Ketogene Ernährung bei Krebs
Ketolumne IV: Auf Reisen
Ketogene Ernährung bei Krebs
von Christiane Wader
Nun ist man schon seit einiger Zeit ein ketogener Patient und hat sich zu Hause gut mit der neuen und spannenden ketogenen Küche arrangiert. Vielleicht hat man sich bereits getraut, einige Male Essen zu gehen. Die ersten Restaurantbesuche sind sicherlich spannend und bringen jeweils neue Erfahrungen mit sich. Mit der Zeit wird man routiniert bestellen können. Doch wie verhält man sich am besten zu Besuch bei der Familie oder bei Freunden? Was isst man unterwegs bei einem Stadtbummel? Und wie organisiert man sich auf Reisen? Wie funktioniert das ketogene Essen auf der Auto-/Busfahrt, dem Flug und im Hotel oder dem gemieteten Appartement? Der Wunsch nach Normalität und sorgenfreiem „Essens-Alltag“ ist allgegenwärtig… und erfüllbar!
Der Ketorianer ist es mittlerweile gewöhnt, einiges in der Küche vorbereiten zu müssen. Dies ist unterwegs nicht anders. Ein wenig Planung ist meist wichtig, aber nicht in jeder Situation Voraussetzung. Gerade der Stadtbummel oder allgemein ein paar Stunden außer Haus lassen sich leicht mit einer Packung Macadamianüsse, Bifis und kleinen Gurken überbrücken. In der Großstadt gibt es meist mehr Möglichkeiten „ketogen“ einzukehren, vermehrt sprießen Salatbars aus dem Boden. Antipasti sind ein Vorspeisentrend, der eine hervorragende ketogene Mini-Mahlzeit darstellt. Ebenfalls sind beliebte Fastfood-Speisen, auch wenn diese überwiegend nicht besonders vitaminreich sind, lecker in low carb und high fat umstellbar. Eine Bratwurst mit Mayonnaise kann man überall bestellen, oft auch mit Salat (selbstverständlich ohne Dressing, Öl und Essig separat bestellen). Gyros mit Tsatsiki ist ebenfalls ein tolles Fastfood, hier kann man ebenso den Fettanteil anhand des Olivenöls über dem Beilagensalat erhöhen.
Bei längeren Autofahren werden die Keto-to-go-Mahlzeiten eingepackt. Zusätzlich könnte man hartgekochte Eier mit Tubenmayonnaise und kleine Salatgurken mitnehmen. Lecker und in einer Plastikschüssel transportierbar sind gebackene Eier-Muffins. Hierfür legt man Muffinförmchen mit Schinken oder Speck aus und füllt sie je nach Geschmack mit Gemüse, Kräutern, Käse und Ei. Bei 180° Grad im Ofen entstehen in ca. 15-20 Minuten tolle Snacks.
Bei einem Treffen am Nachmittag kann der Ketorianer mit selbstgebackenen Muffins aus gemahlenen Mandeln und Kokosmehl auftrumpfen. Je nach Geschmack kann man diese mit Vanille, Zimt, Orange/Zitrone, Mohn, Espresso und/oder Backschokolade variieren. Kinder aßen bisher mit Freude jegliche Muffins oder Trockenkuchen und sind damit der beste Beweis, dass ketogene Süß-Backwaren keinen Verzicht, sondern Genuss bedeuten können. Auf Kaffeekränzchen waren auffällig oft die ketogenen Kuchen zuerst verspeist und das, obwohl diese nicht gekennzeichnet waren. In Cafés sollte man mutig nachfragen, ob man seine mitgebrachte Backware verzehren dürfe, da die angebotenen Backwaren auf Grund des verwendeten Mehls und Zuckers nicht konsumiert werden dürften. Bisher waren jegliche Bedienungen äußerst aufgeschlossen.
Im normalen Alltag komme ich mittlerweile komplett ohne die sogenannten Nachbauten aus (z.B. Brot oder Kuchen komplett ohne kohlenhydratlastige Komponenten zubereitet). Dies ändert sich bei Besuchen bei der Familie oder bei Freunden. Es ist aufwendig, den perfekten ketogenen Einkaufszettel weiterzugeben. Auch ändert sich je nach Supermarkt das jeweilige Angebot. Man kann sicherlich nicht erwarten, dass alle Zutaten meines täglichen Bedarfs in anderen Haushalten vorhanden sind oder Einzug halten. Mit der Zeit werden aber immer mehr ketogene Bestandteile vorhanden sein. Man kann beispielshalber einfache Rezepte mit möglichst gewöhnlichen Zutaten weitergeben. Wir haben unseren Alltag schrittweise umgestellt. Unser Umfeld lernt mit der Zeit ebenso, uns zu unterstützen.
