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Die besten Methoden, um deinen Körper zu entgiften

Risiko

Dieser Artikel ist zuerst auf paleolowcarb.de veröffentlicht worden.

Ich glaube „detoxing“ ist, neben der ganzen Säure-Basen Geschichte, einer der am häufigsten missbrauchten und missverstandenen Prinzipien in unserem Körper. Was ist dran, an Detox-Wochen, Basenfasten und Co? Um Quacksalberei von wirklich funktionierenden Protokollen unterscheiden zu können, müssen wir erst einmal verstehen, wie der Körper normalerweise mit Giften umgeht und wie der Entgiftungsprozess abläuft. Keine Angst vor wissenschaftlichen Begriffen, ich werde versuchen, das Ganze so einfach wie möglich zu halten und doch die wichtigsten Mechanismen abzudecken.

Sobald wir verstehen, wie der Körper üblicherweise mit ungewünschten Substanzen umgeht, können wir uns anschauen, wie wir ihn dabei am besten unterstützen können und welche Protokolle wirklich Sinn machen.

Was ist ein Gift?

Als Gift (althochdeutsch Gabe) oder auch Giftstoff bezeichnet man einen Stoff, der Lebewesen über ihre Stoffwechselvorgänge, durch Berührung oder Eindringen in den Organismus ab einer bestimmten, geringen Dosis einen Schaden zufügen kann. Ein allgemein in der Natur wirksamer schädlicher Stoff wird Umweltgift genannt. Mit der Zunahme der Expositionsmenge eines Wirkstoffes steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Gesundheitsschädigungen durch eine Vergiftung auftreten. Ab einem bestimmten Dosisbereich ist somit nahezu jeder Stoff als toxisch einzustufen.

Definition aus: Wikipedia[1]

Wie entgiftet der Körper

Die wichtigsten Entgiftungsorgane sind Leber, Niere, Darm und Galle. In zweiter Linie können Gifte auch über die Haut und über die Lunge abgegeben werden.

Auch wenn die Hauptlast der metabolischen Entgiftung in der Leber stattfindet, haben alle Organe die Kapazität schädliche Substanzen, wie zum Beispiel freie Radikale, zu einem gewissen Grad zu neutralisieren oder deren Wirkung zu mindern.

Die Leber – das wichtigste Entgiftungssystem in unserem Körper

Die Leber ist also der Ort, an dem üblicherweise der Großteil der Entgiftung stattfindet. Über Millionen von Jahren hat sich ein ausgeklügeltes System entwickelt um mit giftigen Substanzen zu Recht zu kommen. Jedes Medikament, Chemikalien, Hormon oder Pestizid wird in der Leber mit Hilfe von Enzymen metabolisiert (aufgespalten).

Viele der Gifte, die wir aufnehmen, sind fettlöslich. Das bedeutet sie lösen sich in öligen Lösungen und nicht in Wasser. Das erschwert die Ausscheidung, da Urin eine wässrige Lösung ist und Gifte nur über die Nieren ausgeschieden werden können, wenn diese in Wasser gelöst werden können. Fettlösliche Gifte haben eine hohe Affinität für fettreiche Gewebe und Zellmembranen und lagern sich dort an. In Fettgewebe gebundene Gifte können dort oft viele Jahre oder Jahrzehnte verbleiben und werden freigesetzt sobald das Fettgewebe abgebaut wird. Dies kann zu Symptomen wie Übelkeit, Herzklopfen, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen etc. führen.

Die Leber hat also die Aufgabe, diese Gifte unschädlich zu machen und ihre Ausscheidung über Urin oder Galle zu ermöglichen. Dies tut sie, indem sie fettlösliche Gifte in wasserlösliche Substanzen umwandelt. Wir unterscheiden hier zwei Hauptmechanismen im Entgiftungsprozess der Leber, welche üblicherweise als Phase1 und Phase 2 detoxification pathway bezeichnet werden[2].

Phase 1 Entgiftungsweg

Phase 1 wird durch eine bestimmte Gruppe von Enzymen durchgeführt. Diese Enzyme heißen Cytochrome P-450 Enzyme Gruppe oder Mixed Function Oxidase Enzymes (MFO). Leberzellen produzieren diese Enzyme, sobald sie in Kontakt mit gewissen Chemikalien kommen.

Dieser Entgiftungsweg verwandelt eine gefährliche Substanz in eine weniger gefährliche Substanz. Bei diesem Umwandlungsprozess entstehen freie Radikale, welche, im Übermaß produziert, die Leberzellen schädigen können. Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E und Glutathion reduzieren die schädigende Wirkung von freien Radikalen und schützen so die Leber.

Manche Chemikalien, z.B. bestimmte Pestizide können das P-450 Enzymsystem stören in dem sie eine Überaktivität des System s stimulieren. Diese Überaktivität führt zu einer enormen Produktion von freien Radikalen welche dann, wenn nicht entsprechend neutralisiert, zu Schäden an Proteinen, DNA und RNA führen können.

Substanzen die Überaktivität auslösen können:

  • Koffein
  • Alkohol
  • Dioxin
  • Lösungsmittel
  • Barbiturate
  • Pestizide auf Phosphorsäureester-Basis

Die wichtigsten Co-Faktoren für die P-450 Enzymgruppe:

NADH, Riboflavin, Niacin, Magnesium, Eisen,

Phase 2 Entgiftungsweg

Der Phase 2 Entgiftungsweg wird, auch als Konjugationsreaktion bezeichnet. Dabei werden die Moleküle mit wasserlöslichen Molekülen verbunden (konjugiert) und können dann entweder über die Nieren oder über die Galle ausgeschieden werden.

