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Low Carb und Keto: Kritik und Beweise

Ketogene Diät

Der Beitrag“Low-Carb und ketogene Ernährungsformen : Kritik sticht Beweise aus“ ist eine Übersetzung des Artikels „Low-carb and keto diets: Criticism outpaces evidence“  July 18 2019 by  in KetoLow carb & high fat von der Website Diet Doctor.

Herzlichen Dank für die Übersetzung, liebe Anke Winter.

 

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Am 15. Juli 2019 wurde im JAMA Internal Medicine Magazin ein Artikel publiziert, in dem der Nutzen einer Keto-Ernährung angezweifelt wurde. Die Verfasser sind jedoch Vertreter einer veganen Ernährungsweise mit finanziellen Interessen an ihrer Förderung; denn alle drei Autoren sind am Film „Forks Over Knives“ beteiligt, der für die vegane Lebensweise wirbt. Es stellt sich daher die Frage, wie ernst kann die Kritik an der Keto-Ernährung genommen werden?

Zu diesem Artkel hat Dr. Bret Scher Stellung genommen:

 

Low-Carb und ketogene Ernährungsformen : Kritik sticht Beweise aus

 

Jede Person, die einem ketogenen Lebensstil folgt, kennt genau die Aussagen in Netzwerken von Möchtegernexperten, wie schrecklich diese Ernährungsform ist.

 

Ein im JAMA Internal Medicine Magazin veröffentlichter Artikel, der immerhin von erfahrenen und renommierten Ärzten aufgesetzt wurde, stellte die Beweise in Frage, die den „Hype“ um die Ketogene Ernährung fördern.

Die Autoren sind sicherlich nicht unqualifiziert oder uninformiert, zumindest nicht in anderen Bereichen der Ernährungswissenschaften.

 

JAMA Internal Medicine: Ketogene Ernährung bei Übergewicht und Diabetes – Begeisterung sticht Beweisführung aus

 

Die Autoren lassen zumindest eine gewisse Voreingenommenheit erkennen. Während ich ihre Bemühungen anerkenne, den Fokus auf die Beweisführung zu richten, fürchte ich, sie haben das Thema verfehlt.

 

Ich werde in diesem Beitrag viele ihrer Standpunkte aufgreifen, jedoch rate ich Ihnen unseren Ratgeber „Die Wissenschaft zu Low-Carb und Keto“ zu lesen, wenn Sie tiefer in die Wissenschaft hinter der Ketogenen Ernährung eintauchen möchten. Er enthält dutzende Links zu Studien, die die Anwendung von Low-Carb und Ketodiäten in Bezug zu Gewichtsabnahme, Diabetes, Lebererkrankungen, PCOS und weiteren Erkrankungen beschreiben.

 

In Bezug auf den JAMA Artikel gibt es einen wichtigen Punkt, der nicht ignoriert werden sollte. Die Verfasser sind Vertreter einer veganen Ernährungsweise mit finanziellen Interessen an ihrer Förderung; alle drei Autoren sind beteiligt am Film „Forks Over Knives“, der für die vegane Lebensweise wirbt. „Dies könnte ihre Beweisführung erklären, die – abgesehen von einer riesigen Menge an Literatur zur Low-Carb-Ernährung – nicht entkräftet wird. Die Ausrichtung ihrer Ernährungsweise sorgt möglicherweise für eine Trübung des Urteilsvermögens und schränkt ihr Blickfeld auf das Gesamtbild ein. Das lässt sich aus ihrer Sprechweise ableiten.

 

Sie weisen z.B. darauf hin, das Anhänger der ketogenen Ernährungsform auf nahezu jede Art von Kohlenhydraten verzichten. Ich würde sagen, das nahezu alle oberirdisch wachsenden Gemüsesorten fast unbegrenzt als natürliche Quelle von Kohlenhydraten genossen werden können.

Es zeigt sich der Einfluss unser Wortwahl im Hinblick auf Interessenkonflikte.

 

Wie sieht es aber mit den wissenschaftlichen Fakten aus? Neueinsteiger fallen anfangs häufig in alte Glaubenssätze zurück, die vorgeben, das nur die Kalorien reduziert werden müssten, um abzunehmen. Wenn Statistiken zeigen, dass wir bei einer fettarmen Ernährung mehr Kalorien aufnehmen, wem wollen wir dann die Verantwortung für Fettleibigkeit und Stoffwechselstörungen übertragen?

