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Die Woche der demenziellen Erkrankungen

Demenz – Diagnose oft zu voreilig!

Eine Demenz geht in der Regel weit über den Verlust der geistigen Fähigkeiten hinaus. Sie beeinträchtigt neben der Wahrnehmung auch das Verhalten und Erleben der Betroffenen. In der Welt, in der Demente leben, besitzen die Dinge und Erlebnisse häufig eine andere Bedeutung als in der Welt der Gesunden. Die Woche vom 19. bis 25. September steht im Zeichen der demenziellen Erkrankungen. Daher gehen wir heute näher auf die demenziellen Erkrankungen ein.

Die demenziellen Erkrankungen

Demenz

Die demenziellen Erkrankungen stehen diese Woche im Fokus

„Weg vom Geist“ oder „ohne Geist“ ist die wörtliche Übersetzung des Begriffs „Demenz“ aus dem Lateinischen. Damit ist bereits das Hauptsymptom von Demenzerkrankungen beschrieben, nämlich die Verschlechterung bis hin zum völligen Verlust der geistigen Leistung.

Die Schulmedizin definiert Demenz wie folgt: Chronisch-pro­gredien­te Störung der kogniti­ven, sozialen und emotiona­len Gehirn­funktionen, die ü­ber mindestens 6 Mona­te be­steht. Die Leitsymptome sind Gedächt­nis­verlust und chronische Ver­wirrt­heit. Die häu­figs­te Ur­sache ist die Alz­hei­mer-Demenz. Diagnosti­ziert wird klinisch-neurologisch, psychiatrisch, mit­tels krania­ler Bild­gebung so­wie Demenz-Tests. The­rapiert wird symptomatisch, u. a. mit Anti­dementi­va und kognitiv-aktivie­ren­den Ver­fahren.

Seit vielen Jahren versucht die Forschung einen entscheidenden Durchbruch in der Alzheimer-Forschung zu erlangen. Doch die Ergebnisse sind bisher niederschmetternd.

Ein Blick in die Welt einer Alzheimer-Patientin

„Es ist eine traumatische Erfahrung zu wissen, dass der Körper den Geist überleben wird.“

Die US-Amerikanerin Diana Friel McGowin ist erst eine Frau in den mittleren Jahren, als bei ihr Alzheimer diagnostiziert wird.

Manchmal stelle ich mir seltsame Fragen. Wenn ich keine Frau mehr bin, warum fühle ich mich wie eine? Wenn das Festhalten keinen Sinn mehr hat, weshalb will ich es denn mit aller Gewalt? Wenn meine Sinne nichts mehr empfinden, warum genieße ich dann immer noch das Gefühl von Satin und Seide auf meiner Haut? Wenn ich nicht mehr sensibel bin, weshalb bringen bewegende Liedertexte Saiten in mir zum Klingen? Jedes einzelne Molekül in mir scheint in die Welt herauszuschreien, dass ich existiere und dass diese Existenz für irgendeinen Menschen von Wert sein muss.

 

Diana Friel McGowin, 1994, US-amerikanische Autorin und Alzheimer-Patientin

Filme

Es gibt einige empfehlenswerte Filme zum Thema Demenz/Alzheimer. Einige möchte ich dir hier kurz vorstellen:

Still Alice

Die Sprachwissenschaftlerin Alice Howland steht mitten im Leben und führt eine glückliche Ehe. Jedoch verliert sie zunehmend die Orientierung und verwechselt schließlich sogar ihr vertraute Menschen. Die 50-jährige Professorin ist an Alzheimer erkrankt, will aber mit allen Mitteln versuchen, weiterhin ein normales Leben zu führen. Dies stellt nicht nur sie, sondern auch ihren Ehemann sowie die erwachsenen Kinder Lydia, Anna und Tom vor eine schwierige Herausforderung.

