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LCHF und Demenz: mehr Schmalz fürs Hirn

Demenz – Diagnose oft zu voreilig!

Was hat Ernährung mit Demenz zu tun und wie können wir uns besser ernähren? Die Expertin für diese Fragestellung ist Ulrike Gonder. Zu diesem Thema gab es einen Artikel im Low Carb – LCHF Magazin 4 / 2016

LCHF und Demenz von Dipl. oec. troph. Ulrike Gonder

 

Bewegung

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Wir werden immer älter, was ja erfreulich ist, sofern es gesunde Lebensjahre sind. Doch mit dem Alter steigt das Risiko für verschiedene Erkrankungen, wie etwa für Demenzen. Demenz, das heißt Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit, der Selbstständigkeit, des Denk- und Urteilsvermögens, das Schwinden von Erinnerungen und irgendwann des eigenen Ichs. Häufig beginnend mit Gedächtnisstörungen lassen die Hirnfunktionen immer mehr nach, das Gehirn geht förmlich zugrunde. Vor diesem Hintergrund und angesichts der Tatsache, dass viele Risikofaktoren für eine (Alzheimer-)Demenz wie Insulinresistenz, Typ-2-Diabetes, Adipositas, Bluthochdruck und Schlaganfälle durch die Ernährung beeinflussbar sind, kommt der Ernährung eine nicht zu unterschätzende Bedeutung in der Prävention und in der Behandlung demenzieller Erkrankungen wie Alzheimer zu. Die Demenzform, die den Namen ihres Erstbeschreibers Alois Alzheimer trägt, gilt als die häufigste Variante des geistigen Verfalls. Die zweithäufigste Variante ist die vaskuläre Demenz, die von Gefäßkrankheiten (vas = lat. Gefäß) ausgeht. Das bedeutet, dass zur Alzheimerprophylaxe auch die Gefäßgesundheit wichtig ist. Zudem gibt es weitere Gemeinsamkeiten, auch mit anderen Hirnerkrankungen: Es fehlt den Hirnzellen der Betroffenen oft an Energie und sie sind häufig insulinresistent. Und dagegen lässt sich etwas tun.

Typisch: gestörter Energiestoffwechsel

Sehr früh, oft schon viele Jahre bevor sich die ersten Anzeichen einer Demenz bemerkbar machen, ist der Zuckerstoffwechsel des Gehirns gestört. Die Glukoseverwertung der Zellen ist vermindert, und zwar vor allem in jenen Hirnregionen, die typisch für Alzheimer sind, wie im Hippocampus, dem Sitz des Gedächtnisses. In der Folge stockt die Energieversorgung der Hirnzellen, was dazu führt, dass weder die Signalübermittlung noch die „Müllabfuhr“ im Gehirn richtig funktionieren. Es kommt zu oxidativem Stress und Entzündungsreaktionen, die Alzheimer-typischen Neurofibrillenbündel entstehen und Amyloid-Plaques häufen sich an. Sobald die Kompensationsmechanismen des Gehirns erschöpft sind, folgen Funktionsausfälle und Zellniedergang, das Hirn schrumpft. Mit einfachen Ernährungsmaßnahmen können dem Hirn nicht nur Schutzstoffe wie Antioxidantien und entzündungshemmende Substanzen wie Omega-3-Fettsäuren (fetter Fisch!) zugeführt werden, auch die Energieversorgung lässt sich verbessern. Dazu scheint es sinnvoll, den Zuckerstoffwechsel zumindest teilweise zu umgehen, denn genau so macht es der Körper auch selbst, um den Energiemangel im Oberstübchen zu beheben. Er beginnt dann, Energie für die Hirnzellen aus Ketonen zu gewinnen – und dafür braucht er Fett. Bis zu zwei Drittel des Energiebedarfs des Gehirns lässt sich mit Hilfe von Ketonen sicherstellen.

