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Adipositas wirkt sich auf die Behandlung aus

Adipositas wirkt sich auf die Behandlung aus

Adipositas wirkt sich auf die Behandlung aus

Adipöse und auch übergewichtige Menschen machen häufig negative Erfahrungen, wenn sie zum Arzt gehen. Das bekam ich vor über 30 Jahren schon mit, als ich wegen eines Bandscheibenvorfalls längere Zeit in Behandlung war. Meine Mitpatienten, die einige oder auch viel zu viele Kilos auf den Rippen hatten, bekamen als erstes zu hören: Sie müssen abnehmen. Ich selbst wog damals 55 Kilo bei 1,71 m und stellte oft fest, dass die Ärzte bei mir nicht wussten, was sie sagen sollten… Doch ich hatte den Vorteil, dass sie meine Beschwerden ernst nahmen und sich Mühe bei der Behandlung gaben, was bei den übergewichtigen Mitleidenden häufig nicht der Fall war.

Adipositas wirkt sich auf die Behandlung aus

Adipositas wirkt sich auf die Behandlung aus

Adipositas wirkt sich auf die Behandlung aus

Diese Aussage einer Übergewichtigen, wie sie ihre Behandlung erlebt hat,  macht nachdenklich, sie wurde am 06.02.2020 auf deutschlandfunk.de (0) publiziert:

„Ich hatte ein Rückenleiden, bin zum Arzt. Ein Hexenschuss am unteren Wirbel. Bin zum Arzt und er wollte mich also auch gar nicht krankschreiben, wollte mir keine Medikamente geben. Meine Freundin, sehr, sehr schlank, war bei dem gleichen Arzt, einige Tage später. Wir hatten uns da offensichtlich mit unserem Hexenschuss abgesprochen. Sie ist sehr schlank und sie hat eine ganz andere Behandlung erfahren als ich. Sie wurde untersucht. Ihr wurde zugehört. Sie hat Schmerzmittel bekommen, sie ist krankgeschrieben worden.“

Wie wird Adipositas definiert?

Das medizinische Wörterbuch Pschyrembel definiert Adipositas wir folgt: Adipositas ist die Ver­mehrung des Kör­perfettes ü­ber das Normal­maß hi­n­aus, also mit ei­nem BMI ≥ 30 kg/m2 (nach WHO für Er­wachse­ne). Adiposi­tas gilt als Risiko­faktor für metaboli­sche und kardiovaskulä­re Kompli­kationen, ins­besonde­re bei ab­domina­ler Adiposi­tas.
Das Problem mit dem BMI:  in den 50er-Jahren wurde der BMI von einem amerikanischen Lebensversicherer salonfähig gemacht. Er ist jedoch weder ein wissenschaftliches Maß noch ein objektives Instrument. Es wurde einfach festgelegt, ab welchem Wert die Einteilung in Unter-, Normal- und Übergewicht gilt. In den 1980-Jahren lag der Wert für Männer bei 28, etwa 10 Jahre später bei 27,8 und weitere 10 Jahre später nur noch bei 25. Durch diese Verschiebung des Grenzwertes gab es damals in den USA über Nacht angeblich 97 Millionen Menschen mehr mit Übergewicht, obwohl sie nicht ein Pfund mehr auf die Waage brachten…
Und glaube mir, viele Mediziner sehen sich nur den BMI an und haben schnell ihr Urteil gefällt…, um dann sagen zu können: „Essen Sie weniger und bewegen Sie sich mehr.“ Genau das, was ein Kranker nicht braucht, wenn er sich eh schon schlecht fühlt, denn sonst wäre er ja nicht beim Arzt.

