Warum ist die LCHF-Ernährung fett- statt proteinreich?
Warum ist die LCHF-Ernährung fett- statt proteinreich? ist ein übersetzter Artikel Why Low Carb Is High in Fat – Not Protein von in Insulin, Low Carb High Fat, Weight loss
Fett- und nicht proteinreich, das zeichnet die richtig formulierte LCHF-Ernährung aus. Warum das so ist, erklärt Dr. Jason Fung. Er ist ein kanadischer Nierenspezialist und einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet des Intermittierenden Fastens und der Low Carb High Fat-Ernährung.
Warum ist die LCHF-Ernährung fett- statt proteinreich?
Teil 1
Ich habe schon oft einen Wechsel zu einer Ernährung mit vielen natürlichen Fetten und wenigen verarbeiteten Kohlenhydraten empfohlen. Warum viel Fett? Ganz einfach, weil es den Insulinspiegel nicht beeinflusst. Denn, die sogenannte Hyperinsulinämie bedeutet wörtlich, dass sich zuviel Insulin im Blut befindet (Hyper bedeutet hoch und –emi bedeutet Blutspiegel).
Daher ist es logisch, verarbeitete Kohlenhydrate, die das Insulinniveau stark erhöhen, gegen natürliches Fett zu tauschen. Denn dadurch wird die Insulinproduktion gesenkt, auch wenn es sich um dieselbe Kalorienmenge handelt.
Doch was genau macht den Unterschied, einer fettreichen Ernährung im Vergleich zu sowohl den Kohlenhydraten als auch dem Protein? Letztendlich besteht der große Unterschied darin, dass Protein und Fett völlig verschiedene Stoffwechselprozesse durchlaufen.
Diese Grafik zeigt Ihnen den Unterschied zwischen der Insulin-Hypothese und der Kohlenhydrat-Insulin-Hypothese (carbohydrate-insulin hypothesis – CIH). Diese CIH zeigt, dass das Insulin der größte Verursacher der Fettleibigkeit (Adipositas) ist, durch die immense Insulinfreisetzung als Reaktion auf die Kohlenhydrate. Das bedeutet, werden die Kohlenhydrate gesenkt, muss das Insulin auch automatisch sinken.
Doch ich glaube nicht, dass diese Hypothese richtig ist. Tierisches Protein, um Ihnen ein Beispiel zu zeigen, hat eine hohe Insulinantwort zur Folge (es setzt viel Insulin frei). Sogar in dem Ausmaß, wie verarbeitete Kohlenhydrate. Wenn die oben genannte Hypothese stimmen würde, müssten Sie beliebig viel Protein ohne Auswirkungen essen können. Doch das stimmt nicht.
Eine etwas andere Version von CIH
Die Insulin-Hypothese oder die hormonelle Fettleibigkeit Theorie (the Hormonal Obesity Theory – HOT) ist eine vollständigere und genauere Version des CIH. Insulin ist zwar noch immer die häufigste Ursache von Adipositas, aber das Insulin kann auf verschiedene Weisen ansteigen und wieder abfallen.
Zum Beispiel kann eine Insulinresistenz, Fruktose, tierisches Protein, Inkretine (darunter sind gastrointestinale Hormone zu verstehen, welche die nahrungsabhängige Insulinsekretion aus den Betazellen der Bauchspeicheldrüse steuern. Anmerkung der Übersetzerin), Essig und Ballaststoffe in diesem kompletteren Modell mit eingebunden werden. Das Insulin bleibt jedoch weiterhin der zentrale Mittelpunkt.
In diesem Fall wird ein Zuviel an Protein nicht als unproblematisch betrachtet, da es die Insulinausschüttung stimuliert. Nach der HOT-Theorie ist es also möglich, Adipositas durch ein Zuviel an Protein zu entwickeln.
Das ist die wichtigste Erkenntnis der jüngsten LCHF-Bewegung, im Gegensatz zu den reinen Low Carb-Bewegungen (Atkins o.ä.), die weder Fett noch Protein begrenzen.
