Genießen Sie den Stress weg: Ohne Frühstück locker und leistungsstark?!
Dr. Sabine Paul schreibt für das Low Carb – LCHF Magazin die Serie: Genießen Sie den Stress weg. Wenn Sie den 1. Teil verpasst haben, können Sie ihn hier nachlesen.
Genießen Sie den Stress weg
Teil 2: Ohne Frühstück locker und leistungsstark?!
Von Kindesbeinen an wird uns vermittelt: „Geh ohne Frühstück nicht aus dem Haus!“ – oder sogar: „Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages!“ Aber stimmt es wirklich? (Lesen Sie dazu auch den Artikel: Der Frühstücks-Mythos, Anm. der Redaktion)
Kaum aufgestanden, kann das Frühstück gleich zu Stress führen. Entweder wollen die Kinder nichts essen, obwohl es doch so wichtig ist. Oder man hat selbst keine Zeit, keine Lust oder macht einen schnellen Stopp an der Tankstelle – und hat dann ein schlechtes Gewissen.
Ein Viertel der 14-24jährigen frühstückt nicht. Je nach Nation verzichten 5 bis 30 Prozent der Bevölkerung auf eine frühe Mahlzeit. Mehr als 60 Prozent der Europäer lassen mindestens einmal in der Woche das Frühstück ausfallen. Die einen wollen abnehmen, die anderen haben keine Zeit, eine kleine Gruppe kann es sich nicht leisten. Eine häufige Aussage ist jedoch: „Ich habe keinen Appetit“.
Seltsam, denn nach vielen Stunden Schlaf ohne Energiezufuhr wäre es logisch, nun hungrig wie ein Bär auf Nahrungssuche zu gehen, damit wir fit und leistungsstark unsere Vormittagsaufgaben meistern können. Warum ist frühstücken so oft dann eher eine Verpflichtung als ein inneres Bedürfnis?
Frühstück: ein Urbedürfnis?
Wie kommt man dem natürlichen Frühstücksbedarf auf die Spur? Dazu gibt es zwei spannende Hinweise. Die Biochemie von Appetit und Leistungsstärke – und ein Blick auf das Frühstück ursprünglich lebender Völker.
Heutige Naturvölker essen meist erst einige Stunden nach dem Aufstehen eine größere Nahrungsportion. So starten die Hadza in Tansania rund eine Stunde nach dem Aufstehen frühstücksfrei zur Jagd. Zwei bis drei Stunden später, wenn ein größeres Tier erlegt ist, wird ein Teil des Fleischs gegrillt und gegessen. Parallel sammeln andere Gruppenmitglieder etwa zwei Stunden nach dem Aufstehen nussähnliche Baobab-Samen oder graben nach Wurzeln. Einige werden kurz geröstet, andere frisch verzehrt. Es steht also erst drei bis vier Stunden und nach einer ersten körperlichen und geistigen Aktivität die erste Mahlzeit bereit.
Menschen haben fast zwei Millionen Jahre als Jäger und Sammler gelebt. In dieser Zeit wurden Stoffwechsel und Gehirn optimal an diese Lebensweise angepasst.
Ihr Morgenrhythmus spiegelt sich bis heute in unserer Biochemie wider: Unser Hungergefühl unterliegt einem inneren Tagesrhythmus, mit einem Tiefpunkt am Morgen und einem Höhepunkt am Abend. Gesteuert wird dies wesentlich durch das Stresshormon Cortisol. Es mobilisiert, unabhängig von akutem Stress, körpereigene Energie in der Aufwachphase. Der Blutzucker wird erhöht, Fettreserven werden mobilisiert, das Hungergefühl sinkt.
Der hohe Cortisolspiegel für frühmorgendliche Leistungskraft bei geringem Appetit könnte Teil unseres genetischen Erbes sein, welches aus der Jäger-und-Sammlerzeit stammt.
Wer morgens keinen Hunger hat, ist dieser ursprünglichen Ernährungsweise sehr nahe. Kein Grund also für ein schlechtes Gewissen, wenn das Frühstück vor dem Arbeits- oder Schulstart schwerfällt und deshalb ausfällt. Ein paar Tricks stellen im Lauf des Vormittags ausreichend Energie und eine Top-Konzentration samt besserer Stress-Resistenz sicher.
3 Tipps für Wenig-Frühstücker und für Eilige
1. Wenig oder nichts früh am Morgen essen – ist ok! Einen Schluck trinken – und einfach etwas Passendes für später mitnehmen, wenn der Appetit kommt, z.B. Nüsse, ein hartgekochtes Ei, Obst. (Für LCHFler: bitte beim Obst Beeren nehmen, Anm. der Redaktion)
2. Schnellstart, fruchtig-würzig. Einen schnell zubereiteten und leicht trinkbaren Vitamin- und Mineralstoffschub bieten Frucht-Smoothies (z.B. Banane mit Kiwi und Ingwer, ein paar Mandeln oder Cashewkernen) oder Grüne Smoothies mit Wildpflanzen (z.B. Spinatblätter, Rucola oder Blutampfer, Brennnessel); eine Portion von ca. 300 ml genügt. Wichtig für eine Top-Nährstoffversorgung: frische und einzelne Zutaten verwenden, keine fertigen Mischungen aus der Tüte. (Hier gilt für LCHFler bitte nur den Grünen Smoothie, Anm. der Redaktion)
3. Herzhaft-entspannter Gehirn-Jubel. Für Top-Konzentration sorgt die Kombination aus einer Eiweißquelle mit Vitamin- und Mineralstoffquellen: Fleisch- oder Bratenreste bzw. Schinken mit Gemüsestreifen | Geräucherte Forelle oder Lachs mit Artischocken oder Oliven | Rührei, Omelette oder Spiegelei mit gerösteten Sonnenblumen- oder Kürbiskernen oder gedünsteten Pilzen.
Wer sich etwas mehr Zeit nehmen möchte, findet gehirngerechte Frühstücksrezepte für moderne Jäger und Sammler in: Das PaläoPower-Kochbuch – Energie und Lebensfreude aus der Steinzeitküche. Sabine Paul, C.H. Beck-Verlag München, 2014
Stress-Schutzschild beim Frühstück aufbauen: So geht’s entspannt
Mit jeder Mahlzeit können Sie einen „Lotus-Effekt für Ihre Nerven“ aufbauen, so dass Stress besser abperlt und Ihre Energie aufblüht. Genießen Sie und entspannen Sie sich. Hier geht es zum Kochbuch.
Autoreninfo:
Dr. Sabine Paul
IFEG Institut für Evolutionäre Gesundheit
www.nerven-power.de
Genussvolles Stressmanagement und geistige Fitness nach dem Vorbild der Natur
Low Carb – LCHF Kongress
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www.LCHF-Deutschland.de und Low Carb – LCHF Kongress 2018
Bildnachweis:
Kinderfrühstück: madhourse, www.fotolia.com
Hadza: Sabine Paul, www.nerven-power.de
Cortisol: bearbeitet auf der Basis von www.ganzimmun.com
Superman: luismolinero, www.fotolia.com
Dieser Artikel wurde im Low Carb – LCHF Magazin 2 / 2016 publiziert.