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Weniger Kohlenhydrate: Verlust oder Gewinn?

Bringt eine Ernährungsumstellung bei Fibromyalgie Vorteile? Lassen wir eine Betroffene zu Wort kommen, die sich viel Wissen erworben hat, u.a. in der Ausbildung zum Gesundheits- und Ernährungscoach. Carola Schröder hat sich die Frage gestellt, ob weniger Kohlenhydrate einen Verlust oder einen Gewinn darstellen.

Weniger Kohlenhydrate: Verlust oder Gewinn.

Carola Schröder: Weniger Kohlenhydrate

 

von Carola Schröder aus dem  Low Carb – LCHF Magazin 2/2018 .

 

Seit einigen Jahren begleite ich (im Rahmen der Selbsthilfe) Menschen bei einer komplementären Therapie zur Behandlung der Fibromyalgie, einer unheilbaren und äußerst schwer therapierbaren Schmerzerkrankung. Einer von mehreren wichtigen Bausteinen dieser Therapie ist die kohlenhydratreduzierte Ernährung zur Stabilisierung des Blutzuckers.

 

Die Fibromyalgie entsteht in der Regel schubweise und in kleinen Schritten während vieler Jahre und Jahrzehnte. So sind also nicht alle Betroffenen in der gleichen Situation. Manche können z.B. trotz ihrer Beschwerden noch arbeiten, andere wiederum sind größtenteils bettlägerig. Die meisten befinden sich irgendwo dazwischen.

 

Als Ernährungscoach begleite ich außerdem Menschen, die z. B. abnehmen wollen, einen Reizdarm haben oder dem drohenden Typ-2-Diabetes entfliehen möchten und auch im Privaten gibt es ab und zu Gespräche über Low Carb & Co. Ich bin immer wieder überrascht über die unterschiedlichen Reaktionen, wenn das Gespräch auf die Ernährung kommt. Während einige praktisch zu allem bereit sind, gibt es wiederum andere, die sehr am Gewohnten festhalten möchten und sich eine Ernährung mit wenig Kohlenhydraten nicht wirklich vorstellen können. Da kommen dann Aussagen wie „das könnte ich nicht“ oder „auf Brot und Kartoffeln kann ich nicht verzichten“. Manchmal höre ich auch „hab ich schon versucht und nicht durchgehalten“.

 

Diese Reaktionen zeigen mir zum einen, dass noch viel Aufklärung nötig ist und zum anderen, wie mächtig die Kohlenhydrate sein können. Eine Aussage, mit der ich auch häufiger konfrontiert werde, ist diese: „Ich habe schon so viel an Lebensqualität verloren, da will ich nicht auch noch auf das letzte bisschen Genuss verzichten“.

 

Leider sehen manche Menschen die Reduzierung der Kohlenhydrate nicht als Chance, sondern als großen Verlust an. Und viele können sich nicht vorstellen, dass „anders“ essen so viel zu ihrem Wohlbefinden beitragen kann. Die Vorstellung, morgens nicht in ein weiches, weißes Brötchen beißen zu können, macht Angst. Und diese Angst ist größer als die Hoffnung, mit einer Low-Carb-Ernährung etwas bewirken zu können.

 

Die Fibromyalgie-Betroffenen müssen aufgrund ihres Reizdarms, einem häufigen Beschwerdebild, bereits auf viele Nahrungsmittel verzichten. Dazu kommt, dass diese Krankheit in den allermeisten Fällen von starker Erschöpfung begleitet wird. Ich kenne Betroffene, die nicht mehr die Kraft haben, 20 Minuten oder länger in der Küche zu stehen, um sich nahrhaftes Essen zuzubereiten. So landen eben schnell gekochte Nudeln mit Fertigsauce auf dem Tisch oder irgendeine Konserve. Diese Betroffenen versuchen mit größter Anstrengung, irgendwie klar zu kommen. Oft können sie sich auch nur noch schwer konzentrieren. Es fehlt einfach die Energie!

 

Der Weg zu mehr Wohlbefinden

Beeren haben weniger Kohlenhydrate als anderes Obst

Aus welchen Gründen auch immer Sie eine kohlenhydratarme Ernährung für sich in Erwägung ziehen und diesen Beitrag lesen, ich möchte Ihnen Mut machen! Vergleichen Sie diese Ernährungsumstellung doch mit einem geplanten Wohnungswechsel in eine schönere Umgebung: Manche Ihrer Gewohnheiten können Sie beibehalten, aber einige Dinge sind völlig anders und Sie müssen sich erst neu orientieren und sich daran gewöhnen. Vielleicht ist Ihnen zu Beginn etwas unbehaglich und Sie können nicht alles so einrichten wie in der alten Wohnung. Aber nach kurzer Zeit fühlen Sie sich in Ihrer neuen Umgebung wohl, haben dort nachts vielleicht mehr Ruhe oder einen schöneren Ausblick.