Alternativer Treibstoff

Nach Aussage der bekannten amerikanischen Fett- und Keton-Forscher George Cahill und Richard Veech sind die Ketone nicht irgendein Ersatztreibstoff, sondern sogar ein besonders effizienter „Super-Treibstoff“ fürs Hirn. Studien ergaben, dass die beiden wichtigsten Ketonkörper (Acetoacetat und ß-Hydroxybutyrat) das bei beginnender Demenz bestehende Energiedefizit von etwa 10 bis 20 Prozent tatsächlich ausgleichen können. Zudem konnte gezeigt werden, dass Hirnzellen, deren Zuckeraufnahme gestört ist, problemlos Ketone aufnehmen und verwerten können. Darüber hinaus wirken Ketone neuroprotektiv. Ketone können also mehr als Energie liefern: Sie wirken antientzündlich und schützen Nervenzellen vor den Angriffen aggressiver freier Radikaler. Beides, Entzündungen und oxidativer Stress, gelten als Auslöser diverser Hirnfunktionsstörungen. Zudem fördern Ketone die Regeneration geschädigter Nervenzellen, was vor allem für Menschen spannend ist, die bereits erste Demenzsymptome zeigen. Darauf deuten zumindest Laborversuche hin, bei denen es unter dem Einfluss von Ketonen zur Bildung des hirnspezifischen Wachstumsfaktors BDNF (brain derived neurotrophic factor) kam. Aufgrund all dieser Eigenschaften werden die Ketone bzw. eine ketogene Ernährung als günstig zur Behandlung verschiedenster Hirnerkrankungen diskutiert und teilweise bereits mit Erfolg angewendet, z. B. bei Epilepsie, Alzheimer und anderen Demenzen, altersbedingten Gedächtnisstörungen, Parkinson-Krankheit sowie Schäden durch Alkoholmissbrauch oder Schlaganfall.

Kokosöl, ein idealer Helfer

DemenzDurch seine besondere Zusammensetzung stimuliert dasFett der  Kokosnuss die Leber zur Ketonbildung, und das sogar weitgehend unabhängig davon, was sonst gegessen wird. Die meisten gesättigten Fettsäuren des Kokosöls sind mittelkettig (sechs bis zwölf Kohlenstoffatome). Das heißt, sie sind im Vergleich zu anderen Fettsäuren relativ klein und werden deshalb anders verdaut und transportiert. Mittelkettige Fettsäuren gelangen schneller vom Darm in die Leber, wo sie bevorzugt in Ketone umgewandelt werden. Längerkettige Fettsäuren, wie sie etwa in Sonnenblumenöl, fettem Fisch oder Nüssen dominieren, können zwar auch in Ketone umgewandelt werden, jedoch nur im Rahmen einer ketogenen Kost. Das macht Kokosöl so interessant für die Hirngesundheit: Es hilft auch jenen, die sich nicht ketogen ernähren möchten oder können. In ersten Tests zeigte sich, dass die einmalige Gabe von 40 g mittelkettiger Fettsäuren genügt, um die Ketonmenge im Blut von Patienten mit milder bis moderater Demenz innerhalb von zwei Stunden messbar zu erhöhen. Und: Je mehr Ketone die Patienten im Blut hatten, umso besser schnitten sie in einem Test ihrer geistigen Leistungsfähigkeiten ab. Zwar wurden diese Tests mit synthetisch hergestellten MCTÖlen durchgeführt, die vor allem Fettsäuren mit acht und zehn Kohlenstoffatomen enthalten (C8, C10). Wir wissen jedoch, dass die mittelkettigen Fettsäuren des Kokosöls (ca. 14 % C8 und C10, ca. 50 % C12) über ähnliche Eigenschaften verfügen, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt. Da Kokosöl jedoch nur sehr wenige ungesättigte Fettsäuren enthält, sollte es nie das einzige Öl in der Küche sein, sondern durch Lebensmittel mit ungesättigten Fettsäuren wie etwa Leinöl, Hanföl, Walnussöl, fette Fische oder Fleisch, Milch und Eier von Weidetieren ergänzt werden. Kein anderes der üblichen Nahrungsfette oder Pflanzenöle liefert so viele mittelkettige Fettsäuren wie Kokosöl. Deswegen ist es eine so gute Basis für die Ketonbildung und damit für die Energieversorgung des Körpers. Davon profitieren die besonders empfindlichen Hirnzellen selbst dann, wenn sie durch Sauerstoffmangel oder aggressive Substanzen (z. B. freie Radikale, Schwermetalle) bereits angegriffen und in ihrem Stoffwechsel beeinträchtigt sind. Ketone erzeugen darüber hinaus mit weniger Sauerstoff mehr Energie als Traubenzucker. Zugleich fallen bei der Ketonverwertung weniger „Abfallprodukte“ als bei der Zuckerverbrennung an. Aus diesen Gründen gewinnt Kokosöl zunehmend an Bedeutung zur Vorbeugung und Behandlung von Hirnfunktionsstörungen wie der Alzheimer-Demenz. Kokosöl steckt auch in anderen Kokosnussprodukten. Ein Esslöffel entspricht in etwa:

 

» 4,5 Esslöffeln unverdünnter Kokosmilch
» 1/3 großen Kaffeebecher voll Kokosraspeln
» einem 5 x 5 cm großen Stück Kokosnuss

 