In fremden Haushalten ist es am einfachsten, mit selbst gebackenem Brot/Brötchen zu frühstücken. Es gibt im Internet, wie auch in mittlerweile existierenden ketogenen oder lowcarb-Backwaren vorzubereiten. Diese sind, falls gewünscht, ebenso für einen Hotel- oder Appartement-Aufenthalt geeignet. Bei einem längeren Aufenthalt außerhalb von zu Hause kann man sich Backmischungen vorbereiten oder eine Art Knäckebrot vorbacken. Gerade für das südliche Ausland und/oder bei Reisen mit wenig Kühlmöglichkeiten hat sich Hartgebackenes als äußerst praktisch .erwiesen.
Hotels bieten meist ein Frühstücksbuffet an. Jegliche Eierspeise ist z.B. mit Gurke, Tomate, Avocado und Butter kombiniert ein sehr leckeres Frühstück. Somit ist ein Hotelaufenthalt eine sehr einfache und meist aufwandsarme Möglichkeit, die erste Mahlzeit des Tages zu sich zu nehmen. Der Ketorianer steht im Supermarkt lange vor den Regalen und sucht diejenigen Produkte mit den wenigsten Kohlenhydratangaben heraus. Da ein Hotel/eine Pension diesen Anspruch meist nicht verfolgen kann, hat ein dort angebotener Naturjoghurt meist einen relativ hohen Kohlenhydratanteil. Hier kann man mit geringer Menge dieses Proteins, gemischt mit nativem Kokosöl, sein Frühstück gegebenenfalls abwechslungsreich ergänzen. Wer auf sein „Müsli“ nicht verzichten möchte, kann mit vorgebackenem Granola (z.B. aus diversen Nüssen, Saaten mit Kokosmus oder Eiweiß), nativem Kokosöl und Milch (Mandelmilch hat weniger Kohlenhydrate und könnte mitgebracht werden) oder Joghurt/Quark ein leckeres Frühstück zaubern.
Für Fernreisen bereite ich meist ein paar der schon erwähnten, schnell und gut transportierbaren Speisen für den Anreisetag und den Flug vor. Selbst die Wahlmöglichkeit des Diabetiker-Essens im Flugzeug brachte bisher nicht die erhoffte Kost, um ohne mitgebrachte Speisen nicht zu „verhungern“. Lediglich eine sehr aufgeschlossene Stewardess brachte mir auf einem Langstreckenflug die Käseplatte der BusinessClass, da sie nach meiner Erklärung erkannte, dass ich tatsächlich nichts von der kredenzten Mahlzeit essen konnte. Für den Alltag im Urlaub befinden sich im Koffer einige Packungen Macadamia und Pekannüsse, haltbare Würstchen, Kokosöl und gegebenenfalls ein wenig Süßstoff, Mandelmus oder Kokosnussmus. Hiermit sollte man im allerschlechtesten Fall schnell etwas zu essen zubereiten können.
Falls nicht westliche und/oder sprachlich schwierige Länder bereist werden und das Hotel vorab gebucht wird, bietet sich die Chance, frühstmöglich Informationen an das gebuchte Hotel weiterzugeben. Die Essensgewohnheiten unterscheiden sich zumeist stark von den uns gewohnten Standards, zusätzlich könnte sich die Verständigung als schwierig herausstellen. Hilfreich ist in diesen Fällen eine Erläuterung per Email, welche Frühstückszutaten am geeignetsten für den ketogenen Patienten sind. Der Erfahrung nach bemühen sich die meisten Unterkünfte, den Gast zufriedenzustellen. Zusätzlich ist vor Ort eine Liste in Landessprache mit potenziellen ketogenen Lebensmitteln hilfreich. Additiv sollten die Zutaten, welche nur minimal verwendet und welche absolut gemieden werden sollten, ebenso nicht auf der Liste fehlen. Natürlich fließt hier automatisch der persönliche Geschmack mit ein, so hat man seine Chancen auf ein individuell höchst leckeres und obendrein ketogenes Essen um einiges verbessert.
Rückblickend war meist die Sorge vor einer Reise größer als der Umstand der Vorbereitungen. Das beste Training für die ketogene Küche unterwegs bekommt man durch das Ausprobieren. Gehen Sie raus, die Packung Nüsse immer in der Tasche und trauen Sie sich, das Leben ketogen zu genießen.
Dieser Artikel ist dem Low Carb – LCHF Magazin 2/2015 entnommen. Das Magazin kann hier bestellt werden: http://www.expert-fachmedien.de/gesundheit-und-ernaehrung/lchf-Magazin/