Fett gegen Protein und der Kohlenhydratstoffwechsel
Der Fettstoffwechsel weist einen fundamentalen Unterschied zum Protein- und Kohlenhydratstoffwechsel auf. Denn Fett hat fast gar keine Auswirkungen auf das Insulin. Und warum nicht? Weil die Leber nicht Teil des Fettstoffwechsels ist. Insulin ist nur notwendig, wenn Glukose verbrannt werden muss, nicht bei der Fettverbrennung.
Ein normal funktionierender Stoffwechsel nimmt die drei Makronährstoffe unterschiedlich auf und verarbeitet sie. Lassen Sie uns mit den Kohlenhydraten beginnen. Diese bestehen aus Glukoseketten, zum größten Teil aus Amylopektin und Amylose (verschiedene Stärketypen, Anmerkung der Übersetzerin). Es gibt verschiedene Typen des Amylopektins (A,B und C), die alle unterschiedlich verstoffwechselt werden. Amylopektin A kann am einfachsten verdaulich und ist im Brot zu finden. Amylopektin C ist am schwersten verdaulich und befindet sich in Bohnen. Das ist der Grund für die Blähungen durch die Bohnen, denn sie werden erst im Darm von den Bakterien fermentiert und bilden dadurch Gase, die den Weg nach draußen als Pubs finden, zu der Freude vieler kleiner Jungen. Bananen enthalten Amylopektin B, was in der Mitte von A und C liegt.
Ein normaler Stoffwechsel absorbiert die drei Makronährstoffe auf unterschiedlichste Weise. Dieser Unterschied wird durch den glykämischen Index (GI) deutlich. Er ist ein guter Indikator für den Effekt der kohlenhydratreichen Lebensmittel auf das Insulin. Der GI für Weizenmehl ist sehr hoch und für Bohnen sehr niedrig. Das bedeutet, die Kohlenhydrate können nicht direkt verglichen werden, nicht einmal, wenn sie hauptsächlich aus Amylopektin bestehen. Es ist das Insulin, dass die Zunahme verursacht, nicht die Kohlenhydrate. Denn Bohnen und Brot sind nicht gleich, obwohl sie beide zu den Kohlenhydraten und Amylopektinen gehören.
Sowohl die Moleküle des Amylopektins als auch der Amylose werden zu Glukose-Molekülen zerlegt und im Portalgefäßsystem (Als Portalgefäßsystem werden Verbindungsvenen bezeichnet, die zwischen arteriellem und venösem Stromgebiet einen zusätzlichen Gefäßbaum bilden. Die Venen zwischen den beiden so verbundenen Kapillarbetten nennt man Portalvenen. Anmerkung der Übersetzerin) aufgenommen und direkt zur Leber geschickt.
In der Leber wird die Glukose zu langen Glykogenketten umgeformt, und so als Speicherform eingelagert (Pflanzen wenden Amylopektin und Amylose an, Tiere hingegen Glykogen). Da die Speicherfunktion jedoch gering ist, werden Glukoseüberschüsse mithilfe der Fettsäuresynthese (Lipogenese) umgewandelt. Dieses neugebildete Fett besteht aus der hochgesättigten Palmitinfettsäure (zählt zu den gesättigten Fetten, Anmerkung der Übersetzerin) und wirkt genauso wie hoch verarbeitete Kohlenhydrate = sie erhöhen das Niveau der gesättigten Fettsäuren im Blut und werden mit Herzerkrankungen in Verbindung gebracht.
Protein aus der Nahrung wird in Aminosäuren zerlegt und aufgenommen. Ein Teil davon wird für den Proteinumsatz benötigt, wieviel genau, darüber kann man diskutieren. Falls Sie versuchen Muskeln aufzubauen (zum Beispiel Bodybuilding) benötigen Sie größere Mengen Protein. Für uns „normale“ Menschen werden nur mäßige Mengen Protein benötigt. Aber wie viel ist das? Der empfohlene Tagesbedarf liegt bei 0,8 g fettfreier Körpermasse. Das bedeutet für einen 70 Kilogramm schweren Mann maximal 56 Gramm Protein.
