Ich bin Birgitta Höglund, komme aus Schweden und möchte Ihnen gerne aus den letzten 11 Jahren meines Lebens erzählen. Vor kurzem bin ich 54 Jahre geworden und wohne in Östersund, das ungefähr in der Mitte Schwedens liegt. Seit sechs Jahren habe ich einen Ernährungsblog, der ganz unspektakulär Birgitta Höglunds mat (Essen) heißt.
Ich werde oft gefragt, warum es mir heute so gut geht, da ich viele Jahre sehr unter meiner Fibromyalgie litt. Ich wurde sogar auf Grund meiner Rückenprobleme pensioniert und konnte meinen Beruf als Köchin nicht mehr ausüben.
Ich hoffe, dass meine Geschichte dazu beiträgt, Menschen in vergleichbaren Situationen Mut zu machen. Nach Jahren, in denen der Schmerz mein ständiger Begleiter war, kam vor fünf Jahren die Wende in meinem Leben. Da erfuhr ich endlich die Gründe meiner Erkrankung und anderer körperlicher Beschwerden. Ich litt unter permanenter Müdigkeit, Muskelschmerzen, trockenen Schleimhäuten, Sensibilitäts-störungen, Migräne, Gelenkproblemen, Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis und der Konzentration, Magenproblemen und vielen anderen Beschwerden. Erst nachdem ich eine Ärztin fand, die sich auf Fibromyalgie spezialisiert hatte, änderte sich mein Leben. An dem Tag begann meine Reise zurück zur Gesundheit.
Nach meiner Lendenwirbeloperation, die durch eine Rückenverletzung bei der Arbeit notwendig geworden war, stellten sich immer größer werdende Schmerzen ein. Zwischendurch konnte ich nur noch mit Hilfe eines Stocks gehen und hatte Probleme beim Sitzen. Ich konsultierte Neurologen, Rheumatologen, Orthopäden und Gynäkologen, doch keiner konnte mir helfen. Niemand fand etwas, das meine Probleme erklärte. Ich wurde auf Sjögren-Syndrom (eine Autoimmunerkrankung), Psoriasis, Arthritis und MS untersucht, doch ohne Diagnose. Dann traf ich auf eine Ärztin, die meine Symptome ernst nahm, sie untersuchte mich und stellte eine Diagnose. So erfuhr ich, dass Fibromyalgie all meine Symptome verursachen könne und war erleichtert.
Man erklärte mir, dass es sehr schwer sein konnte, mit Fibromyalgie zu leben. Mein Leben war von Müdigkeit und Schmerzen geprägt.
Ich beschloss, so viel wie möglich über meine Krankheit herauszufinden und etwas dagegen zu unternehmen. Alle Ärzte, Physiotherapeuten und Psychologen erzählten mir, dass diese Krankheit nicht heilbar sei und ich einfach lernen müsse, damit zu leben. In der Schmerzambulanz bekam ich immer wieder neue Medikamente, die mir bei meinen Nervenschmerzen durch die Fibromyalgie helfen sollten. Ich bekam Lyrica und Cymbalta, ein Epilepsie-Medikament und ein Antidepressivum, welche auf das zentrale Nervensystem wirken sollen. Denn durch eine Störung des zentralen Nervensystems entstehen die Symptome der Erkrankung. Diese Medikamente halfen mir in den ersten Jahren auch, allerdings mit einer stark dämpfenden Wirkung auf meine Psyche. Meine Kreativität war völlig weg.
