Schweden ist das Mutterland der LCHF-Ernährung und Lars Erik Litsfeldt hat damit vor über 10 Jahren seine Diabetes-Erkrankung besiegt. Vor zwei Jahren entdeckte er die positive Wirkung von Bohnen in Kombination mit der Low-Carb-Ernährung. Lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:
Lass Bohnen Deine Gesundheit verbessern
von Lars Erik Litsfeldt aus dem Low Carb – LCHF Magazin 3 / 2017
Für mich ist es eine große Ehre, einen Artikel im deutschen LCHF Magazin publizieren zu dürfen. Ich war sehr glücklich, als ich gefragt wurde. Ich freue mich darauf, über unsere neuen Erkenntnisse zu informieren, nämlich über resistente Stärke und wie sie Blutzucker und Gewicht beeinflussen kann. Da dies ein Magazin über LCHF ist, gibt es bestimmt viele, die zurückschrecken, wenn ich sage, dass Bohnen nützlich sein können. Wir wissen schließlich, dass sie viele Kohlenhydrate enthalten.
Ich habe mehr als zehn Bücher geschrieben, die meisten handeln von LCHF und Diabetes. Mein letzter Beitrag ist eine Anthologie über Diabetes, „Diabetes Unpacked“ zusammen mit vielen Schriftstellern aus der ganzen Welt. Das war natürlich ein besonderes Erlebnis und ich fühlte mich sehr geehrt, einen Beitrag beisteuern zu können. Was ich aber hier schreiben möchte und von dem ich glaube, dass es die Leser interessiert, ist über das Buch „Lass Bohnen dein Leben verändern“. Es handelt, wie schon geschrieben, von resistenter Stärke.
Vor ein paar Jahren hörte ich den Begriff „resistente Stärke“ zum ersten Mal und ich bekenne, dass ich davon nichts hielt. Für mich fühlte es sich so an, als wolle ein gerissener Schriftsteller in die Schlagzeilen kommen, um mehr Bücher zu verkaufen. Es war die Rede davon, dass Stärke in gewisser Weise den Blutzuckerspiegel senken könnte. Am meisten wurde über kaltes Kartoffelmehl gesprochen. Wie Sie nachvollziehen können, glaubte ich nicht daran. Die Sache wurde für mich nicht leichter, als mein guter und extrem gebildeter Freund, Per Wikholm, auch ernsthaft über die falsch verstandene resistente Stärke zu sprechen begann. Doch dann vergaß ich für einige Jahre alles zu diesem Thema, bis es mir in der Facebook-Gruppe „Smarta Diabetiker“ wieder begegnete. Ich las mehrere Beiträge von einem gewissen Patrik Olsson, er behauptete immer wieder, durch das Essen von Bohnen habe er einen niedrigeren Blutzucker als früher.
Schließlich wurde ich so neugierig, dass ich Patrik Olsson kontaktierte und fragte, ob ich einen Artikel für das schwedische LCHF-Magazin über ihn schreiben könnte. Doch umso länger wir im Gespräch waren, umso klarer wurde mir, dass mehr Menschen als nur die Leser des Magazins von diesen Ergebnissen erfahren müssen. So war es also schon das Buch, über das wir sprachen. Zuerst wurde ein Artikel publiziert und dann folgte das Buch.
Im Alter von vier Jahren wurde bei Patrik Diabetes-Typ-1 diagnostiziert. Schon im frühen Erwachsenenalter bekam er Probleme mit seinem Sehvermögen. Zuerst mit dem rechten Auge, auf dem er blind wurde. Sieben Jahre später verschlechterte sich das Sehvermögen auf dem linken Auge zunehmend. Eine Operation war der letzte Versuch, die Sehkraft zu retten, doch es gelang nicht. Nach einer anfänglichen Depression fasste Patrik neuen Mut und begann mit Krafttraining wieder in Form zu kommen. Er gründete auch mit seiner heutigen Freundin eine Facebook-Gruppe namens „Smarta Diabetiker“. Das Ziel der Gruppe ist, Diabetikern zu helfen, so gut wie möglich mit ihrer Erkrankung zu leben.
Patrik baute zwar durch das Training Muskeln auf, hatte allerdings trotzdem zu viel Körperfett. Vielleicht lag es daran, dass er etwa 100 Einheiten Mahlzeiten-Insulin pro Tag spritzen musste, eine hohe Dosis. Insulin ist ein fetteinlagerndes Hormon. Nach einer Weile begann er, Bücher „zu lesen“, was er bis dahin kaum gemacht hatte. Natürlich sprechen wir von Hörbüchern. Eines der Bücher, die er hörte, war mein Buch Fettskrämd (Fettangst). Dort habe ich geschrieben, dass mehr Fett und weniger Kohlenhydrate gegessen werden sollen. Das hielt Patrik zuerst für verrückt. Aber je mehr er hörte, desto logischer erschien ihm alles. Er beherzigte die Ratschläge aus meinem Buch, mit dem Ergebnis, dass er von 100 auf 20-30 Einheiten Insulin pro Tag reduzieren konnte.