In der zweiten Phase werden die Fremdstoffe oder Metabolite (Zwischenprodukte) der ersten Phase mit endogenen (d. h. organismuseigenen), meist stark wasserlöslichen Stoffen verbunden. Dadurch wird einerseits die Wasserlöslichkeit von Zwischenprodukten der ersten Phase (meistens) stark erhöht. Andererseits können potenziell giftige Reaktionsprodukte des ersten Schrittes weiter entgiftet und schließlich ausgeschieden werden[3].

Wichtige Konjugationspartner

  • Glutathion
  • Glycin
  • Schwefelsäure bzw. Sulfate
  • Methylgruppen
  • Aminosäuren

 

Phase 1 und Phase 2 Entgiftungswege in der Leber, sowie die benötigten Co-Faktoren

Phase 1 und Phase 2 Entgiftungswege in der Leber, sowie die benötigten Co-Faktoren

 

 

„Die beste Art zu entgiften, ist einfach aufzuhören weniger giftige Dinge in seinen Körper zu stopfen und auf die natürlichen Mechanismen des Körpers zu vertrauen“- Chris Kresser M.D.

 

Entgiftung unterstützen

Die Idee, man würde einmal im Jahr eine „Detox-Woche“ machen und alles ist wieder gut, ist verlockend. Ein wenig erinnert das an die  Beichten in der Kirche. Man gesteht seine Sünden und schon ist man wundersamer Weise davon befreit.

Man kann den Schaden von Jahrzehnten, nicht in einer Fastenwoche im Kloster aufheben. Einer der wichtigsten Schritte zu entgiften ist, und da möchte ich mich Chris Kresser anschließen, aufzuhören giftige Dinge in sich hinein zu schaufeln.

 

  1. EAT REAL FOOD – echte Nahrungsmittel essen
  2. Nährstoffversorgung sichern und Entzündung reduzieren

 

An erster Stelle steht also, die Menge an giftiger Substanzen in unserer Nahrung und unserer Umwelt soweit wie möglich zu reduzieren. Frische, unverarbeitete Lebensmittel sind da natürlich unentbehrlich. Außerdem zahlt es sich aus einmal einen Blick auf diverse Pflegeprodukte, Cremen, Zahnpasta, Duschgels, etc. zu werfen.

An zweiter Stelle, aber nicht weniger wichtig, ist die Versorgung mit all den wichtigen Bausteinen, damit die Leber effizient entgiften kann. Unser Körper braucht also bestimmte Substanzen um Giftstoffe zu neutralisieren und um sie wasserlöslich zu machen.

Die wichtigsten Co-Faktoren für Phase 1:

NADH, Riboflavin (Vitamin B2), Niacin (Vitamin B3), Magnesium, Eisen

Die wichtigsten Co-Faktoren für Phase 2:

Glutathion, Glycin, Schwefelsäure bzw. Sulfate, Methylgruppen, Aminosäuren

 

Iss, wofür Du geschaffen bist

Ein Ernährungsprotokoll nach evolutionärem Vorbild ist nicht nur arm an giftigen Substanzen und entzündungshemmend, es liefert auch noch alle Nährstoffe, die der Körper zur Entgiftung benötigt[4].

Grünes Gemüse

  • B-Vitamine
  • Magnesium (in Chlorophyll)

Schwefelhaltiges Gemüse

  • Schwefelverbindungen

Buntes Gemüse

  • Antoixidantien

Tierische Produkte

  • Alle fettlöslichen Vitamine
  • L-Glutamin
  • Cystein
  • B-Vitamine
  • Vitamin B12

 

Wie wichtig ist Fasten um zu entgiften?

Fasten hat viele gesundheitsfördernde Eigenschaften. Persönlich bin ich ein Freund von intermittierendem Fasten. Dabei werden üblicherweise zwischen 12 und 18 Stunden Nahrungskarenz eingehalten. Mehr über intermittierendes Fasten kannst du hier und hier lesen.

Im Kontext der Entgiftung, halte ich Fasten (mehrere Tage) allerdings eher für kontraproduktiv. Wie wir gesehen haben, benötigt die Leber viele Nährstoffe um den Entgiftungsprozess effizient durchführen zu können.

Ich sehe zwei Hauptprobleme:

  1. Wird vermehrt Körperfett mobilisiert, werden auch in diesem Fett gebundene Giftstoffe freigesetzt. Was ja an und für sich keine Fehler ist. Aber, dies bedeutet eine große zusätzliche Last für die Leber. Und damit komme ich zu meinem zweiten Punkt…
  2. Wenn man der Leber zusätzliche Arbeit auflädt, dann sollte sie auch optimal mit ALLEN Nährstoffen versorgt sein.

FAZIT

1.    Entzündungsfördernde und schädliche Lebensmittel gänzlich aus der Ernährung streichen – und zwar nicht nur für eine Woche 😉

2.    Nährstoffversorgung durch Fokus auf nährstoffdichte Lebensmittel

3.    Bewegung um Fettmobilisation und Durchblutung zu fördern.

Vielen Dank für diesen interessanten Artikel, liebe Julia Tulipan. Wir freuen uns sehr, dass du als Dozentin in der LCHF Akademie tätig bist und uns als freie Redakteurin beim Low Carb – LCHF Magazin unterstützt.

www.LCHF-Deutschland.de

 


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Gift

[2] Grant, D. M. „Detoxification pathways in the liver.“ Journal of inherited metabolic disease. Springer Netherlands, 1991. 421-430.

[3] Strain, J. J., et al. „B-vitamins, homocysteine metabolism and CVD.“ Proceedings of the Nutrition Society 63.4 (2004): 597-604.

[4] Wahls Terry M.D. 2014. The Wahls Protocol: How I Beat Progressive MS Using Paleo Principles and Functional Medicin.  Penguin Group.

 

julia@paleolowcarb.de

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