In den letzten Wochen begegnet mir wieder vermehrt der Satz: „Butter, Eier und Gans, da bin ich vorsichtig, davon steigt doch der Cholesterin-Spiegel.“ Das beweist mir, der Cholesterin-Mythos lässt sich schwer kippen. Zu tief ist er in viel zu vielen Köpfen verwurzelt. Okay, fahren wir harte Geschütze auf, sprengen wir ihn.
Cholesterin ist wichtig
Cholesterin befindet sich in allen Zellen des menschlichen Körpers und ist somit ein wichtiger, sogar lebenswichtiger Bestandteil für uns. Die Einführung von Richtwerten in der modernen Medizin eröffnete für clevere Geschäftsmänner ein Milliardengeschäft.
Cholesterin ist ein kleines Lipid, das in jeder Zellmembran und im Blutplasma zu finden ist. Es erfüllt lebensnotwendige Aufgaben. So ist es die Grundsubstanz von
- Steroidhormonen (z.B. Cortisol),
- Geschlechtshormonen (wie Testosteron und Östrogen),
- Mitochondrien (Zellkraftwerke), und von
- Vitamin D (unentbehrlich für unsere Gesundheit)
Für das Gesamtcholesterin sehen Experten heute Werte bis 200 mg/dl als Obergrenze an. Die Deutschen liegen im Durchschnitt vielfach über diesem Zielwert, ihr Gesamtcholesterin liegt im Mittel bei 231 mg/dl. (1)
Der schlechte Ruf der Butter ist überholt
„Immer mehr Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass die generelle Empfehlung, auf gesättigte Fettsäuren, wie sie auch in Butter und Eiern enthalten sind, zu verzichten, nicht mehr haltbar ist. Das ist jedoch kein Appell zur Völlerei“, schrieb Ulrike Gonder in einem Artikel in der Saarbrücker Zeitung. (2)
Butter hatte einen schlechten Ruf, vor allem wegen der gesättigten Fettsäuren. Völlig zu Unrecht, wie eine Studie (3) aus dem vorletzten Jahr bestätigt. Denn gesättigte Fettsäuren haben den Vorteil, dass sie hitzestabiler als andere Fette sind. Butter eignet sich in geklärter Form wie Ghee oder Butterschmalz gut zum Anbraten. Für unseren Körper sind gesättigte Fettsäuren wertvoll, weil sie unseren Zellmembranen Stabilität verleihen und dadurch einen Schutz gegen die freien Radikale bieten.
Was sind freie Radikale? Sie entstehen im Körper durch Überlastung des Verbrennungsprozesses in den Mitochondrien, den Kraftwerken unserer Zellen. Diese freien Radikalen werden für viele Krankheiten verantwortlich gemacht, u.a. für MS, Krebs, Alzheimer, Rheuma und Arterienverkalkung.
Interessante Forschungsergebnisse zum Cholesterin-Mythos aus Schweden
Der Schwede Ralf Sundberg und sein dänischer Kollege Uffe Ravnskov (Autor des Buches: Mythos Cholesterin) beschlossen, die größte medizinische Datenbank, PubMed, zu durchsuchen, um die Frage zu klären, ob ein hoher LDL-Wert wirklich mit einem erhöhten Risiko an Herzkrankheiten zu sterben einhergeht. Schließlich stießen sie auf 19 relevante Studien, die sich mit dem Thema LDL-Cholesterin bei über 60-jährigen und tödlichen Herzerkrankungen befassten. In keiner Studie konnte nachgewiesen werden, dass hohe LDL-Werte mit einer erhöhten Sterblichkeit oder kardiovaskuläre Erkrankungen zusammenhängen. Vielmehr fiel auf, dass bei 92 Prozent der Studienteilnehmer mit einem höheren LDL-Wert genau das Gegenteil passierte, sie lebten länger als die Menschen mit einem niedrigen LDL-Wert.
Die Forschergruppe um Ralf Sundberg und Uffe Ravnskov vertritt die Auffassung, dass die Pharma- und Lebensmittelindustrie uns bewusst in die Irre geführt hat und den Cholesterin-Mythos aufrecht erhält. Den LDL-Wert niedrig zu halten hat eine Epidemie von Fettleibigkeit und Diabeteserkrankungen nach sich gezogen. Was natürlich den wirtschaftlichen Interessen zu Gute kam.
Die Grenzwerte für Cholesterin
Im Pschyrembel, der Bibel der Mediziner, wird im Jahre 1986 der Normbereich von 150-330mg/dl angegeben. In einem medizinischen Fachbuch von 1994 lag die Grenze zu erhöhten Cholesterinspiegeln schon bei 250mg/dl. Es scheint so zu sein, dass jüngere Menschen niedrigere Cholesterinspiegel aufweisen und mit zunehmendem Alter die Werte ansteigen. 20-jährige weisen im Durchschnitt einen Spiegel von 200mg/dl auf, während er bei 60-jährigen Männern etwa 245 mg/dl und bei Frauen gleichen Alters 265 mg/dl beträgt. Durch das Herabsetzen der Normwerte im Bereich um die 200mg/dl wird praktisch jeder über 20 Jahren zum Risikopatient und damit auch über Jahrzehnte zum Dauerkunden für Lipidsenker.(2)
Es klingt also so, als sei der Grenzwert die Krankheit, in den wenigsten Fällen wirklich das Cholesterin. Um 1950 galt ein Cholesterinwert von 260 mg/dl als normal. Als der Spiegel von 240 auf 200 mg/dl gesenkt wurde, hatte die USA über 42.000.000 (!!!) neue Patienten über Nacht, schreibt Dr. med. Gunter Frank in seinem Buch „Schlechte Medizin – Ein Wutbuch“.
Lipitor (USA) bzw. Sortis (EU), jeweils mit dem Wirkstoff Atorvastatin, war das weltweit am Markt erfolgreichste Statin. Es erreichte im Jahr 2004 Umsätze von 10,7 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2007 wurde (laut Forbes.com) ein weltweiter Verkaufserlös von 12,8 Milliarden US-Dollar erzielt. (5)
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Quellen:
(3) http://journals.plos.org/plosone/article?id=info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0158118
(4) http://bmjopen.bmj.com/content/6/6/e010401
(5) https://de.wikipedia.org/wiki/Statin
Titelbild: ©-photocrew – Fotolia.com
Andreas 18. August 2018
Das ist noch immer in den Köpfen der Menschen drin. Wir sind ja alle so erzogen worden. Man hat uns schon als Kinder ständig gesagt, dass Fett ungesund ist und die Menschen deshalb Fett werden, Wir haben das ja nie hinterfragt. Wenn man heute die Wahrheit über Fett herausfinden will, kommt auch niemand und trägt diese Informationen einfach an einen heran. Auch kein Arzt. Diese muss man sich schon selber organisieren, wenn man realisiert hat, dass irgendetwas an unserer Ernährungslehre nicht ganz stimmen kann. Zum Glück interessieren sich immer mehr Menschen dafür. Und Low Carb und auch Keto können die Cholesterinwerte verbessern. Sie senken zwar nicht den Gesamtcholesterin, dafür erhöhen sie aber den Anteil von HDL Cholesterin, was zu besseren Quotienten und somit geringerem Risiko für Herzkrankheiten führt.