In Zellkulturen und Tierversuchen konnten die genannten Effekte der Ketone bereits mehrfach gezeigt werden. Erste retrospektive und Fall-Studien sowie einige kleine Interventionsstudien erbrachten auch beim Menschen äußerst vielversprechende Ergebnisse: messbare Verbesserungen in kognitiven Tests, verbesserte sprachliche und Alltagsfähigkeiten, bessere Stimmung und Kommunikationsfähigkeit sowie Hirnscans, die zeigen, dass der Abbau von Hirnsubstanz zum Stillstand kam. Wenngleich es an großen klinischen Studien noch fehlt, ist hier eine echte Chance für die Patienten und ihre Angehörigen und die Pflegenden erkennbar, zumindest, wenn rechtzeitig mit der Intervention begonnen wird.

Weniger (schlechte) Kohlenhydrate unterstützen die Ketonbildung

Neben dem regelmäßigen Genuss eines hochwertigen Kokosöls sollte idealerweise auch der Konsum kohlenhydratreicher Speisen und Getränke reduziert werden. Einige Wissenschaftler sehen in dem heute üblichen hohen Kohlenhydratverzehr  eine ernste Gefahr für die grauen Zellen und raten daher ebenfalls zur Zurückhaltung. Warum? Kohlenhydrate benötigen zur Verarbeitung Insulin, das die Ketonbildung in der Leber hemmt. Zudem fördert eine kohlenhydratreiche, fettarme Ernährung mit reichlich Stärke und Zucker bei entsprechend veranlagten Personen die Entstehung einer Insulinresistenz. Wirkt das Insulin nicht mehr richtig, bleibt zu viel Zucker im Blut, der die Blutgefäße angreift, Entzündungen fördert und Eiweiße „verklebt“, wobei sogenannte AGEs (Advanced Glycation Endproducts) entstehen, die ebenfalls als Förderer einer (Alzheimer-) Demenz gelten. Um den überschüssigen Zucker aus dem Blut zu schaffen, produziert die Bauspeicheldrüse immer mehr Insulin, was den gesamten Organismus stresst. Praktisch alle modernen Zivilisationskrankheiten lassen sich mit einer Insulinresistenz in Verbindung bringen: von Fettstoffwechselstörungen über Bluthochdruck mit seinen Folgen, bis hin zu Diabetes Typ 2, verschiedenen Krebserkrankungen und der Alzheimer-Demenz, die von manchen Experten gar als Diabetes Typ 3 bezeichnet wird. Mit steigenden Insulinspiegeln im Blut gelangt allerdings immer weniger (!) Insulin ins Gehirn. Das ist äußerst problematisch, denn Insulin ist im Gehirn unter anderem für das Lernen und Erinnern unentbehrlich. Daher schlagen immer mehr Forscher vor, zur Minderung der Insulinresistenz weniger blutzuckerwirksame Kohlenhydrate und dafür mehr Eiweiß, vor allem jedoch mehr Omega-3-Fette (Fisch, Algen) und Kokosfett zu essen. Dies ist nach ihrer Einschätzung die einfachste Möglichkeit, sich vor degenerativen Erkrankungen des Gehirns zu schützen. Dass die Ernährung tatsächlich einen wichtigen Einfluss hat, zeigte das Team um Prof. Dale Bredesen vom kalifornischen Buck Institut für Altersforschung. Er beschrieb 2014 und 2016 in der Fachzeitschrift Aging, wie es gelungen ist, bei neun von zehn Patienten eine Alzheimererkrankung zurückzudrängen: Mit einer für jeden Patienten individuell maßgeschneiderten Lebensstilverbesserung, zu der unter anderem auch Kokosöl oder MCT-Öle sowie eine verringerte Kohlenhydratzufuhr gehörten.Besonders aufsehenerregend ist, dass sechs Patienten, die aufgrund ihrer Demenz ihren Beruf nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr ausüben konnten, nach einigen Monaten wieder in der Lage waren, ihre Tätigkeiten aufzunehmen.

 

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Begeleitend zum Thema empfehlen wir auch die weiteren Bücher von Frau Dipl. oec. troph. Ulrike Gonder „Die Anti-Alzheimer-Diät“ und „Kokosfett – (nicht nur) fürs Hirn“, beide sind online erhätlich im Expert Fachmedien Buchshop!

 

Besonders zu empfehlen ist das Buch ESSEN! NICHT! VERGESSEN! Lesen Sie zu diesem Buch auch den Bücherbummel von Miriam Hoffbauer.

 

 

 

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Titelbild: Demenz-Fotolia_61318588-©-Osterland

Bildquellen im Text: Dipl. oec. troph. Ulrike Gonder / Pixabay

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