Honig im Kopf

Die elfjährige Tilda liebt ihren Großvater Amandus, doch dieser zeigt immer mehr die Symptome einer furchtbaren Krankheit. Seine zunehmende Vergesslichkeit und Hilflosigkeit stellen sich als Demenzerkrankung heraus. Bald scheint ein Umzug ins Heim unausweichlich. Tilda sieht dies jedoch völlig anders und beschließt, ihren Großvater zu retten. Gemeinsam begeben sie sich auf eine letzte große Reise zu dem Ort, den Amandus nie vergessen konnte: Venedig.

Mein Vater

Richard, Jochens Vater, leidet an Alzheimer. Als er eines Tages in ein Auto läuft, wird Jochen und seiner Frau Anja klar, dass er alleine nicht mehr zurecht kommt. Anja besteht darauf, dass sie ihn bei sich zu Hause aufnehmen. Darüber ist Jochen nicht besonders erfreut. Dank seines Vaters hatte er eine nicht gerade glückliche Kindheit. Richard geht es zusehens schlechter. Anja gibt ihre Arbeit auf, um für ihn da zu sein, Richard will sich aber nicht helfen lassen. Jochens Antrag auf Pflegehilfe wird abgelehnt, und auch seine Arbeit leidet unter den Zuständen, ebenso wie das Verhältnis zu seiner Familie. Als Richard dann in dem neuen Haus ein Feuer verursacht, wird es Anja zu viel – sie zieht aus. Jochen ist am Boden zerstört und hin- und hergerissen: Er möchte seinen Vater, den er inzwischen zu lieben gelernt hat, beschützen – und hofft aber gleichzeitig, Richard würde einfach verschwinden.

Die aktuelle Situation

Derzeit gibt es weltweit schätzungsweise 50 Millionen Fälle von Alzheimer und Demenz, davon 7,5 Millionen in Westeuropa und 5 Millionen in Nordamerika. Es wird erwartet, dass diese Zahlen in den nächsten 30 Jahren um mehr als 200% steigen und bis 2050 weltweit 150 Millionen Fälle erreichen werden.[1]

 

Zu den veränderbaren Risikofaktoren für Alzheimer gehören Typ-2-Diabetes, Fettleibigkeit, metabolisches Syndrom und Bluthochdruck.[2] [3]

Alzheimer: Ein weiterer Rückschlag für die Amyloid-Hypothese

Vor zwei Jahren gab es einen weiteren herben Rückschlag in der Alzheimer-Forschung: Die Anti-Amyloid-Therapie, die bei familiärem Alzheimer den Durchbruch bringen sollte, wurde als gescheitert erklärt. „Die Anti-Amyloid-Antikörper Gantenerumab (Roche) und Solanezumab (Eli Lilly) haben in einer Phase-II/III-Studie gegen familiäre Alzheimer-Demenz den primären Endpunkt verfehlt“, meldeten die Pharmaunternehmen Roche und Lilly. Es ist also klar, die Alzheimer- bzw. die komplette Demenzforschung muss einen anderen Weg gehen. Stellt sich für uns die Frage: Wann endlich kommt die Ernährung ins Spiel? Schließlich sind Fehlschläge stets eine Chance für neue Pfade. Dürfen wir auf eine neue Richtung hoffen? Denn die Forschung außerhalb der üblichen Schulmedizin hat gezeigt, dass die Risikofaktoren für demenzielle Erkrankungen durch einen kohlenhydratarmen oder ketogenen Lebensstil kontrolliert oder verbessert werden können.[4] [5] [6]

Hoher Blutzucker sorgt für eine schnellere Verschlechterung bei demenziellen Erkrankungen

Am 25. Januar 2018[7] wurde eine Studie publiziert, die den engen Zusammenhang zwischen einem hohen Blutzuckerspiegel und frühen Demenzsymptomen bestätigt:

Die Studie folgte 5189 Menschen über 10 Jahre und ergab, dass Menschen mit hohem Blutzucker eine schnellere Verschlechterung ihrer kognitiven Fähigkeiten aufwiesen, als Patienten mit normalem Blutzucker – unabhängig davon, ob es sich um Diabetiker handelte oder nicht. Mit anderen Worten, je höher der Blutzucker war, desto schneller verschlechterten sich die kognitiven Fähigkeiten.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2020 [8]zeigt, dass Ketone die Nervenverbindungen des Gehirns „stabilisieren“, während Glukose sie destabilisiert.