Zur besseren Vorstellung, dies sind etwa 100 Gramm Huhn oder Thunfisch, ein Glas Milch und eine Tasse Bohnen. Das ist das Protein, das Sie für einen Tag benötigen! Die meisten Nordamerikaner essen viel mehr als die empfohlene tägliche Menge. Schon ein durchschnittlicher Hamburger wiegt etwa 250 Gramm. Und dann gibt es noch diejenigen, die argumentieren, dass 0,5 g pro Kilogramm Körpergewicht ausreichend ist.
Jason Fung
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Margret Ache / www.LCHF-Deutschland.de und LCHF Deutschland Akademie
Bildnachweise: dietdoctor.com
Titelbild: Fotolia.com
Patricia Reizlein 16. März 2019
Vielen herzlichen Dank für den hervorragenden Artikel.
Ich würde mir wünschen, dass auch noch etwas Information bezüglich pflanzlichen Proteinen es kommt.
Liebe Grüße
Margret Ache 16. März 2019
Hallo Patricia,
vielen Dank für das Lob.
Demnächst posten wir den Artikel: Wie man eine gesunde vegetarische Keto-Diät befolgt
Liebe Grüße
Margret
Jocke 16. März 2019
Ich glaube im obigen Artikel hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen, den man durch Ersätzen von „werden Fettüberschüsse mithilfe der Fettsäuresynthese (Lipogenese) umgewandelt“ in „werden Glucoseüberschüsse mithilfe der Fettsäuresynthese (Lipogenese) in Fett umgewandelt“, korrigieren könnte.
Weiterhin ist 0.8g Protein je kg fettfreie Masse wohl die untere Grenze (und nur dann wenn man die richtige Proteinverteilung hat). In der Literatur liest man öfters den Bereich von 0.8g/kg bis 2g/kg (auch wenn manche Bodybilder auf bis zu 4g/kg schwören).
Herzliche Grüsse
Margret Ache 17. März 2019
Vielen Dank fürs das aufmerksame Lesen. Der Satz ist korrigiert!
Jason Fung schreibt ja, dass z.B. Bodybilder viel mehr Eiweiß benötigen.
Viele Grüße
Christian Kirchhoff 17. März 2019
Guten Tag. Ich möchte respektvoll widersprechen. Zunächst auch wieder die Frage, wo die Evidenz dafür herkommt? ,, Insulin ist zwar noch immer die häufigste Ursache von Adipositas, aber das Insulin kann auf verschiedene Weisen ansteigen und wieder abfallen.“
Insulin erklärt noch nicht mehr Gewicht im Ganzen. Da stehen z.B. Prospektiv-Studien vs. Querschnittsstudien u.a. Bei Erklärungen (möglichen), da sind wir wieder bei der Optimal Foraging Theory, Nahrungsvielfalt, Nahrungsreize und ganz wichtig Geschmack (Palatability-/-Reward-Hypothese) + Energiedichte als Faktor (neben anderen Möglichkeiten, die das Bild ergänzen wie Genetik, Bewegung, Umwelt….). Guyenet hat das auch mal ausgewertet, was Insulin und BMI angeht = Insulin erklärte laut der Analyse 1-10% des BMIs. http://www.stephanguyenet.com/interesting-new-genetic-study-on-insulin-secretion-and-body-mass/ Für interessierte, den Fung und Taubes schreiben ja oft ähnlich, am 19ten gibt es mit Neurowissenschaftler Guyenet und Taubes einen Austausch online zu genau dem Thema (Übergewicht und Insulin, etc.). Podcast bzw auf Youtube dann unter Joe Rogan Experience. Das werden einige Experten 100% gucken, da eine sehr wichtige Diskussion auf hohem Niveau. Denn nur, weil Insulin den Fettzell-Verkehr auf Zellebene steuert mit, ist das noch keine Beweis, dass langfristig Insulin hier dick macht.
Gruß Christian Kirchhoff.