Er hält sich hartnäckig, der Mythos, dass unser Gehirn Kohlenhydrate benötigt. So auch in dem 2016 publizierten Artikel „Darum kriegen wir von Schokolade nie genug„: „…“Weil wir Kohlenhydrate, die ja zu Zucker umgebaut werden, für unser Gehirn benötigen.“ Denn ein Mangel an Kohlenhydraten lässt unsere kleinen grauen Zellen bald recht blass aussehen. Bildlich gesprochen, versteht sich…“ Oder ist es etwa doch die Wahrheit? Belichten wir das Ganze:
Was genau sind Kohlenhydrate?
Kohlenhydrate werden in drei verschiedene Gruppen eingeteilt: Ballaststoffe, Stärke und Zucker. Das bedeutet, welche Kohlenhydrate Sie auch immer wählen, der Körper behandelt diese in einem großen Umfang auf die gleiche Weise: Umwandlung in Blutzucker, also Glucose, den Brennstoff, der unser Gehirn und unsere Zellen mit Energie versorgen soll. Das Gehirn benötigt also nicht wirklich Kohlenhydrate, es benötigt Energie in Form von Glucose, die auch aus Triglyceriden und Proteinen hergestellt werden kann.
Kohlenhydrate in Glucose zu verwandeln dauert unterschiedlich lang. Die Umwandlungszeit (schnelle oder langsame Kohlenhydrate) wird durch den glykämischen Index ausgedrückt.
Ballaststoffe
Ballaststoffe gibt es in zwei Variationen, die wasserlöslichen und die nicht wasserlöslichen. Die wasserlöslichen Ballaststoffe findet man zum Beispiel in Gemüse, Beeren und Leinsamen. Ballaststoffe sind eine Gruppe der Kohlenhydrate, die unser Körper kennt und mit denen er gut umgehen kann. Die wasserlöslichen Ballaststoffe fungieren als Nahrung für die Darmbakterien und sind somit für die Darmflora notwendig. Sie bilden ein träge fließendes Gelee in Magen und Darm und sorgen dafür, dass wir uns länger satt fühlen. Das bedeutet, dass sich der Blutzucker nur ganz langsam erhöht, in einem geringen Niveau.
Nicht wasserlösliche Ballaststoffe sind beispielsweise in Vollkorn, Kleie und Hülsenfrüchten zu finden. Sie stellen auch Bakteriennahrung für den Darm dar und sind nützlich, wenn man sie verträgt. Etwa 40 Prozent der erwachsenen Bevölkerung hat Magen- und Darmprobleme aufgrund der nicht wasserlöslichen Ballaststoffe. Menschen mit Magenproblemen erhalten oft den Rat, mehr Ballaststoffe zu essen, was jedoch die Problematik nur verschlechtert.
Stärke
Stärke findet man zum Beispiel in Kartoffeln, Reis und Nudeln, also in den herkömmlichen Sättigungsbeilagen. Aber auch in allen Mehlprodukten wie Brot, Kuchen und Plätzchen.
Zucker
Beim Zucker finden wir verschiedene Arten, den weißen Haushaltszucker, Saccharose, und auch Fruktose im Obst, Laktose in Milchprodukten und Maltose im Bier.
Die beiden letztgenannten Gruppen der Kohlenhydrate sind für uns Menschen relativ neu. Daher stellen sie auch für einen Teil von uns ein Problem dar. Einerseits, weil sie einen sehr großen Anteil unserer Nahrung ausmachen und andererseits deswegen, weil sie das Blutzuckerniveau sehr hoch halten. Dadurch muss das einzige Hormon, welches den Blutzuckergehalt senken kann, nämlich das Insulin, permanent Höchstarbeit leisten.
Wir bekommen eine Blutzuckerkurve, die sehr schnell ansteigt, jedoch auch sehr schnell abfällt. Das bedeutet, dass wir ununterbrochen zuckerreichen Brennstoff nachfüllen müssen.
Aber welche Funktion haben Kohlenhydrate in unserem Körper?
Sie sorgen dafür, dass wir schnell mit sofort wirkender Energie versorgt werden, wenn wir uns anstrengen, oder sie lagern die Energie in der Leber und in den Muskeln ein. Allerdings gibt es dort nur kleine Speicherkapazitäten, was bedeutet, dass nicht verbrauchte Kohlenhydrate in Fett verwandelt werden und sich in den Fettzellen ablagern.
Benötigt unser Gehirn Kohlenhydrate?
Für Kohlenhydrate ist seit dem 13. Mai 2014 eine umstrittene Werbeaussage zugelassen:
„Kohlenhydrate tragen zur Aufrechterhaltung einer normalen Gehirnfunktion bei“.
Wenn nun ganz auf Kohlenhydrate verzichtet wird, bedeutet das den sicheren Tod? Nein, natürlich nicht! Dann wird der für das Gehirn nötige Zucker in der Leber aus Eiweiß und Triclyceriden hergestellt, das nennt sich Gluconeogenese, Neuentstehung von Zucker.
Und noch besser: Nach einigen Tagen reiner Fettverbrennung, wie bei der LCHF-Ernährung, entstehen im Blut sogenannte Ketonkörper. Diese Ketonkörper dienen allen Körperzellen als Energiequelle, auch dem Gehirn. 80 Prozent des Energiebedarfes kann das Gehirn, wenn die Kohlenhydrate völlig weggelassen werden, aus diesen Ketonkörpern decken. Die benötigte Glucose, wir sprechen jetzt von maximal 50 Gramm, bekommt das Gehirn aus der körpereigenen Produktion geliefert.
Die meisten Menschen, die ihre Ernährung auf LCHF umstellen berichten, viel klarer denken zu können. Soviel zu dem Mythos: Das Gehirn benötigt Kohlenhydrate.
Sie wollen mehr über Gesundheit und Ernährung wissen? Lesen Sie gerne das Low Carb – LCHF Magazin.
Margret Ache/www.LCHF-Deutschland.de