Hohe Blutzuckerwerte im Gehirn

Schon im Jahr 2017 beschrieben Wissenschaftler und Pathologen, dass in Gehirnen von Verstorbenen mit der Alzheimer-Erkrankung hohe Blutzucker zu finden waren. Was entdeckten die Forscher bei ihren Untersuchungen?

  • Je höher der Blutzucker im Gehirn, desto ausgeprägter waren die Alzheimer-Symptome, bevor die Person starb.
  • Die Zellen im Gehirn hatten Schwierigkeiten, Energie aus Glukose zu verwerten.
  • Ein hoher Blutzucker im Gehirn korrelierte mit den Personen, die schon viele Jahre vor ihrem Tod einen hohen Blutzucker hatten.

Insulinresistenz im Gehirn

Die Insulinresistenz im Gehirn fördert den Gedächtnisverlust, dies bestätigten Forscher der Universität Tel Aviv in einer Studie.[9] Fast 500 Patienten beendeten die Studie, die mehr als 20 Jahre dauerte. Allerdings waren überwiegend Männer an der Studie beteiligt, sodass nicht sicher ist, ob die Ergebnisse auf Frauen zu übertragen sind.

 

Die Insulinresistenz führt zu einer Verwertungsstörung von Glukose im Gehirn, das wurde 2015 mit dieser Studie[10] bestätigt. Kann Glukose nicht mehr zur Energieversorgung herangezogen werden, muss ein alternativer Brennstoff her. Zum Beispiel Ketonkörper und somit sind wir bei einer strikten LCHF- bzw. Keto-Ernährung angelangt. Ketonkörper können das Gehirn mit Energie versorgen und damit wäre das Problem gelöst!

 

Passend zu diesem Thema der demenziellen Erkrankungen ist dieser Beitrag von unserer Kollegin Ulrike Gonder:

 

Fette Wissenshäppchen

Ulrike Gondervon Dipl. oec. troph. Ulrike Gonder

 

Richtig essen, statt vergessen: Eine ketogen modifizierte mediterrane Ernährung verbessert bei Patienten mit milden kognitiven Beeinträchtigungen das Mikrobiom und Demenz-relevante Biomarker

 

Quelle: Nagpal, R et al.: Modified Mediterranean-ketogenic diet modulates gut microbiome and short-chain fatty acids in association with Alzheimer’s disease markers in subjects with mild cognitive impairment. EBioMedicine. 2019;47:529-542, online publiziert am 30.8.2019

 

Eine mediterrane Ernährung hat sich mehrfach als günstig für die Gehirngesundheit erwiesen. Allerdings gibt es verschiedene Ansichten und „Definitionen“ einer mediterranen Kost. So gehen Fleisch und Milchprodukte oft überaus negativ, Getreide und Hülsenfrüchte dagegen äußerst positiv in die Bewertung der Ernährungsweise ein. Die Demenzforscherin Martha Morris vom Rush Universitätsklinikum in Chicago modifizierte daher die Scores, anhand derer in Studien beurteilt wird, ob sich jemand mediterran ernährt. Sie gestaltete den Score für Ihre Studien unter anderem getreide- und kohlenhydratärmer. Und fand, dass das Einhalten dieser modifizierten mediterranen Ernährungsform noch besser mit einem geringeren Alzheimerrisiko korrelierte als andere Varianten (Morris, M et al.: Alzheimers Dement 2015;11:1007-1014). Amerikanische Forscher gingen nun noch einen Schritt weiter und untersuchten den Einfluss einer ketogenen Variante der mediterranen Ernährung und zwar auf Marker der Hirngesundheit und auf das Mikrobiom.

