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Disease-Management-Programm bei Adipositas?

Was bringt ein Disease-Management-Programm-Adipositas?

Iris und ich haben einen weiteren interessanten Gastbeitrag von Dr. Dippel erhalten.  Die Frage „Was bringt ein Disease-Management-Programm-Adipositas?“ ist aktueller denn je, sind doch aktuell etwa etwa 18 Millionen der Deutschen adipös.

 

Zur Person: Dr. rer. med. Franz-Werner Dippel hat Biologe studiert und in Medizin promoviert. Er hat mehr als 20 Jahre Industrieerfahrung in verschiedenen Funktionen der Herz-Kreislauf- und Stoffwechselforschung. Seit 2018 ist er Gaststudent an der TU Berlin und als freiberuflicher Dozent für Gesundheit und Ernährung tätig.

 

Was bringt ein Disease-Management-Programm-Adipositas?

Was bringt ein Disease-Management-Programm-Adipositas?

Was bringt ein Disease-Management-Programm-Adipositas?

Nach Angaben des RKI sind 25% der Erwachsenen und 6% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland adipös (zusammen ca.18 Mio. Menschen). Die Gesundheitspolitik hat deshalb das IQWIG mit einer umfassenden Recherche der wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Entstehung, Diagnose und Therapie der Adipositas beauftragt. Die Ergebnisse liegen seit dem 16.09.22 vor [1,2]. Von insgesamt 193 Leitlinien erfüllten lediglich 28 (14,5%) die formalen Anforderungen des Instituts.

 

Im Hinblick auf die konservative Therapie der primären (lebensstilbedingten) Adipositas ist das Ergebnis ernüchternd. Lediglich 5 der 28 Leitlinien (17,8%) enthalten sehr allgemeine Empfehlungen zur Ernährungs-, Verhaltens- und Bewegungstherapie. Evidenzbasierte Maßnahmen zur wirksamen Gewichtsreduktion und dauerhaften Gewichtsstabilisierung auf Basis endpunktbezogener Langzeitstudien, Meta- bzw. Netzwerkanalysen oder indirekten Vergleichen fehlen völlig. Auch bei den Leitlinien-Empfehlungen zur Bewegungs- und Verhaltenstherapie fehlt der konkrete Bezug zu Ergebnissen aus hochwertigen randomisiert kontrollierten Studien. Für die drei Säulen der konservativen Basistherapie gibt es bis heute also immer noch keine belastbare wissenschaftliche Evidenz.

 

Unter Ernährungsexperten gilt die lebensstilbedingte Adipositas als Ergebnis eines ungesunden Lebensstils (Über- und Fehlernährung in Verbindung mit Bewegungsmangel). Dem gestörten Ess- und Bewegungsverhalten liegt in den meisten Fällen eine mangelnde Selbstregulationskompetenz zugrunde, die ihrerseits durch die Zusammensetzung und den hohen Verarbeitungsgrad industriell erzeugter Fertigprodukte begünstigt wird. Solche Produkte zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an gehärteten und umgeesterten Fetten, raffinierten Zucker, modifizierte Stärke, Eiweißextrakten, viel Salz und zahlreichen Zusatzstoffen aus. Diese hochkalorischen und gleichzeitig vitalstoffarmen Fertiggerichte überfordern die biologischen Regulationsmechanismen des menschlichen Organismus und begünstigen Übergewicht und Adipositas.

 

Zahlreiche Beobachtungsstudien weisen seit Jahrzehnten auf diesen Zusammenhang hin. Dabei waren die Assoziationen stark und häufig auch dosisabhängig, was in epidemiologischen Studien als ernstzunehmenden Hinweis auf einen ursächlichen Zusammenhang gilt. Die kausale Beziehung wurde 2019 erstmals auch durch eine randomisierte kontrollierte Studie wissenschaftlich belegt [3].

 

Medizinische Fachgesellschaften, Wissenschaftler und Verbraucherorganisationen empfehlen deshalb eine umfassende und konsequente Verhältnisprävention. Dazu gehören neben einer
Mehrwertsteuerbefreiung frischer und unverarbeiteter Lebensmittel auch verbindliche Qualitätsstandards für gesundes Essen in öffentlichen Einrichtungen, Schulen und Kitas sowie ein generelles Werbeverbot für ungesunde Kindernahrungsmittel [4, 5]. Die Eindämmung der Adipositas Epidemie scheint somit keine primär medizinische, sondern vielmehr
eine politische Aufgabe zu sein.

 

Hier geht es zum Originalbeitrag: http://www.verlag-perfusion.de/archiv/perfusion/2022/ausgabe-03.html

 

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Literatur

1. https://www.iqwig.de/download/v21-05_leitliniensynopse-adipositaserwachsene_abschlussbericht_v1-0.pdf
2. https://www.iqwig.de/download/v21-07_leitliniensynopse-adipositaskinder-und-jugendliche_abschlussbericht_v1-0.pdf
3. Hall KD, Ayuketah A, Brychta R et al. Ultra-processed diets cause
excess calorie intake and weight gain: an inpatient randomized
controlled trial of ad libitum food intake. Cell Metabolism 2019; 30:
67-77. doi:10.1016/j.cmet.2019.05.008
4. Gerlach S. Lebensmittel-bezogene Verhältnisprävention von
Adipositas und nichtübertragbaren Krankheiten – der politische
Prozess in Deutschland. Adipositas 2020; 14: 67-78. doi:10.1055/a1120-5316
5. Eichhorn C, Nagel E. Prävention von Übergewicht und Adipositas –
Aufgaben von Staat, Lebensmittelindustrie und Individuum.
Gesundheitswesen 2010; 72: 10-16.
doi:10.1055/s-0029-1237737

Die vollständige Fassung des Beitrags ist erschienen unter:
http://www.verlag-perfusion.de/archiv/perfusion/2022/ausgabe-03.html
Korrespondenzadresse:
Dr. rer. med. Franz-Werner Dippel
E-Mail: franz-werner.dippel@t-online.de

 

Titelbild: Maria_Sbytova by elemts.envato.com

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