Jede Hypoglykämie ist eine zu viel
Die Hypoglykämie(Unterzuckerung) ist die häufigste und schwerste Nebenwirkung der Diabetestherapie mit Insulin und/oder insulinotropen Substanzen. Typisches Symptom einer schweren Hypoglykämie ist die Bewusstseinstrübung, die im schlimmsten Fall bis hin zum Koma führen kann. Daher ist eine Hyperglykämie stets ein ernst zu nehmender Zustand.
Was genau bedeute Hypoglykämie?
Hypoglykämie bedeutet, dass die Konzentration von Glukose unter dem jeweiligen Lebensalter entsprechenden Wert, z.B. bei Diabetikern, nach Überdosierung von Antidiabetika abfällt. Daher macht es Sinn, die geltenden Grenzwerte zu kennen:
Alter | Grenzwert |
Frühgeborene | 1,1 mmol/l (20 mg/dl) |
Reifgeborene | 1,6 mmol/l (30 mg/dl) |
Säuglinge | 2,2 mmol/l (40 mg/dl) |
Kinder und Erwachsene | 2,8 mmol/l (50 mg/dl) |
Die Symptomatik ist abhängig von Schweregrad der Unterzuckerung und zeigt sich zu Beginn häufig durch Zittern und / oder Unruhe gefolgt von Bewusstseinsstörungen bis hin zum hypoglykämischen Schock.
Beim hypoglykämischen Schock handelt es sich um einen akuten lebensbedrohlichen Zustand, der unverzüglich u. a. mit Glukose i. v. behandelt werden muss.
Welche Faktoren treiben die Gefahr einer Hypoglykämie hoch?
Eine Studie (1) hat die Daten von über 200.000 Diabetikern aus den Jahren 2014 bis 2018 bestimmt und daraus ermittelt, welche Faktoren die Gefahr einer Hypoglykämie hochtreiben.
Dabei gab es jährlich pro 1000 Patienten 9,1 schwere Hypoglykämien, die eine Therapie in der Notfallambulanz oder Klinik erforderten. Die Rate war erhöht bei Therapie mit;
- Sulfonylharnstoff 6,7-fach,
- Basalinsulin 12,5-fach,
- Bolusinsulin 23,2-fach und
- beiden Insulinarten 27,7-fach.
Die Dunkelziffer der Hypoglykämien
Laut einer Pressemitteilung der Novo Nordisk Pharma GmbH erleiden 55 % der Menschen mit Diabetes, die eine Insulintherapie erhalten und eine nicht-schwere Hypoglykämie und informieren ihren Arzt hierüber nie oder nur selten. (2) Typ-2-Diabetiker, die Insulin anwenden, erleben im Schnitt jährlich 23 leichte oder mittelschwere Hypoglykämien. (3) Geprägt von der Angst vor einer erneuten Hypoglykämie reduzieren viele Betroffene ihre Insulindosis (4) und nehmen lieber erhöhte Blutzuckerspiegel in Kauf. (5,6)
Die Gefahr von erhöhten Blutzuckerspiegeln
Alle 13 Minuten werden einem Diabetiker in Deutschland Zehen, Füße oder Unterschenkel abgenommen, das sind rund 60.000 Amputationen im Jahr. Der Anteil der Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen liegt bei Personen mit Typ-2-Diabetes bei 37,1 %. Der Anteil an Personen mit Diabetes, bei welchen eine diabetische Polyneuropathie dokumentiert ist, beträgt 13,5 % … Zahlen, die mehr als deutlich zeigen, dass ein zu hoher Blutzuckerspiegel auf Dauer keine Lösung sein kann.
Wie kann eine Glykämie verhindert werden?
Natürlich durch eine optimale Einstellung mit Medikamenten sagt jetzt die Pharmaindustrie und auch viel Ärzte. Doch es gibt auch etwas, was jeder Diabetiker selbst machen kann, lassen wir hier Prof. Dr. med. Stephan Martin zu Wort kommen:
Nun, die Patienten messen ja regelmäßig ihren Blutzucker. Dabei sehen sie: Wenn sie Brot essen, Kartoffeln, Reis, Pasta, dann steigen die Blutzuckerwerte an. Es ist nicht alleine der Zucker, sondern es sind die Kohlenhydrate generell – Kartoffelpüree hat einen höheren glykämischen Index als Haushaltszucker…Bei uns in der Praxis und in bundesweiten Studien haben wir Erfahrungen mit über tausend Patienten gesammelt, es ist unglaublich, was man da erreichen kann. Viele kommen schon nach kurzer Zeit komplett oder zumindest teilweise ohne Medikamente aus. Typ-2-Diabetes ist kein Schicksal, das jemand tatenlos erdulden muss, sondern ein Weckruf, um aktiv zu werden.