Eines Tages traf Patrik einen guten Freund in der Stadt, der vorschlug, dass er anfangen sollte, Bohnen zu essen, da sie resistente Stärke enthalten, die gut für Blutzucker und Gewicht wäre. Patrik dachte, dass sei noch verrückter als Fett zu essen. Doch durch seine positiven Erfahrungen mit mehr Fett, gab er auch den Bohnen eine Chance. Das Ergebnis war unglaublich. In 2,5 Monaten nahm er 26 Kilogramm ab, und das Mahlzeiten-Insulin konnte er auf 0 bis 10 Einheiten reduzieren, je nachdem wie viel er trainierte.
Patrik schlug seiner neuen Freundin Maria Ahlberg vor, ebenfalls Bohnen zu essen. Sie hatte Gewichtsprobleme und kämpfte gegen jedes Pfund. Sie war keine Diabetikerin, hatte jedoch einen Prädiabetes. Mit einem Gewicht von 120 Kilo hatte sie angefangen LCHF zu essen und mit einem persönlichen Trainer ein Sportprogramm begonnen. Damit hatte sie es geschafft, auf 100 Kilogramm zu kommen. Doch dann war Stillstand, sie nahm nicht weiter ab. Maria begann Bohnen zu essen und gab das Training mit dem Personalcoach auf. Stattdessen setzte sie auf kurze intensive Trainingseinheiten und verlor 40 Kilogramm Gewicht. Also hat sie insgesamt 60 Kilo abgenommen.
Doch was ist es, was die Bohnen so einzigartig macht? Patrik und ich sind uns ziemlich sicher, dass die resistente Stärke in den Bohnen viel bewirkt. Resistente Stärke ist eine besondere Form von Stärke, die durch den Darmtrakt in den Dickdarm gelangt und den guten Darmbakterien als Nahrung dient. Die „normale“ Stärke wird allerdings in Glukose umgewandelt und erhöht den Blutzucker signifikant bei denen, die Diabetes haben oder Prädiabetiker sind.
Wenn Sie einige Bohnen vor Ihrer Mahlzeit essen, kann der GI-Index dadurch gesenkt werden – so kann der Blutzucker ebenfalls gesenkt werden. Resistente Stärke macht es für die Magenbakterien leichter Buttersäure zu produzieren. Buttersäure hat mehrere gute Eigenschaften. Unter anderem kann sie folgenden Einfluss haben
- Weniger Entzündungen im Körper
- Höhere Insulinempfindlichkeit
- Niedrigeren Blutzucker nach den Mahlzeiten
- Bessere Aufnahme von Magnesium
Bohnen enthalten eine Form von Lektin, die die Umwandlung von Stärke zu Zucker reduziert. Dies führt zu einem niedrigeren und gesünderen Blutzucker mit einer geringeren Ausschüttung des fetteinlagernden Hormons Insulin. Resistente Stärke kann das Hormon GLP-1 freisetzen, das die Insulinfreisetzung verstärkt (senkt den Blutzucker), es erhöht das Sättigungsempfinden und durch die langsamere Magenentleerung und langsameren Darmbewegungen kommen wir mit weniger Nahrung aus und können Gewicht verlieren.
Die Darmflora ist äußerst interessant und man beginnt mehr und mehr die zwei Kilo Bakterien als Organ im Körper zu sehen, statt nur als lästige Bakterien wahrzunehmen. Es wurde festgestellt, dass die Bakterien miteinander und auch mit dem Gehirn über den Vagusnerv kommunizieren können. Die meiste Kommunikation geht vom Darm zum Gehirn, was für viele ein bisschen überraschend sein mag. Immer mehr Funktionen im Körper scheinen mit der Darmflora assoziiert zu sein. Es gab Versuche, die Darmflora auszutauschen, und dadurch wurden dünne Menschen dick und dicke Menschen dünn. Es eröffnen sich erstaunliche Behandlungsmethoden, die wir nur erahnen können.
Man sollte Respekt vor seiner Darmflora haben. Antibiotika sollten nur bei Bedarf genommen werden. Sie stellen ein enormes Problem für die Darmbakterien dar, da sie viele Bakterien abtöten. Wenn Ihr Arzt jedoch ganz gezielt ein Antibiotikum einsetzt, kann das ein großer Vorteil sein, da nicht mehr Bakterien als nötig absterben.
Übersetzt von Margret Ache/LCHF Deutschland
Das Buch von Lars Erik Litsfeldt und Patrik Olsson steht in Schweden auf der Bestsellerliste. Wir durften beide persönlich kennenlernen und sind begeistert, welche Möglichkeiten Bohnen für viele Menschen bieten. Jedoch möchten wir auch darauf hinweisen, dass nicht alle Menschen von Bohnen profitieren. Daher ist es wichtig, selbst zu testen und zu beobachten, was passiert.
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Titelbild: Fotolia – ©-nathanipha