 

Für Menschen mit einer schweren Erkrankung ist dieses Vorhaben sicherlich viel schwieriger zu bewältigen als für einen Gesunden. Aber es ist eine unglaublich große Chance, in vielerlei Bereichen Verbesserungen zu erleben. Ich bin als chronisch kranker Mensch selbst diesen Weg gegangen. Sicherlich war das alles schwierig, aber schwierig war das Leben mit Fibromyalgie vorher auch schon.

 

Von Anfang an habe ich die Ernährungsumstellung als Gewinn empfunden, nicht als Verlust. Es ist toll, wenn man nach dem Mittagessen nicht mehr in ein „Koma“ fällt, gegen das man sich
nicht wehren kann! Und es ist solch eine Verbesserung der Lebensqualität, wenn man nachts nicht alle zwei Stunden wach wird oder stundenlang wach liegt. Welch eine Bereicherung, wenn man sich wieder gut durchblutet fühlt, der Bauch nicht mehr zickt, wenn man klarer denken kann und mehr Energie hat! Es fiel mir nicht schwer, für diese Bereicherung in meinem damals so armseligen Leben auf Brötchen, Kartoffeln und Nudeln zu verzichten. Natürlich haben diese Verbesserungen teils auch ihre Zeit gebraucht und ich musste erst die richtige Low-Carb-Nische für mich finden.

 

Erkrankungen wie Fibromyalgie und weitere kann man natürlich nicht einfach so „wegessen“. Sie sind trotzdem da und bedürfen zusätzlicher Behandlung. Aber man unterstützt und entlastet seinen kranken (oder auch gesunden) Körper sehr, wenn man statt vieler Kohlenhydrate reichlich Gemüse mit vielen gesunden Fetten und eine moderate Portion an Fleisch, Fisch oder Eiern zu sich nimmt. Ergänzend dazu vielleicht Kräuter, Beeren und Nüsse. Mit diesen natürlichen Lebensmitteln in möglichst hochwertiger Qualität erhält der Körper wichtige Nährstoffe, Energie und Sättigung. Ja, es ist etwas völlig anderes als vorher, aber diese absolut körpergerechte Ernährung tut gut und liefert Wohlbefinden und Zufriedenheit, denken Sie an den Wohnungswechsel! Schon nach kurzer Zeit werden Sie feststellen, dass man sehr gut Eier mit Champignons und reichlich Butter zum Frühstück essen kann, statt weicher Pappbrötchen mit süßer Marmelade. Sie sind stundenlang satt, haben Energie und denken gar nicht mehr ans Essen.

 

Kleine Hürden

Der Einstieg in die kohlenhydratarme Ernährung wird meist von einer kurzen Umstellungszeit begleitet, in der es zu Kopfschmerzen, Mattigkeit oder Gereiztheit kommen kann. Viele Menschen kennen das auch vom Fasten. Der Körper benötigt ein paar Tage, um seine Energie aus den nun zugeführten Fetten zu gewinnen. Es ist wie ein kleines Nadelöhr, durch das man geht und anschließend mit neuem Wohlbefinden belohnt wird.

 

Nicht immer läuft es die ganze Zeit perfekt. Aus den verschiedensten Gründen kann es manchmal zu Problemen kommen, zum Beispiel bei Unverträglichkeiten oder bei nicht ausreichender Sättigung und vielem mehr. Das ist bei der herkömmlichen Ernährung nicht anders. Die LCHF Deutschland Akademie bildet Coaches aus, die für diese und andere Fälle ansprechbar sind oder unterstützen können, wenn jemand bei der Ernährungsumstellung einfach etwas an die Hand genommen werden möchte. Sie finden die zertifizierten Gesundheits- und Ernährungscoaches auf den Seiten der Akademie www.lchf-deutschland.de.

 

Zurück zum Menschsein

 

Der Mensch stammt aus der Natur und hat viele Millionen Jahre mit ihr gelebt. Davon ist uns im Zeitalter der Industrialisierung und dem jetzigen Zeitalter der Digitalisierung immer mehr abhanden gekommen, während sich der Körper nicht wesentlich verändert hat. Wir leben oft nicht mehr im Rhythmus der Natur, weder während des Tages noch während der Jahreszeiten. Wir verhalten uns nicht mehr körpergerecht, da wir z.B. aus beruflichen Gründen viel sitzen müssen oder immer im Stress sind. Es fehlt uns neben einer körpergerechten Ernährung auch an Licht, Luft, Bewegung und erholsamem Schlaf. All das brauchen wir aber, um richtig funktionieren zu können und all das hat enormen Einfluss auf den gesundheitlichen Zustand unseres Geistes, unseres Körpers und unserer Seele. Sie sehen, eine Riesenbaustelle! Aber eine, die es lohnt, angegangen zu werden. Ich hoffe, dass ich mit meinen Zeilen den einen oder anderen Leser zum Nachdenken anregen konnte und grüße Sie ganz herzlich.

 

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Bildrechte: Carola Schröder

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