Wer übergewichtig ist und gerne isst, wird schnell in eine Schublade gesteckt. Diese Schublade heißt: dick, faul und gefräßig. Dr. Jason Fung sieht das anders, Übergewicht ist ein tiefgreifendes und langjähriges Ernährungsproblem. Häufig hängt es mit einem hohen Insulinspiegel zusammen. Das Problem kann nur mit einem guten Verständnis für Übergewicht und allen Co-Modalitäten behandelt werden.
Mehr Kalorien als verbraucht werden
Noch immer herrscht die Meinung, Übergewicht beruht darauf, dass mehr Kalorien gegessen als verbraucht werden. Dieser Theorie widerspricht Dr. Jason Fung, er sagt:
„Übergewicht ist kein Kalorienproblem, sondern ein Hormonproblem.“
In Fachkreisen gilt Dr. Fung als einer der größten Experten für Übergewicht und Intermittierendes Fasten.
Insulin – ein Hormon, das dick macht
Jeder Diabetiker, der Insulin spritzt, kennt das Problem mit dem Gewicht. Vor allem junge Frauen mit Typ-1-Diabetes nutzen das Wissen um die Wirkung des Insulins. Sie „spielen“ mit der Insulindosierung, um das Körpergewicht zu regulieren. Sie unterdosieren absichtlich oder lassen das Insulin sogar ganz weg, es kommt zur Hyperglykämie (Erhöhung des Blutzuckerspiegels) und die führt zu einer Ausschwemmung der Glukose. So können ganz gezielt die ungeliebten Pfunde zum Schmelzen gebracht werden. Inzwischen soll jede dritte junge Frau mit Typ-1-Diabetes ein solches Risikoverhalten (Diabulimie genannt) an den Tag legen. Eine Studie (1) ergab, dass vor allem, wer bei einer Mahlzeit eine selbstaufgestellte Regel gebrochen hatte, sich danach bewusst weniger spritzte.
Dr. Fung kritisiert, dass bei der Diabetes-Erkrankung nur das Symptom, nämlich der erhöhte Blutzucker therapiert wird. Die Ursache, die Insulinresistenz, werde völlig außer acht gelassen. Denn es gilt: Mehr Insulin = mehr Übergewicht – weniger Insulin = weniger Übergewicht. Und nicht: Mehr Kalorien = mehr Übergewicht – weniger Kalorien = weniger Übergewicht.
Was kann getan werden?
Dr. Fung hat eine Antwort: Ist ein hohes Insulin (ausgelöst durch die Insulinresistenz) das Problem, muss die Insulinsensibilität erhöht werden. Wie funktioniert das? Durch die Reduktion von raffinierten Kohlenhydraten wie Zucker und Mehl auf der einen und das intermittierende Fasten auf der anderen Seite.
Und jetzt sind wir bei dem angekommen, was Tausende von Low Carbern und LCHFlern erleben: eine gesundheitliche Verbesserung durch ein niedriges Insulinniveau im Körper. Nun hat das Abnehmen eine Chance bekommen, durch eine hormonelle Regulation.
Essen ohne Begrenzung?
Nein, so ist es natürlich nicht gemeint. Der Vorteil liegt darin, dass der Körper die Möglichkeit bekommt, ein natürliches Hungergefühl zu entwickeln. Das hilft, moderate Mengen zu essen, ohne jede Kalorie zu zählen. Für Menschen mit einer Essstörung kann das jedoch ein langer Weg sein, der Kontrolle und Disziplin erfordert. Doch es ist eine große Chance, zu widerlegen, dass dick mit faul und gefräßig gleichzusetzen ist.
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Margret Ache / www.LCHF-Deutschland.de
(1) http://care.diabetesjournals.org/content/38/11/2025