Unsere geschätzte Kollegin Melanie Ryan hat sich Gedanken zum Einkauf während der Corona-Krise gemacht. Denn es ist definitiv so, dass es von Vorteil ist, selber kochen zu können.
Wer Kochen kann ist klar im Vorteil
Im Moment fällt es vielen schwer, beim Einkauf alles zu bekommen, was man gern hätte. Selbst frisches Obst und Gemüse ist mancherorts knapp. Vorige Woche waren die Regale in meinem nächstgelegenen, zugegebenermaßen recht kleinen Lebensmittelladen komplett abgegrast, bis auf zwei Tüten Blattspinat und abgepackte, vorgeschnittene Melone.
In Zeiten wie diesen ist man gut dran, wenn man kochen kann. Einer der vielen unerwarteten Vorteile, die uns diese Pandemie vielleicht langfristig bescheren mag, könnte mehr Respekt vor dem Essen und weniger Verschwendung sein.
Diese Woche gab es bei uns geröstetes Gemüse und Hühnerschenkel vom Blech. Das gibt es bei uns häufig, da man auf diese Weise gut kleine Mengen von Gemüseresten verbrauchen kann: die eine schrumpelige Möhre, eine halbe Paprikaschote, Zucchini, Zwiebeln, eine einzelne Rote Beete … was immer man hat. Dazu legt man etwas Huhn, Fisch, Lammkoteletts oder Halloumi, gibt getrocknete oder frische Kräuter, Olivenöl, Salz und Pfeffer hinzu, und backt es im Ofen, bis das Gemüse weich und das Fleisch gar ist. Total einfach.
Die Hühnerknochen habe ich aufgehoben, sie mit Gemüseabschnitten (Blumenkohlblätter, Möhrenschalen, Enden der Zucchini), Petersilie und schwarzem Pfeffer gekocht und daraus Hühnerbrühe gemacht. Studien haben gezeigt, dass zumindest in vitro Hühnerbrühe in der Lage ist, die Migration von Immunzellen signifikant zu beeinflussen, und dass dies der Mechanismus sein könnte, durch den Hühnerbrühe symptomatische Infektionen der oberen Atemwege und die damit verbundenen Symptome lindert. (1) Genau das, was wir jetzt brauchen.
Am nächsten Tag machte ich aus den Brüsten desselben Huhns Ciaccatore (der Kauf eines ganzen Huhns ist billiger als seine Teile). Es ist eine Art Eintopf mit Tomatenpassata, schwarzen Oliven, Zwiebeln, gehacktem Grünkohl und gebratenem Hähnchenfleisch. Dazu gab es Süßkartoffelpüree.
Die leuchtend orangefarbene Süßkartoffel enthält viel Betacarotin – Provitamin A, aus dem im Körper Vitamin A wird. (2) Vitamin A ist entscheidend für ein gesundes Immunsystem, und ein niedriger Vitamin-A-Spiegel wurde mit verminderter Immunität in Verbindung gebracht. (3) Auch Möhren, Tomaten und andere orangefarbenes, gelbes und rotes Obst und Gemüse enthält Betacarotin. Zur Absorption braucht es Fett, das also nicht vergessen.
Von diesem Essen hatten wir auch wieder Reste. Davon machte ich am nächsten Tag eine Suppe. Suppe ist ideal zur Resteverwertung. Zuerst hackte ich etwas Knoblauch und legte ihn beiseite. Knoblauch enthält eine Verbindung namens Alliin, die sich in Allicin verwandelt, wenn der Knoblauch zerdrückt, gehackt oder gekaut wird. (4) Das dauert einige Minuten, deshalb mache ich das immer zuerst und lasse den gehackten Knoblauch stehen. Allicin ist ein instabiles Molekül, das sich in schwefelhaltige Verbindungen verwandelt, die dem Knoblauch seine immununterstützenden Eigenschaften verleihen. Es hat sich gezeigt, dass diese Verbindungen die krankheitsbekämpfende Reaktion von Immunzellen im Körper verstärken, wenn sie auf Viren stoßen, wie zum Beispiel Erkältungs- oder Grippeviren. (5) Antiviral – genau das Richtige im Moment.
Ich erhitzte die Hühnerbrühe mit dem übrig gebliebenen gerösteten Gemüse und rührte die Reste des Süßkartoffelbreis hinein. Sobald die Mischung heiß war, mixte ich sie im Mixer zu einer geschmeidigen Suppe, goss sie zurück in den Topf und fügte das gehackte Huhn, den restlichen Ciaccatore-Eintopf und den Knoblauch hinzu und wärmte sie wieder auf. Zum Schluss rührte ich ein paar Löffel Frischkäse ein, um den Eiweißgehalt zu erhöhen, da nicht mehr viel Huhn übrig war. Es war lecker.
Warum erzähle ich euch, was es bei uns zu essen gab?
Um zu zeigen, wie praktisch es ist, wenn man kochen kann. Was ich diese Woche gekocht habe, ist unendlich viel nahrhafter und viel besser für das Immunsystem als Dosenravioli es jemals sein werden. Es ist auch billiger, weniger verschwenderisch und macht mehr Spaß. Wer kochen kann, kann aus allem, was er zur Hand hat, leckere Gerichte zubereiten.