Schuldzuweisungen von den Ärzten unter der Behandlung

Marie Bernard, die in Gera und Leipzig zu Stigmatisierung bei Adipositas forscht, sagt:

„Es gibt zahlreiche Studien, die zeigen, dass Menschen mit Adipositas das zum einen wiedergaben, dass sie sich von Ärzten nicht ernst genommen gefühlt haben. Das oftmals die Einschätzung war: nehmen Sie einfach ab, dann wird alles wieder gut. Und dass sie eben nicht gut genug untersucht worden sind, das haben zahlreiche Studien gezeigt. Und wir wollten einfach zeigen, wie sehr die normale Bevölkerung diese Diskriminierung im Gesundheitssystem beziehungsweise Stigmatisierung auch weiterträgt.“

 

Das trifft Adipöse vor allem deshalb, weil ihnen nicht die richtige Strategie zu einer dauerhaften Ernährungsumstellung vermittelt wird. Auch nicht bei einer Behandlung, die speziell auf das Übergewicht ausgerichtet ist. Weniger essen und mehr bewegen mag schön klingen, doch es ist nie von einem dauerhaften Erfolg geprägt, da der Hunger einfach zu übermächtig wird. Und dann wird den Betroffenen vorgeworfen, sie seien willensschwach. Doch solange der Blutzucker unter einer ärztlich empfohlenen Ernährung Achterbahn fährt, gibt es kaum jemand, der auf Dauer willensstark ist. Sieh dir dazu bitte die Grafik von Julia Tulipan an, die super darstellt, was im Körper passiert, wenn viele Kohlenhydrate gegessen werden. Dir ist das klar, mir ist das klar, was da passiert. Warum ist es vielen Ärzten nicht klar? Warum empfehlen sie keine Behandlung, die den Adipösen eine Chance geben könnte?

Gibt es Hoffnung für Adipöse?

Auch für Adipöse gibt es Hoffnung. Viele können mithilfe der LCHF-bzw. Keto-Ernährung ihr Leben neu gestalten. Tausende Erfolgsgeschichten gibt es dazu im Internet zu lesen.  Eine Erfolgsgeschichte begleiten wir, die von Carmela Mongelli-Lamprecht. Hier kannst du ihre Erfolgsgeschichte lesen.

Die gesundheitlichen Vorteile der LCHF- und Keto-Ernährung

Die LCHF- und Keto-Ernährung verhilft in den meisten Fällen zur Abnahme, leider nicht bei allen Menschen. Hier sind vor allem Frauen in oder nach den Wechseljahren betroffen, die schon eine echte Diät-Karriere hinter sich gebracht haben. Ein Trost habe ich aber auch für diese Frauen: Die gesundheitlichen Vorteile erlangst du dennoch und darauf solltest du dich konzentrieren:

  • große Appetitkontrolle[1]
  • höhere Energielevels
  • stabiler Blutzucker[2]
  • niedrigere Insulinspiegel[3]
  • Blutdrucksenkung[4]
  • reduzierte kardiovaskuläre Risikofaktoren[5]
  • Eliminierung oder Reduzierung der Medikation bei Diabetikern [6] [7]

 

Tatsächlich bestätigen Studien, dass es sinnvoll ist, sich mehr auf die Gesundheit und weniger auf die Gewichtsabnahme zu konzentrieren. Die Forschung zeigt, dass die LCHF- und Keto-Ernährung Diabetes, Fettleber und andere Stoffwechselkrankheiten verbessern kann, auch wenn keine Gewichtsabnahme stattfindet.[8] [9] [10]Daher empfehle ich dir: Lege den Fokus auf dein Befinden und nicht auf eine Zahl auf der Waage. Und wenn du durch die Ernährung gesünder wirst, benötigst du auch vielleicht keine akute Behandlung mehr bei deinem Arzt.

Der Vorteil einer Ernährung mit wenigen Kohlenhydraten

Der Hauptvorteil einer Ernährung mit wenigen Kohlenhydraten besteht darin, dass sie in der Regel dazu führt, dass weniger gegessen wird. Sogar ohne Kalorien zu zählen, neigen übergewichtige Menschen dazu, mit kohlenhydratarmer Ernährung weniger Kalorien zu sich zu nehmen.[11]

 

Zucker und Stärke können den Appetit steigern, während das Vermeiden dieser Komponenten den Appetit auf ein überschaubares Maß reduzieren kann.[12] Wenn das Sättigungsgefühl gut funktioniert, braucht es meist kein Zählen der Kalorien. Ist allerdings das Sättigungsgefühl gestört, ist es ratsam solange zu zählen, bis der Körper wieder die richtigen Signale sendet.

