Wohl formulierte Mahlzeitenpläne, LCHF liefert alles…
Heute haben wir aus der Serie „Fette Wissenshäppchen“ einen weiteren Beitrag von Ulrike Gonder für Sie. Auf verständliche Art und Weise bringt sie Ihnen wertvolle wissenschaftliche Informationen näher. Heute geht es um die Fakten über kohlenhydratreduzierter Kostformen, basierend auf „echten“ Lebensmitteln. Schön zu lesen, dass LCHF Mahlzeitenpläne alles liefern, was der Mensch benötigt.
Viel Spaß beim Lesen!
Fette Wissenshäppchen
von Dipl. oec. troph. Ulrike Gonder
Wohl formulierte Mahlzeitenpläne: LCHF liefert alle Nährstoffe und ist nur unwesentlich teurer – aber nicht wegen des Fleisches.
Quellen:
Zinn, C et al.: Assessing the nutrient intake of a low-carbohydrate, high-fat (LCHF) diet: a hypothetical case study design. BMJ Open 2018;8:e018846, https://bmjopen.bmj.com/content/8/2/e018846
Zinn, C et al.: Low‐carbohydrate, healthy‐fat eating: A cost comparison with national dietary guidelines. Nutrition & Dietetics 2019, https://doi.org/10.1111/1747-0080.12534
Clarke, C, Best, T: Food choice motivations: Profiling low-carbohydrate, high-fat dieters. Appetite 2019;141:104324, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31229572
Die neuseeländische Ernährungswissenschaftlerin Dr. Caryn Zinn ist eine bekennende Vertreterin kohlenhydratreduzierter Kostformen, basierend auf „echten“ Lebensmitteln. Dr. Zinn berät nicht nur Sportler und andere Ratsuchende in Sachen individualisierte, regionale, nährstoffdichte, gesunde Ernährung, sie forscht und unterrichtet auch und schreibt Artikel in Fachjournalen. Das ist enorm wichtig, denn es existieren noch immer viele Vorurteile gegenüber Ernährungsplänen, die den offiziellen Empfehlungen nicht (in allen Punkten) entsprechen. Zwei Fachartikel von Caryn Zinn und ihrem Team von der Universität Auckland liefern Fakten und Gegenargumente.
Berechnungen wohlformulierter LCHF-Pläne: genug Nährstoffe …
Im letzten Jahr veröffentlichte die Arbeitsgruppe einen Artikel, in dem sie zeigte, dass eine wohlformulierte LCHF-Ernährung entgegen vieler Vorurteile sehr wohl alle nötigen Nährstoffe liefern kann. Man hatte dazu vier Low-Carb-Musterpläne mit üblichen Grundnahrungsmitteln entworfen und berechnet: Jeweils zwei für normalgewichtige, gewichtsstabile neuseeländische „Durchschnittsmänner und -frauen“. In je einem der Pläne durften die gesättigten Fettsäuren nicht mehr als 10 % der Kalorien liefern, im zweiten Plan gab es dafür keine Begrenzung.
Obwohl die Low-Carb-Pläne erheblich von den Vorgaben der neuseeländischen Ernährungsgesellschaft bezüglich der Kohlenhydrate (max. 130 g/Tag) und Fette (deutlich höher) abwichen, enthielten sie alle wichtigen Nährstoffe bis auf eine geringe Lücke beim Eisen für Frauen. Auch enthielten die Pläne keine exzessiven Proteinmengen und ausreichend Ballaststoffe.