Normalerweise kaufen wir ein, wie alle anderen auch: Wir entscheiden, was wir essen wollen, gehen in den Supermarkt und kaufen, was wir brauchen. Im Moment ist das nicht so einfach (siehe oben). Was man braucht, ist vielleicht nicht verfügbar. Derzeit gehe ich nicht viel nach draußen (da bin ich nicht die einzige, ich weiß). Mein Mann muss aber raus, weil er im Gesundheitswesen arbeitet. Auf dem Heimweg von der Arbeit kommt er an einem kleinen Lebensmittelgeschäft vorbei und schaut jeden Abend rein, um drei oder vier Sachen zu kaufen, immer nur ein bisschen. In nur wenigen Tagen habe ich mich an unsere neue Art des Einkaufs gewöhnt und bin immer schon gespannt, was er wohl heute mitbringt, denn damit kann ich kreativ werden. Es ist ein bisschen wie „Kochduell“ (Kennt das noch jemand?). Mein Mann wiederum kommt sich vor wie ein Jäger und Sammler …
Je besser man kochen kann, desto leichter fällt es, leckere, gesunde Mahlzeiten aus beliebigen – auch den seltsamsten – Zutaten zu kreieren. Wenn du im Moment noch nicht kochen kannst, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, es zu lernen. Puste den Staub von einem deiner Kochbücher (ich bin sicher, dass du welche hast), guck dir Kochsendungen im Fernsehen an oder such Rezepte im Internet. Fang einfach an. Sei kreativ. Es ist wirklich nicht schwer, aber du kannst diese Zeit der Quarantäne und der (unerklärlichen) Knappheit nutzen, um dir eine neue Lebenskompetenz anzueignen.
Melanie Ryan
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Neuigkeiten
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Margret Ache und Iris Jansen / www.LCHF-Deutschland.de und LCHF Deutschland Akademie und LCHF Kongress und LCHF Magazin
(1) Rennard B, Ertl R, Gossman G, et al. Hühnersuppe hemmt die Chemotaxis der Neutrophilen in vitro. Kasten 2000;118(4):1150-1157.
(2) Islam SN, Nusrat T, Begum P, Ahsan M3 (2016): Carotenoids and β-carotene in orange fleshed sweet potato: A possible solution to vitamin A deficiency. Food Chem. 2016 May 15;199:628-31.
(3) Mora JR, Iwata M, von Andrian UH (2008): Vitamin effects on the immune system: vitamins A and D take centre stage. Nat Rev Immunol. 2008;8(9):685–698. doi:10.1038/nri2378
(4) Borlinghaus J, Albrecht F, Gruhlke MC, et al (2014): Allicin: Chemie und biologische Eigenschaften. Moleküle. 2014 19. August;19(8):12591-618.
(5) Arreola R, Quintero-Fabián S, López-Roa RI (2015): Immunmodulation und entzündungshemmende Wirkung von Knoblauchverbindungen. J Immunol Res. 2015;2015:401630.
Titelbild: halfpoint / Envato.com
Gnubbel 8. April 2020
Jetzt sollte ich vielleicht mal meinen Mit-Kochmuffeln ein bisschen Mut machen. Um sich schmackhaft und gesund zu ernähren, muss man kein Kochbuch studiert haben, denn zwischen Dosen-Ravioli und „total einfach“ vom Blech passt sicherlich noch viel Luft. Wenn ich mir z. B. zwei Eier mit Speck in die Pfanne haue und das als leckeres Frühstück verputze (für die Sippe darf’s gerne noch ein Pfund Spinat dazu sein), ist das dann eher Ersteres oder eher Letzteres? Ich meine, Eier sind doch was Fantastisches, warum muss man da noch haufenweise andere Sachen mit reinmachen? Einfach genug Fett mit in die Pfanne, dann klappt’s auch mit dem Sattwerden.
Wenn ich mir die vielen tollen Kochrezepte so anschaue, dann frage ich mich regelmäßig, warum machen wir eigentlich so einen Bahnhof um die Kocherei? Müssen es denn immer 20+ Zutaten sein? Uns schmeckt ein Schweinekamm aus dem Slowcooker mit ein paar Speckbohnen mindestens genauso gut. Und wenn man wie wir den Schweinefleischgeschmack liebt, sollte man sich auch mit dem Würzen zurückhalten. Die meisten Nahrungsmittel haben so einen wunderbaren Eigengeschmack, warum muss man den mit so vielen anderen Zutaten verwässern? Nur ein bisschen Geduld, bis die Zuckerentwöhnung geschafft ist, dann schmeckt man auch die feinen Nuancen wieder.
Wer eine große Gefriertruhe (und vielleicht auch noch einen freundlichen Heimdienst) hat, kann ja sowieso immer ins volle Sortiment greifen, ohne laufend einkaufen gehen zu müssen. Da kann man sich auch mal ein paar Sorten Gemüse zusammenmixen und kurz durch die Butter ziehen. Rohes Gemüse vertragen wir eh nicht so gut, da ist Klein-Sibirien für uns die erste Wahl. Kälte ist ja bekanntlich das einzige Konservierungsmittel, das rückstandslos verfliegt.
Reste sind für uns auch kein Thema, wir kochen lieber etwas kleinere Portionen und essen bei Bedarf noch einen Joghurt hinterher. Na, und vor dem Kleinen Hunger muss auch niemand Angst haben, solange noch Käse und Butter im Kühlschrank sind. Also, liebe Dosen-Ravioli-Ausstiegswilligen, wo ist das Problem?