Diabetes-Typ-2- ist kein Schicksal
Diabetes ist kein Schicksal mehr, welch eine wunderbare Botschaft! Leider verkündigen noch viel zu wenig Ärzte die Möglichkeit, dass sich Typ-2-Diabetiker mit einer Low-Carb-Ernährung gut therapieren lassen. Noch viel zu oft wird Typ-2-Diabetikern Insulin verschrieben, obwohl sie an einer Insulinresistenz leiden. Zu der Wirkung von Insulin sagt Prof. Martin:
Im Grunde hat Insulin drei Wirkungen: Erstens: Es senkt den Blutzucker. Zweitens: Es blockiert die Fettverbrennung. Drittens: Es blockiert die Glukoseproduktion in der Leber. Zur Senkung des Blutzuckers benötigt der Körper die 10-fach höhere Insulinmenge als zur Fettverbrennung. Das ist das große Problem bei Typ-2-Diabetikern: Sie haben hohe Mengen an Insulin im Blut, also können sie kein Fett verbrennen. Wir müssen Wege finden, die hohen Insulinspiegel zu senken, damit die Menschen wieder Gewicht abnehmen können.
Der finnische Milliardär Sami Inkinen revolutioniert seit vielen Jahren mit seiner Firma Virta Health die Diabetes-Welt in den USA. Keto bei Typ-2-Diabetes ist seine Devise. Diese Nachricht schlug in Fachkreisen vor einigen Jahren wie eine Bombe ein.
Sami Inkinen sagt:
„Wir wissen, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, bis wir unser Ziel erreicht haben, Typ-2-Diabetes bei 100 Millionen Menschen zu besiegen.“
Doch die Anfänge sind getan und äußerst vielversprechend, die Ergebnisse der Studie sind veröffentlicht. Lies dazu die Artikel:
Umkehrung von Typ-2-Diabetes? Ja, gerne! und So lässt sich Typ-2-Diabetes umkehren.
Wichtig zu wissen: Auch Typ-1-Diabetiker können von einer Ernährungsumstellung profitieren, lies dazu gerne den Bericht von Dr. med. Toralf Becher, der selbst Typ-1-Diabetes hat: https://lchf-deutschland.de/erfahrungsbericht-typ-1-diabetes-und-keto/
Fazit
Definitiv ist jede Hypoglykämie eine zu viel, doch wichtig ist, dafür zu sorgen, dass so viele Diabetiker wie nur möglich eine Low-Carb-Ernährung ausprobieren. Dadurch würden schon extrem viele akute Situationen und chronische Komplikationen vermieden werden können.
Die LCHF Deutschland Akademie – mit Herz und Verstand
Seit 2015 bilden Margret Ache und Iris Jansen in ihrer LCHF Deutschland Akademie aus und durften viele Menschen auf ihrem Weg zum Coach begleiten.
Begeisterte AbsolventInnen zwischen 18 und 70 Jahren, SchülerInnen, Mütter, JuristInnen, PädagogInnen, PhysiotherapeutInnen, FitnesstrainerInnen, HeilpraktikerInnen, GesundheitspflegerInnen, KonditormeisterInnen, Kaufleute aus den verschiedensten Bereichen…
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Margret Ache und Iris Jansen
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(1) https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2758477
(2) Östenson CG, Geelboed-Duijvestijn P, Lahtela J et al. Self-reported non-severe hypoglycaemic events in Europe. Diebetic Medicine 2014; 31:92-101.
(3) Edridge CL, Dunkley AJ, Bodicoat DH et al. Prevalence and Incidence of Hypoglycaemia in 532,542 People with Type 2 Diabetes on Oral Therapies and Insulin: A Systematic Review and Meta-Analysis of Population Based Studies. PLoS ONE 2015; 10(6): e0126427. doi:10.1371/journal.pone.0126427.
(4) Leiter LA et al. Can J Diabetes 2005;29:186-92.
(5) Brod M et al. Curr med Res Opin 2012; 28:1947-1958.
(6) Perlmuter LC et al. Diabetes Care 2008;31:2072-2076.
Titelbild: dolgachov Envato.com
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Bohnes , Gisela 18. April 2023
Ich habe den Artikel über die Gefahren einer Hypo bei Typ2 gelesen. Ich wundere mich schon sehr. Die Gefahr einer Hypo ist doch bei Typ1 um ein vielfaches höher aber die werden überhaupt nicht erwähnt.Wissen sie nicht , daß es auch den Typ1 gibt oder erwähnen sie die mit Absicht nicht ? Dieser Artikel hat mich sehr verärgert !
Margret Ache 18. April 2023
Guten Tag Frau Bohnes,
wie wir schon in der Antwort auf Ihren Kommentar vom 21.03.2023 geschrieben haben,gibt es auf unserer Website auch Artikel zum Typ-1-Diabetes. Da Typ-1-Diabetes eine Autoimmunerkrankung ist, Diabtetes-Typ-2 hingegen eine ernährungsbedingte Erkrankung passt es häufig nicht zusammen über beide Typen zu schreiben.
Dies ist eine private Website, auf der alle Leser kostenlose Informationen und Rezepte erhalten, deren Inhalt wir bestimmen.