… geringe Mehrkosten
In einer zweiten Arbeit aus diesem Jahr berichten Dr. Zinn und ihr Team von Berechnungen der Lebensmittelkosten für die Tagesverpflegung einer vierköpfigen neuseeländischen „Modellfamilie“ mit zwei Kindern (Junge und Mädchen, 12 und 1 4 Jahre alt). Dazu wurden wieder Tagesmenüplane entwickelt, für jedes Modellfamilienmitglied je ein LCHF- und ein konventioneller Tagesplan. Die Mahlzeiten setzen sich aus frischen oder tiefgekühlten, möglichst regionalen Grundnahrungsmitteln zusammen, die zu üblichen Gerichten zusammengestellt wurden. Alle Tagespläne mussten den Vorgaben der neuseeländischen Ernährungsgesellschaft für den Energiegehalt, Protein und Mikronährstoffe entsprechen. Unterschiede gab es also nur beim Kohlenhydrat- und beim Fettgehalt. Die Preise wurden in einem Supermarkt in Auckland erhoben.
Es zeigte sich, dass die Tagesverpflegung anhand der offiziellen nationalen Vorgaben (high-carb, low-fat) die Familie pro Tag 43,42 neuseeländische Dollar kosten würde, die LCHF-Verpflegung 51,67 Dollar. LCHF käme also pro Tag 8,25 Dollar teurer oder 2,06 Dollar pro Person. Die Autoren halten diesen Unterschied für nicht sehr relevant. Beispielsweise würden außer Haus schon einmal 12 bis 14 Dollar für Kaffee ausgegeben. Sie weisen auch darauf hin, dass man durch die Auswahl einfacherer Qualitäten, z. B. preiswertere Nüsse und Saaten, die LCHF-Kosten durchaus noch senken könne.
Nicht das Fleisch machte LCHF teurer
Interessanterweise fielen unter LCHF geringere Kosten für Fleisch an als unter der High-Carb-Ernährung (12,67 vs. 16,41 Dollar), was daran liegt, dass die fettreicheren Teile wie Hühnerbeine mit Haut oder durchwachsenes Fleisch günstiger sind als die mageren Stücke, die man für eine fettarme Ernährung benötigt. Dafür fielen unter LCHF höhere Kosten für Nüsse und Saaten (0,87 vs. 8,64 Dollar) sowie Gemüse (7,80 vs. 16,58 Dollar) an als unter high-carb, die wichtige Mikronährstoffe und Ballaststoffe beitragen. Natürlich müsse jede Familie entscheiden, ob sie sich das leisten kann und will. Man halte aber rund 2 Dollar pro Person und Tag für kein Argument, dass gegen LCHF als praxistaugliche Ernährung spreche – insbesondere angesichts der damit erreichbaren gesundheitlichen Vorteile.
Dafür spricht auch eine andere Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Appetite“ veröffentlicht wurde. Darin hatte man drei Gruppen von Personen nach ihren Motiven für die Lebensmittelauswahl gefragt: solche, die keine spezielle Diät einhielten, solche, die nach LCHF aßen und solche, die eine andere Diät einhielten. In der ersten Gruppe spielten neben der Gesundheit vor allem der Preis und die Bequemlichkeit eine große Rolle für die Lebensmittelauswahl. In der letzten Gruppe bestimmte neben der Gesundheit vor allem der Aspekt Gewichtsabnahme die Auswahl. Der LCHF-Gruppe war dagegen neben gesundheitlichen Gesichtspunkten besonders wichtig, dass es sich um natürliche, möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel handelt. Der Preis spielte hier nicht die erste Geige.
Auch wenn man kein Freund von Nährstoffanalysen ist: Solche Berechnungen und Vergleiche sind für die Diskussion mit Kritikern und für die weitere öffentliche und ernährungsmedizinische Anerkennung von LCHF-Kostformen wichtig und hilfreich. Sie unterstreichen, dass LCHF keine Speck- und -Eier-Diät ist, sondern dass bei LCHF eine bedarfsdeckende Nährstoffzufuhr mit hochwertigen Grundnahrungsmitteln zu angemessenen Kosten möglich ist. Offenbar genau das, was LCHFLer wollen.
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Margret Ache und Iris Jansen www.LCHF-Deutschland.de und LCHF Deutschland Akademie, LCHF Kongress, LCHF Magazin,
Titelbild: Fasci by Envato.com
Bild Ulrike Gonder: Ulrike Gonder