 

Was wurde gemacht?

In ihrer randomisierten, doppeltblinden Pilotstudie aßen 17 ältere Probanden, von denen 6 kognitiv unauffällig waren und 11 milde kognitive Einschränkungen aufwiesen (MCI, Mild Cognitive Impairment, einer Vorstufe der Alzheimer-Demenz) jeweils sechs Wochen lang nach den Vorschriften der amerikanischen Herzgesellschaft (AHA-Diät, max. 40 g Fett/Tag) sowie eine relativ proteinreiche, ketogene mediterrane Kost (KMed-Diät), die maximal 20 g Carbs enthalten und deren Kalorien zu 60-65 Prozent aus gesunden Fetten stammen sollten. Die Teilnehmer erhielten Pläne und Rezepte sowie in der KMed-Gruppe zusätzlich natives Olivenöl. Zwischen den beiden Diätphasen lag eine sechswöchige Pause.

 

Was kam heraus?

  • In Stuhluntersuchungen zeigte sich zu Beginn kein Unterschied in der Vielfalt der Darmbewohner. Allerdings unterschied sich deren Zusammensetzung. So beherbergten Probanden mit MCI mehr Firmicuten, dafür aber weniger Bacteroideten, was auf eine Dysbiose hinweist.
  • Die Verteilungen im Stuhl-Mikrobiom korrelierten mit verschiedenen Biomarkern für eine Alzheimer-Erkrankung in der Rückenmarksflüssigkeit (CSF) der Probanden.
  • Beide Diäten beeinflussten das Mikrobiom, und zwar unterschiedlich und unterschiedlich intensiv bei kognitiv normalen und eingeschränkten Personen.
  • Beide Diäten beeinflussten die Menge an Milchsäure (Laktat) und kurzkettigen Fettsäuren (Acetat, Propionat und Butyrat) im Stuhl unterschiedlich. Beispielsweise stieg der Butyratgehalt im Stuhl unter der KMed-Diät an, bei AHA-Diät sank er. Butyrat ist u. a. für seine nerven- und darmzellschützenden Effekte bekannt. Es entsteht im Darm aus fermentierbaren Ballaststoffen.
  • Veränderungen im Mikrobiom korrelierten mit der Menge an unerwünschten Amyloid- und Tau-Proteinen in der Rückenmarksflüssigkeit der Probanden.

 

Es handelt sich um eine kleine Pilotstudie, die nicht überbewertet werden darf. Sie deutet aber an, dass die Zusammensetzung sowie Veränderungen des Mikrobioms und deren Korrelation mit Biomarkern in der Rückenmarksflüssigkeit zur Früherkennung, Diagnostik oder Verlaufskontrolle einer Alzheimer-Demenz nützlich sein können. Sie deutet auch darauf hin, dass eine ketogene mediterrane Ernährung hirnschützender wirken könnte als eine fettarme Ernährung, unter anderem via Mikrobiom. Mit einer wohl formulierten LCHF-Ernährung scheint man daher auch bei ersten kognitiven Auffälligkeiten auf dem richtigen Weg zu sein.

 

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Margret Ache und Iris Jansen

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[1] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21255744/

[2] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25084549/

[3] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32025250/

[4] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29522789/

[5] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27059106/

[6] https://drc.bmj.com/content/5/1/e000354

[7] https://link.springer.com/article/10.1007/s00125-017-4541-7

[8] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32127481/

[9] https://content.iospress.com/articles/journal-of-alzheimers-disease/jad161016

[10] https://jamanetwork.com/journals/jamaneurology/fullarticle/2398420

 

Titelbild: ©-Osterland – Fotolia.com

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