 

Diese Denkweise ignoriert völlig den menschlichen Aspekt von Essen und Gewichtsabnahme. Wenn wir einer Ernährungsform folgen die uns zufrieden stellt, uns sättigt und unsere Gelüste reduziert, ist dies der Schlüssel zum Erfolg. Wir sind keine Kalorimeter. Wir sind Menschen mit Emotionen, Gelüsten und Hunger.

 

Es wird hier ebenfalls der Umstand ignoriert, dass sowohl der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme wie auch die durch Kohlenhydratzufuhr veranlasste Ausschüttung von Insulin, zur Gewichtsabnahme (oder auch nicht) beitragen. Obwohl auch die Gesamtenergiezufuhr eine Rolle spielt, steht sie nicht für sich alleine. Die Art der zugeführten Kalorien zählt genauso, wenn nicht sogar mehr, als die Menge.

 

Als nächstes beziehen sich die Autoren auf eine randomisierte Metaanalyse (anerkannt als höchste Beweisstufe), die zeigt, das Low-Carb-Diäten zu einem größeren Gewichtsverlust führen als Low-Fat-Diäten. Allerdings stellten sie die Signifikanz des Gewichtsunterschiedes von 1 kg in Frage. Das ist fair, weil 1 kg nicht viel ist. Aber sie kamen darüber hinweg zu erwähnen, dass die Low-Carb Gruppe signifikant bessere Blutdruck-, Triglycerid- und HDL-Werte aufwies (was auch eine Metaanalyse aus 2016 zeigte). Das würde klar darauf hinweisen, dass der Unterschied in der Abnahme entweder klinisch signifikant war, oder das die Low-Carb-Diät über den Gewichtsverlust hinaus weitere Vorteile bot. Das sind wichtige Rückschlüsse aus der Studie, die bei einer unvoreingenommenen Betrachtung nicht hätten übersehen werden dürfen!

 

Das nächste Kapitel überraschte mich. Die Autoren behaupteten das es keinen Nachweis für die Anwendung von Low-Carb- und Ketodiäten bei Diabetes gebe. Ich denke die American Diabetes Assoziation würde dem widersprechen, da sie ihre Empfehlungen kürzlich dahingehend ergänzt hat, die Low-Carb-Diät und Ketogene Ernährung als eine evidenzbasierte Form der Behandlung zur Blutzuckerkontrolle und Diabetes, anzuerkennen.

 

Die Autoren stellten ebenfalls die Daten der Virta Health Studie in Frage, die Verbesserungen und sogar die Remission von Diabetes unter einer ketogenen Diät innerhalb von zwei Jahren aufzeigt. Sie haben Recht mit der Aussage es handle sich nicht um eine randomisierte Studie und das die Interaktion mit dem zuständigen Coach über eine Smartphoneapp durchgeführt wurde.

 

Trotzdem können wir nicht ignorieren, dass die Virta-Studie bessere Remissionsraten und Absetzung von Medikation aufwies als irgendeine weitere Ernährungsstudie der medizinischen Fachliteratur. Auch wenn die Ketogruppe möglicherweise mehr Unterstützung bekam, war die ketogene Ernährung dennoch unbestreitbar Teil des am stärksten beeindruckenden Konzepts zur Heilung des Diabetes in der medizinischen Literatur. Den Millionen von Diabetes betroffenen Menschen zu Liebe, braucht dieser Aspekt eine stärkere Gewichtung.

 

Mich interessiert speziell die Behauptung, dass es zur Blutzuckerkontrolle wichtiger sei „gesunde kohlenhydratreiche Kost, …sogar ohne Gewichtsverlust“ zu konsumieren. In diesem Artikel, der die Wichtigkeit von Beweisen hervorhebt, fehlt seltsamerweise ein Quellenverzeichnis und hört sich für mich an den Haaren herbei gezogen an.

 

Es stellen sich noch eine Reihe weiterer Fragen. Die Autoren weisen auf Kinder hin, welche eine ketogene Diät hielten und Nährstoffdefizite sowie seltene Komplikationen entwickelten. Ein Großteil dieser Diäten wurde auf Basis von Shakes und Mahlzeitenersatzprodukten durchgeführt anstatt mit echter Nahrung und sind daher nicht mit der jetzigen, auf echter Nahrung basierenden Form der ketogenen Diät vergleichbar.