Hier geben wir Ihnen noch mal ein Auswahl unserer Artikel:
https://lchf-deutschland.de/erfahrungsbericht-typ-1-diabetes-und-keto/
https://lchf-deutschland.de/typ-1-diabetes-und-lchf-geht-das/
https://lchf-deutschland.de/ein-harter-weg-zur-diabetes-expertin-2/
https://lchf-deutschland.de/leitdlinien-von-christian-stehle/
Insofern sind wir über Ihren erneuten negativen Kommentar schon etwas überrascht.
Viele Grüße
Margret Ache und Iris Jansen (Die Gründerinnen von LCHF Deutschland)
Gnubbel 20. April 2023
Hmm … also ich hatte diese Website bisher immer als Ernährungsratgeber verstanden und nicht als Diabetesratgeber. Insofern kann ich es schon nachvollziehen, warum die Autoimmunerkrankung Diabetes-Typ 1 hier nicht den Stellenwert bekommt, den sich manche (Betroffenen?) wünschen. Zumal ich mir vorstellen kann (ich lasse mich gern berichtigen), dass die Gefahren einer Hypo beim Typ 1 höchstens quantitativ einen Unterschied machen dürften.
Aber Hypo hin oder Hypo her, der Dreh bei der Sache ist doch, dass das Gehirn der meisten Menschen aufgrund jahrzehntelanger Fehlernährung verlernt hat, die wertvolleren Ketonkörper zu nutzen, und deshalb auf Gedeih und Verderb auf Glukose angewiesen ist – ein Zustand, der, wie bereits Robert Atkins vor einem halben Jahrhundert herausgefunden hat, sich sehr einfach innerhab weniger Tage korrigieren lässt. Und wie gut das Gehirn mit Ketonkörpern arbeitet und wie egal ihm dann der Blutzuckerspiegel ist, habe ich selbst immer wieder erfahren dürfen. Für die winzigen Mengen, die bestimmte Hirnareale an Glukose benötigen, hat das Gehirn immer noch seine Stresshormone parat, die den Zucker mittels Glukoneogenese beschaffen – vorausgesetzt, dass es dabei nicht durch externe Insulingaben sabotiert wird. Ein Grund mehr, sich so weit wie möglich von Insulin unabhängig zu machen, das bei den bei Typ-2-Diabetikern üblichen Blutkonzentrationen auch noch krebsfördernd ist.
Aber wie Charles Kettering schon sagte: „In einer Fünftelsekunde kannst du eine Botschaft rund um die Welt senden. Aber es kann Jahre dauern, bis sie von der Außenseite eines Menschenschädels nach innen dringt.“, werden wohl noch viele Gliedmaßen amputiert werden und viele Augenlichter erlöschen müssen, bevor die Menschen zumindest bei ihrer Gesundheit anfangen, Prioritäten zu setzen.
Gnubbel 20. April 2023
Noch eine Randbemerkung zu Prof. Martin: Ich wundere mich immer wieder, dass das Meisterstück der Natur, nämlich die Fähigkeit der höher entwickelten Lebewesen, die Energie der Fette zu nutzen, auf die bloße Gewichtsabnahme reduziert wird. Dabei hat doch die „Fettverbrennung“ so viele unglaubliche Vorteile: Fett hat mehr als doppelt so viel Energie wie Zucker und kann in unserem Körper nahezu unbegrenzt gespeichert werden. Darüber hinaus ist Fett auch ohne Insulin jederzeit verfügbar, die Fettsäuren können in den Muskeln sauber verbrannt werden, und für das Gehirn kann die Leber aus Fett Ketonkörper produzieren, die weit mehr Energie freisetzen können als Glukose. Und schließlich gibt der „klägliche Rest“, nämlich das Glyzerin, besonders im Sommer auch noch ein gutes Kühlmittel ab, wie jeder Kfz.-Mechaniker bestätigen kann – und im Winter ist der subdermale Pullover auch ein sehr nützliches Utensil, das nicht nur wärmt, sondern auch noch nährt, weshalb sich die meisten Tiere (und sicherlich auch die Menschen in ferner Vergangenheit) im Herbst den berühmten Winterspeck anfressen.
Und was den Volkssport des Westens, nämlich die Gewichtsabnahme, betrifft, sollte man die Sache mal vom Kopf auf die Füße stellen: Energie ist, wie wir bereits in der Schule gelernt haben, der Reichtum der Natur. Und wie es mit dem Reichtum so ist, ist es nicht schlimm, wenn man viel davon auf dem Konto hat – schlimm wird es erst, wenn man es nicht ausgeben kann. Sorgen wir also lieber dafür, uns mit unseren Energievorräten unser Leben zu verschönern, anstatt sie zu bekämpfen, dann pegeln sie sich von ganz allein auf ein vielleicht nicht politisch korrektes, aber dafür gesundes Maß ein. Und ärgern wir uns nicht, wenn es im Winter ein paar Kilo mehr sind – so ein subdermaler Pullover spart nämlich ganz schön Heizkosten.