Diabetes, Keto und ein Low Carb Universe. Wie hängt das zusammen? Ganz einfach: Hanna Boëthius verkörpert diese Begrifflichkeiten. Warum das so ist, erfahren Sie in diesem Interview.
Als du 2 Jahre alt warst, wurde bei dir Diabetes-Typ-1 diagnostiziert. Das war für deine ganze Familie sicherlich ein einschneidendes Erlebnis. Was wurde deinen Eltern damals in Bezug auf deine Ernährung mit den Weg gegeben?
Die Diagnose wurde1985 gestellt, als der Low-Fat-Wahnsinn extrem groß war. Auf meine Eltern stürzte von jetzt auf gleich viel ein: Kalorien und Kohlenhydrate zählen, dementsprechend das Insulin zu dosieren. Und natürlich setzten sie die Ernährungsratschläge der Experten um, das bedeutete es kam kaum Fett auf das Brot, also wenig Margarine und auf gar keinen Fall Butter. Es wurde so gemacht, wie es die Pläne für Diabetiker vorsahen. Ich erinnere mich gut daran, dass ich Hamburger mit Brot und Pommes aß und ein Glas Milch dazu trank, so wie es im Plan stand. Nachzudenken, wie ein besserer Blutzuckerwert erreicht werden könnte war nicht angesagt. Hauptsache es wurde kein Fett gegessen!
Was bewirkten die Ernährungsempfehlungen bei dir?
Ganze 26 Jahre blieb es mir mit den offiziellen Ernährungsempfehlungen versagt meinen Blutzucker auch nur annähernd unter Kontrolle zu bringen. Er ging permanent rauf und runter, fuhr immer Achterbahn. Mehrmals landete ich deswegen im Krankenhaus, teils mit lebensbedrohlich hohen Blutzuckerwerten und Ketoazidose oder mit einer extremen Unterzuckerung, die dazu führte, dass ich auf der Straße umfiel. Ich wusste nie, wie der Blutzucker sich im Tagesverlauf entwickeln würde und irgendwann war ich alles leid. Doch das war meiner Gesundheit natürlich überhaupt nicht dienlich. Mit 26 Jahren fing ich mit der Paläo-Ernährung an, was mir gut bekam und mir half. Heute esse ich ketogen, diese Ernährung passt perfekt zu mir.
Wie hast du dein Leben mit Diabetes als Kind wahrgenommen?
Ich war lange das einzige Kind mit Diabetes in der Schule. Meine Eltern taten alles, um mir eine „normale“ Kindheit zu ermöglichen. Daher machte ich auch überall mit, über Reiten und Kunstturnen bis zum Handball spielen. Doch ich merkte natürlich auch schnell, dass Insulinspritzen nicht zum „normalen“ Leben gehörten.
Was passierte, als du ins Teenageralter kamst?
Da kam die große Katastrophe. Die Hormone spielten komplett verrückt und der Wunsch, so zu sein wie die anderen wurde übermächtig. Ich vernachlässigte meine Behandlung und hatte dadurch viel Streit mit meinen armen Eltern. Erst später verstand ich, welche Sorgen sie sich um mich und meine Zukunft gemacht haben.
Wann kam der Wendepunkt in deiner Ernährung?
Ich habe extrem lange versucht, meinen Blutzucker unter Kontrolle zu bekommen. Habe auf die Ratschläge von Diät-Beratern, Ärzten und Pflegepersonal gesetzt. Das Ergebnis war miserabel, die Blutzucker-Achterbahn wurde immer ausgeprägter.
Erst als ich eine Ausbildung zum Ernährungscoach machte, erklärte mir mein Lehrer, wie Insulin und Kohlenhydrate im Körper wirken. Und er sagte etwas zu mir, was ich nie wieder vergessen werde „denk immer zweimal darüber nach, wie du dich ernährst“. Dieser Satz war mein Wendepunkt. Nach 26 Jahren verstand ich, wie ich mit meiner Erkrankung besser umgehen kann, wie ich einen stabileren Blutzucker und eine bessere Gesundheit bekommen kann. Ich werde meinem Lehrer dafür immer dankbar sein, denn schließlich hat er mir mit seinen Worten das Leben gerettet!
Mit der Ernährungsumstellung veränderte sich dein Leben. Was genau ist jetzt anders?
Fast alles hat sich geändert. Ich verstehe jetzt, dass ich äußerst empfindlich auf Stress reagiere. Daher investiere ich viel Zeit für mein Stressmanagement, um meinen Stresslevel niedrig zu halten. Ich esse abwechslungsreicher, und weiß genau, was meinen Blutzucker wie beeinflusst. Ich verstehe besser, wie mein Leben und Lebensstil meinen Blutzucker und somit meine Diabetes-Erkrankung beeinflussen. Dadurch fühle mich auch sicherer, ich glaube jetzt an meine Zukunft und dass der Rest meines Lebens gesünder sein wird als jemals zuvor!
Was möchtest du den Eltern von Kindern mit Diabetes-Typ-1 mit auf den Weg geben?
Es gibt immer eine Lösung! Und es ist nicht unbedingt die, die der Arzt vorschlägt. Das bedeutet: eigene Forschung machen, eigene Lösungen finden. Es lohnt sich auf jeden Fall!
Im November 2017 findet auf Mallorca eine große LCHF-Konferenz statt, die du zusammen mit Bitte organisierst. Was ist euer Ziel?
Mit The Low Carb Universe möchten wir eine Plattform bieten, wo sich Low-Carb-Experten und Begeisterte dieser Ernährungsform treffen. Wir erwarten Speaker und Teilnehmer aus den USA, aus England, Schweden, Irland und natürlich auch aus Deutschland. Der Event findet auf der wunderschönen Balearen-Insel Mallorca statt. Wir haben ein ganzes Hotel gemietet, um Low Carb pur zu gewährleisten. Also Speaker, Zuhörer, Essen alles wird perfekt zusammenpassen. Wir bieten Vorlesungen und Workshops, um ein entspanntes Miteinander zu schaffen und einen guten Austausch zu ermöglichen. Wir möchten nicht das Tempo, was bei den meisten Konferenzen, vor allem in Amerika, üblich ist. Wir hoffen, dass unser Konzept begeistert und wir schöne und höchst motivierende Tage in Puerto de Sóller verbringen werden.
The Low Carb Universe findet vom 14.-19-11 statt und wir haben noch ein paar Tickets! Mehr Infos gibt es auf www.thelowcarbuniverse.com
Vielen Dank für das Interview, liebe Hanna.
Sie können Hanna Boëthius hier me@hannaboethius.com und hier www.hannaboethius.com besuchen. Hannas Geschichte „Ein harter Weg zur Diabetes-Expertin“ lesen Sie hier.
www.LCHF-Deutschland.de
Jörg 10. September 2017
Ich habe meinen Freund und Arbeitskollegen (DM Typ 1) zur Ketogenen Ernährung gebracht. Anfangs war er sehr skeptisch. Aber nun hat er seine Ernährung doch umgestellt auf KE. Siehe da, er spritzt nur noch einmal tägl. abends 27 IE Lantus. Er braucht über den Tag kein Insulin mehr und sein BZ bewegt sich, trotz Nahrungsaufnahme, so um die 100 bis 110 mg/dl. Er ist total happy und hat ganz nebenbei 5 Kg Gewicht verloren.