Interessante Studien

Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigte, dass Menschen, die abgenommen hatten, bei einer kohlenhydratarmen im Vergleich zu einer fettarmen Diät während der Gewichtserhaltung eine weitaus geringere Verringerung des Gesamtenergieverbrauchs (der Anzahl der innerhalb von 24 Stunden verbrannten Kalorien) erlebten – ein Unterschied von 300 Kalorien, um genau zu sein.[13]

 

2018 bestätigte eine noch größere und sorgfältiger durchgeführte Studie diesen stoffwechsel-schonenden Effekt: Verschiedene Gruppen von Menschen, die abgenommen hatten, verbrannten bei einer kohlenhydratarmen im Vergleich zu einer kohlenhydratreichen Diät durchschnittlich zwischen 200 und fast 500 zusätzliche Kalorien pro Tag.[14]

 

Ich hoffe, dass ich Adipösen Hoffnung machen und Normalgewichtige für die Problematik sensibilisieren konnte.

 

Was ich allen wünsche: Bleibe oder werde gesund und wenn du in Behandlung bist, dass es die für dich richtige ist,

deine Margret

 

Ein Leserkommentar von Gnubbel

Als selbst in die Thematik Involvierter (also kurz und ehrlich gesagt: Dicker) setze ich mich schon seit meiner Kindheit mit der verbreiteten Diskriminierung von unpopulären Körperformen auseinander. Ich denke, es wird höchste Zeit, mit ein paar gängigen Mythen aufzuräumen:

Was ist eigentlich „Übergewicht“? Körperfett ist eigentlich nichts weiter als gespeicherte Energie. Energie im physikalischen Sinne ist die älteste Währung der Welt, der Reichtum der Natur sozusagen, essenziell für jeden beliebigen Vorgang (erst recht für das Leben) und streng limitiert. Energie kann nicht wie das liebe Geld einfach aus dem Nichts gezaubert werden, sie ist entweder hier oder woanders – in letzterem Fall äußerst nachteilig für unsere Überlebenschancen. Deshalb kann sich kein Lebewesen leisten, dieses rare Gut einfach zu verschwenden. Und deshalb ist es auch ein genialer Schachzug der Natur, dass sie einen Stoff gefunden hat, der Energie für uns speicherbar und transportabel macht: das Fett.

Ja, Fett bedeutete in Zeiten von Nahrungsknappheit und Kälte pures Überleben, deshalb waren in „schlechten Zeiten“ dicke Frauen ein Schönheitsideal, einfach weil sie aufgrund ihrer Energievorräte die größten Chancen hatten, mehrere Geburten zu überleben. Ich kann mich noch dunkel an die Nachkriegszeit erinnern, damals waren die Mütter stolz auf ihre kleinen Wonneproppen, die ordentlich was zum Zusetzen hatten. Warum hat sich das heute ins Gegenteil verkehrt? Was ist da schiefgelaufen?

Nun, seit einigen Jahrzehnten verfügen wir in den reichen Industrieländern über ein üppiges Nahrungsangebot und ein exzellentes Gesundheitssystem. Sprich: Energie ist jederzeit überreichlich verfügbar, und Energiemangel bringt kaum jemanden mehr um (außer vielleicht ein paar Models, die es übertrieben haben). Deshalb sind körpereigene Energiereserven kein Überlebensvorteil mehr. In so einer komfortablen Situation, die von der Natur eigentlich gar nicht vorgesehen ist, bewahrheitet sich das Sprichwort: „Wenn dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis tanzen“. Da war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Werbeindustrie das spindeldürre Model Twiggy entdeckt und nach allen Regeln der Kunst hochgejazzt und die Kurven der Monroe aus den Köpfen verdrängt hatte. Den Rest besorgten Ancel Keys mit seiner „Sieben-Länder-Studie“ (für diesen Betrug musste er sich 1997 öffentlich entschuldigen, scheint nur kaum jemand mitgekriegt zu haben) und einige andere Exemplare aus dem wissenschaftlichen Gruselkabinett, während Diät- und Fitnessindustrie märchenhafte Profite einfuhren. Und an die Stelle der Hormone, die einem sagten, was Spaß macht und gut für Körper und Seele ist, trat der „innere Schweinehund“, den man auf Teufel komm raus zu bekämpfen hatte (erinnert irgendwie ans Mittelalter, wo man sich für seine fleischlichen Gelüste selbst ausgepeitscht hatte).

