL Cholesterinwerten unter 70 mg/dl ein deutlich höheres Risiko hatten an Krebs zu erkranken (15-fach) oder eine Sepsis zu erleiden (3-fach)[vi].
Abschließend möchte ich noch auf einen systematischen Übersichtsartikel (systematic review) hinweisen, der 2016 im British Medical Journal erschienen ist, einem der renommiertesten Wissenschaftsmagazinen der Welt. Uffe Ravnskov und Kollegen haben dazu 19 Kohortenstuden mit insgesamt 68 094 Personen evaluiert. Sie kommen zu dem Schluss, dass diejenigen länger leben, deren LDL Cholesterin höher liegt, als es derzeit empfohlen wird [vii].
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass die Datenlage rund um Cholesterin und seine vermeintliche Rolle in der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mehr als nur uneindeutig ist. Die Hinweise mehren sich, dass die derzeit geltenden Empfehlungen nicht der Evidenz entspricht und die Praxis Cholesterinwerte um jeden Preis medikamentös zu senken, sehr fragwürdig ist.
Vielen Dank für diesen interessanten Artikel, liebe Julia.
Besuche gerne Tulipans, dort findest du perfekte Keto-Produkte. Julia und Leo Tulipan schreiben:
„Gesundes Essen muss unkompliziert sein und gut schmecken. Weil wir in einer stressigen Zeit leben und oft wenig Zeit zum Kochen bleibt, haben wir es uns zum Ziel gesetzt, gesund wieder einfach zu machen.“
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Der Bedarf an gut ausgebildeten Coaches, die die Mechanismen rund um Keto kennen, wird größer. Deshalb bieten die Expertinnen auf diesem Gebiet, Mag. Julia Tulipan und Diätologin Daniela Pfeifer in Kooperation mit der LCHF Deutschland Akademie eine Ausbildung zu diesem Thema an. Somit hast du die Möglichkeit, deinen persönlichen Jungbrunnen zu finden.
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Anja Hess, Heike Schulz und Tina Vogel
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Bildrechte: Fotolia.com und Julia Tulipan
Referenzen des Artikels: Cholesterin und das Immunsystem
[i] https://health.gov/dietaryguidelines/ (Stand 2017)
[ii] Iribarren C, et al. Cohort study of serum total cholesterol and in-hospital incidence of infectious diseases. Epidemiol Infect 1998;121:335–47.
[iii] Netera MG, et al. Low-density lipoprotein receptor-deficient mice are protected against lethal endotoxemia and severe Gram-negative infections. J Clin Invest 1996;97:1366–72.
[iv] Gatfield J, et al. J Essential role for cholesterol in entry of mycobacteria into macrophages. Science 2000; 288, 1647-1650
[v] Tuikkala, P. 2010. Serum total cholesterol levels and all-cause mortality in a home-dwelling elderly population: a six-year follow-up Scand J Prim Health Care. 28(2): 121–127
[vi] Shor R, et al. Low serum LDL cholesterol levels and the risk of fever, sepsis, and malignancy. Ann Clin & Lab Sci. 2007;37(4):343–348.
[vii] Ravnskov, Uffe, et al. „Lack of an association or an inverse association between low-density-lipoprotein cholesterol and mortality in the elderly: a systematic review.“ BMJ open 6.6 (2016): e010401.