Depressive Störungen und Low-Carb-Ernährung
Kann eine Low-Carb-Ernährung bei depressiven Störungen von Vorteil sein? Doch bevor ich auf die Frage eingehe, möchte ich erklären, was eine depressive Störung ist. Eine depressive (lat. niederdrückend) Störung liegt vor, wenn mindestens zwei der folgenden Hauptsymptome für eine Dauer von mehr als zwei Wochen vorliegen:
- Depressive (gedrückte) Stimmung
- Interessenverlust, Freudlosigkeit
- Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit
Wie wird der Schweregrad der depressiven Störungen bestimmt?
Der Schweregrad der depressiven Störung wird durch die Zusatzsymptome bestimmt (≤ 2 erfülle Kriterien bedeuten eine leichte, 3 –4 Kriterien bedeuten eine mittelschwere und > 4 Kriterien bedeuten eine schwere depressive Episode):
- Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
- Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Gefühl von Schuld und Wertlosigkeit
- Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
- Suizidgedanken und -handlungen
- Schlafstörungen
- Verminderter Appetit
Depressive Störungen und Low Carb
Medikamente, die antientzündlich wirken und die Insulinresistenz verbessern, können effektiv die Symptome einer Depression behandeln. Daher deutet einiges darauf hin, dass Entzündung und Insulinresistenz eine wichtige Rolle bei der Entstehung oder für den Schweregrad einer depressiven Störung spielen.[1]
Die erste weltweite Ernährungs-Interventionsstudie[2] im Jahr 2017 zu klinischer Depression zeigte, dass eine Mediterrane Ernährung die Symptome einer Depression mäßig zu lindern vermochte, im Vergleich zur typischen modernen Ernährungsweise. Eine zweite Studie mit einer ähnlichen Diät zuzüglich Fischöl wies ebenfalls einen Nutzen nach.[3] [4]
Diese wichtigen Studien demonstrieren ganz klar, dass die Qualität der Nahrung eine Rolle für die psychische Gesundheit spielt, doch sie beantworten nicht die Frage, ob eine Mediterrane Diät die beste Wahl für unser Gehirn ist, nur, dass sie besser ist als die moderne Standardernährung. Obwohl allein der Gedanke verlockend ist, dass diese Diäten die Symptome der Depression verminderten, weil sie mehr Olivenöl und Nüsse enthielten, war das Studiendesign auch derart ausgerichtet, dass die Ernährung sehr wenig raffinierte Kohlenhydrate und Pflanzenöle enthielt.[5] Es braucht mehr Studien, um zu erforschen, wie und warum verschiedene Ernährungsformen die Symptome einer Depression beeinflussen.
Depressive Störungen und Omega-3-Fettsäuren
Wissenschaftler der James Cook University in Australien haben in einer Studie den Zusammenhang zwischen Depressionen und dem Verhältnis zwischen Fisch und Fast Food in der Nahrung erforscht.[6] Sie untersuchten die Bewohner zweier verschiedener Inseln der Torres-Straße. Auf einer Insel wurde Fast Food angeboten, auf einer zweiten nicht. Auf jeder Insel wurden 100 Einwohner zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt.
In der Studie zeigte sich, dass 16 der 19 Teilnehmer, die mittelschwere bis schwere depressive Symptome aufwiesen, von der Fast Food Insel stammten. Und alle 16 berichteten von einem hohen Fast Food Verbrauch.
Daher war es keine Überraschung, dass die Blutproben Unterschiede im Fettsäurespiegel bei den Bewohnern der verschiedenen Inseln zeigten. Im Blut der Fast-Food-Insulaner wurde ein erhöhtes Omega-6-/Omega-3-Verhältnis festgestellt. Auf beiden Inseln war ein erhöhtes Omega-6-/Omega-3-Verhältnis mit einer erhöhten Inzidenz von mittleren bis schweren Depressionen verbunden. Die Bewohner der Insel ohne Fast-Food-Ketten verzehrten mehr Fisch und zeigten ein niedrigeres Omega-6-/Omega-3-Verhältnis im Blut.
Diese Daten deuten daher darauf hin, dass eine Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren aus Fisch und Meeresfrüchten ist und weniger Omega-6-Fettsäuren enthält, bei der Bekämpfung von Depressionen wirksam sein kann. Ebenfalls kann eine Supplementierung mit Omega-3-Fettsäuren eine Möglichkeit darstellen.
Fazit
Sowohl eine gesunde Low-Carb-Ernährung also auch eine Omega-3-Supplementation können von Vorteil bei depressiven Störungen sein. Mein Tipp: Ernähre dich nach LCHF und nimm zusätzlich hochwertige Omega-3-Fettsäuren ein.
Deine
Margret
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Ulrike Gonder ist Diplom Oecotrophologin (Ernährungswissenschaftlerin), Freie Wissenschaftsjournalistin, Rednerin und Autorin. Sie beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren leidenschaftlich, akribisch und mit großer Freude mit den Fetten in unserem Essen, hat dazu unzählige Vorträge gehalten, Artikel verfasst, an einer Filmdoku für arte mitgearbeitet und mehrere Bücher über Fette geschrieben. Auch fettreiche(re) Ernährungsformen wie Low-Carb, LCHF und ketogene Ernährungsformen gehören zu ihren beruflichen Schwerpunktthemen.
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Titelbild: twenty20photos by Envato.com
[1] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27978584/
[2] https://www.psychologytoday.com/us/blog/diagnosis-diet/201702/clinical-trial-finds-diet-works-depression
[3] https://bmcmedicine.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12916-017-0791-y
[4] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29215971/
[5] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31634771/
[6] https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/1028415X.2018.1504429?journalCode=ynns20