Warum können wir das Thema nicht einfach ganz entspannt sehen? Warum müssen wir Menschen alles um uns herum inklusive uns selbst in irgendwelche Normen pressen: Blutdruck von-bis, sonst gibt’s Betablocker, Cholesterin von-bis, sonst gibt’s Statine, BMI von-bis, sonst gibt’s Diät und Laufband. Und Pharma, Diät- und Fitnessindustrie verdienen sich dumm und dämlich. Was hatte eigentlich die Natur gemacht, als es noch keine Menschen und keine von ihnen erstellten Normen gab?

Warum müssen wir eigentlich alles Körperliche so überbetonen? Warum können wir nicht mal sagen: Sozialkompetenz von-bis, sonst Knigge? Unser Körper ist doch nicht der Mittelpunkt der Welt – genau genommen noch nicht mal unser eigener. Denn unser wichtigstes Organ, mit dem alle Funktionen gesteuert und alle Entscheidungen getroffen werden, ist das Gehirn. Und das Gehirn allein bestimmt, wie viel Nahrung wir aufnehmen müssen, um es satt zu kriegen, und wenn es für den Körper zu viel ist, weil wir uns vielleicht übermäßig gestresst (z.B. unseren „Schweinehund“ bekämpft) haben, dann hat er es gefälligst für schlechte Zeiten aufzubewahren, die wahrscheinlich nie kommen werden.

Wir sollten endlich davon wegkommen, die Menschheit in Dicke und Dünne einzuteilen. Körperfülle hat nichts mit Sozialkompetenz zu tun: Ich kenne dicke Menschen, die sind richtig dufte Typen, und dünne Menschen, die sind Stinkstiefel. Und ich kenne auch jede Menge Menschen, die haben viel abgenommen und sind zu Stinkstiefeln geworden. Und Körperfülle hat auch nur wenig mit Gesundheit zu tun: Meine Großtante war spindeldürr und ist an Diabetes (Typ 2) gestorben. Meine Großmutter war quadratisch-praktisch-gut und hat sich mit exzellenten Blutzuckerwerten letztendlich ins Grab gestresst. Mein Vater prahlt mit seinen 69 Kilo, friert ständig wie ein Schneider und plagt sich mit allen möglichen Krankheiten inklusive Prädiabetes rum. Und ich habe einen BMI jenseits von Gut und Böse, und nichts deutet auf eine Insulinresistenz hin (wie auch, ohne Kohlenhydrate^^). Wir sind doch so stolz auf unsere „bunte“ Republik mit ihren 58 Geschlechtern und 97 Hautfarben, warum spalten wir die Gesellschaft in Dicke und Dünne? Und vor allem: Warum machen wir Dicken da mit?

 

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(0) https://www.deutschlandfunkkultur.de/adipositas-wie-sich-stigmatisierung-auf-die-medizinische.976.de.html?dram:article_id=469496

[1] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25402637/

[2] https://www.nature.com/articles/s41430-017-0019-4

[3] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22905670/

[4] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22905670/

[5] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22905670/

[6] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3867584/

[7] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6104272/

[8] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31217353/

[9] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28750216/

[10] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5122212/

[11] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2633336/ und https://academic.oup.com/ajcn/article/87/1/44/4633256

[12] https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/obr.12230

[13] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3564212/

[14] https://www.bmj.com/content/363/bmj.k4583

 

Titelbild: seventyfourimages by Envato

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