Des Weiteren erwähnten sie eine lange Liste an „Komplikationen“ die entweder kurzzeitig (Muskelkrämpfe), mild (Verstopfung), oder einfach nicht der Wahrheit entsprechend (Knochenbrüche sowie zahlreiche Vitamin- und Mineralstoffdefizite) auftreten können.

 

Aber wahrscheinlich ist die am stärksten irreführende Aussage die, das ketogene Diäten einen hohen Preis einfordern, da auf „gesunde“ Nahrung wie Vollkorn, Früchte und Hülsenfrüchte verzichtet wird. Erneut werfen wir einen Blick auf die Datenlage ohne uns von Schlagzeilen verleiten zu lassen.

 

Aus der Mehrzahl der Untersuchungen sind Vorteile beim Vollkorngetreide im Vergleich zu raffiniertem Getreide ersichtlich. Es überrascht nicht, das Vollkorngetreide besser abschneidet als raffiniertes Getreide welches in verarbeiteten Lebensmitteln eingesetzt wird. In ihrem Artikel behaupten die Autoren jedoch, das es gesünder sei Vollkorngetreide zu essen anstatt einer kohlenhydratarmen Ernährung aus echten Lebensmitteln zu folgen. Diese Aussage ist nicht evidenzbasiert, da es hierzu noch keine Studien gibt.

 

Der andere Datensatz der den Konsum von Vollkorngetreide, Obst und Hülsenfrüchten befürwortet stammt aus einer unkontrollierten Beobachtungsstudie. Für insulinsensitive Personen mit weiteren gesundheitsfördernden Gewohnheiten und einer günstigen Umwelt, können diese Nahrungsmittelgruppen einen Anteil am insgesamt gesunden Lebensstil bilden. Es bedeutet aber nicht, das sie die Hauptursache der guten Gesundheit sind, sondern nur dass sie auch einen Teil des Lifestyles bilden können.

 

Wir brauchen uns nur die Blutzuckerspitzen eines Diabetespatienten anzuschauen, der „gesunde“ Vollkornprodukte und Früchte isst, um zu wissen, dass diese Nahrungsmittel auf unterschiedliche Personen unterschiedliche Auswirkungen haben. Verzicht? Ich mache mir mehr Gedanken um die Leute, die sich das mächtige Werkzeug einer Low-Carb-Ernährung entgehen lassen, aus der Überzeugung heraus, dass Früchte und Vollkorn essentiell für ihre Gesundheit seien. Dem ist einfach nicht so.

 

Abschließend betrachtet wird hier gegen eine ketogene Ernährung  hauptsächlich voreingenommen argumentiert, der Blick für´s große Ganze geht verloren. Low-Carb- und Ketodiäten werden in der Literatur zur Behandlung von Übergewicht und Diabetes absolut unterstützt.

 

Meine Absicht ist es, mich täglich zu vergewissern und Informationen so objektiv wie möglich weiterzugeben. Daher ermutige ich jeden unseren Low-Carb-  und Ketoratgeber mit umfänglichen Quellenverzeichnis zu lesen, um von den gesundheitlichen Vorzügen einer Low-Carb-Ernährung zu profitieren. Low-Carb- und Ketodiäten sind ein mächtiges Werkzeug für die Gesundheit und wir müssen die Absichten einiger Experten durschauen und die Literatur selbstständig überprüfen, um unseren Patienten und uns selbst zu helfen.

 

Bret Scher

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Quellenverzeichnis :

https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/article-abstract/2737919

https://www.dietdoctor.com/low-carb/science#weightloss

https://www.forksoverknives.com/contributors/shivam-joshi-md/#gs.2mwek9

https://www.forksoverknives.com/contributors/michelle-mcmacken/#gs.2mwesa

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S000282230501151X

https://academic.oup.com/nutritionreviews/article/72/5/308/1933482

https://www.bmj.com/content/363/bmj.k4583

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23651522

https://www.dietdoctor.com/about/policy-for-grading-scientific-evidence

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26768850

https://www.dietdoctor.com/american-diabetes-association-endorses-low-carb-diet-as-option

https://link.springer.com/article/10.1007/s13300-018-0373-9

https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fendo.2019.00348/full

https://www.dietdoctor.com/low-carb/controversies

https://www.dietdoctor.com/low-carb/whole-grains

https://www.dietdoctor.com/authors/dr-bret-scher

 

 

 

 

 

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