Ich begann mit einer maßgeschneiderten Physiotherapie und einem sanften Yoga-Programm. Beide Therapien wurden individuell auf meine Bedürfnisse abgestimmt und ich hatte sowohl einen sehr erfahrenen Physiotherapeuten als auch Yoga-Lehrer. Im ersten Monat begann ich, mit fünf bis zehn Minuten zu üben, dann wurde es immer länger. Begleitet wurde diese Therapie mit Massagen für alle Muskeln im Körper. Das verbesserte kontinuierlich die Durchblutung und die Beweglichkeit der Muskeln und Gelenke. Nach sechs Monaten Therapie war ich bei einer Stunde Therapietraining täglich angekommen. Das setzte ich in den nächsten fünf Jahren so fort. Vor drei Jahren hörte ich dann einen Vortrag von Dr. Annika Dahlqvist. Sie erzählte, wie sie ihre Fibromyalgie besiegt hatte. Ich wusste sofort: Das kann auch mir helfen. Am Tag nach dem Vortrag begann ich mit meiner LCHF-Ernährung. Ich verbannte Nudeln, Brot, Brötchen, Kuchen und andere liebgewonnene Lebensmittel aus meinem Leben und aß nun deutlich mehr Gemüse, Fleisch, Fisch, Eier, Butter und Käse als zuvor. Schon nach einigen Tagen fühlte ich, dass es meinem Magen besser ging und meine Muskeln nicht mehr so schnell ermüdeten. Mein Körper wurde nun mit ausreichend Protein versorgt und nicht mehr nur mit vielen Spaghetti, mit etwas Wurst und Ketchup. Die Umstellung war nicht so schwer. Nach den ersten Tagen mit Müdigkeit und Kopfschmerzen ging es mir langsam aber sicher immer besser. Mein tägliches Training behielt ich bei, denn ich merkte sofort, dass ich viel steifer wurde, wenn ich es nicht machte. Bei großen Wetterveränderungen mit Sturm und Regen geht es mir ebenfalls etwas schlechter, dann kommt eine Müdigkeit und die Muskeln schmerzen. Doch das passiert nur selten und ist kein Vergleich zu früher.
Der Beginn meiner gesundheitlichen Probleme war auch mit einer Gewichtszunahme verbunden. Damals wusste ich nicht, dass ich empfindlich auf Kohlenhydrate reagiere. So aß ich, um mich wieder besser zu fühlen, doch wurde bald danach schon wieder müde. Heute ist mir klar, dass mein Blutzucker Berg- und Talbahn fuhr. Als die Waage fast 100 Kilo anzeigte, hörte ich auf, mich zu wiegen. Heute wiege ich 75 Kilo bei einer Größe von 1,78 m und das fühlt sich gut an.
Die LCHF-Ernährung ist gut für schmerzende Muskeln und Gelenke. Ich esse völlig glutenfrei und seit einem Jahr benötige ich keine Schmerztabletten mehr. Heute merke ich meine Erkrankung, wenn das Wetter umschlägt, wenn mir kalt wird und wenn ich zu aktiv oder gestresst bin. Daher versuche ich diesen Sachen aus dem Weg zu gehen oder sie zu vermeiden. In den Wintermonaten lebe ich gerne am Mittelmeer, das Klima tut mir gut und ich kann ganz anders als zuhause Sport treiben.
Mit meinem Blog startete ich kurz nach meiner Ernährungsumstellung. Dort sind sehr viele Rezepte zu finden. Meine LCHF-Ernährung enthält viel Gemüse und in den letzten Jahren mische ich LCHF auch häufig mit Paleo. Mir bekommt es besser, wenn ich mich milchfrei ernähre. Falls ich mal Käse esse, ist er aus Ziegenmilch. Butter esse ich jedoch nach wie vor und teilweise in solchen Mengen, dass mich sogar einige LCHF-Ernährungsberaterinnen gefragt haben, wie ich so viel Butter essen könne. Meine Antwort: Weil sie mir so gut tut.
Durch die vielen Rezepte auf meinem Blog erhielt ich die Chance, Kochbücher zu schreiben. Ein Buch schrieb ich zusammen mit Dr. Annika Dahlqvist. Dieses Buch wird dieses Jahr in Deutschland erscheinen, ebenso wie ein weiteres Kochbuch von mir. Darüber freue ich mich sehr und bin auf die Resonanz gespannt.
Ich hoffe, mit diesem Beitrag Menschen zu helfen, ihre Schmerzprobleme besser zu bewältigen. Wenn es einigen dadurch besser geht, dann habe ich mein Ziel erreicht.
Es ist immer wichtig, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen, auch wenn es zwischendurch mal richtig dunkel werden kann.
Viel Glück auf Ihrer Reise zu einer besseren Gesundheit. Ihre Birgitta Höglund
Rezepte von Birgitta Höglund finden Sie regelmäßig im Low Carb – LCHF Magazin. Ihre Kochbücher sind auch auf englisch erhältlich. Besuchen Sie Birgitta auf ihrem englischen Blog.
Margret Ache/www.LCHF-Deutschland.de