Kinder und Zucker: Ein Weckruf!
Kinder und Zucker: Ein Weckruf!
Kinder in Deutschland nehmen täglich zu viel Zucker zu sich – oft ohne es zu merken. Laut der DONALD-Studie der Universität Bonn überschreitet der Konsum von freiem Zucker bei vielen Kindern die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO)[1]. Besonders betroffen sind Kinder bis 14 Jahre.
Freier Zucker – also zugesetzter Zucker oder Zucker aus Fruchtsäften – sollte laut WHO maximal 10 % der täglichen Energie ausmachen. Zwar ist der Zuckerkonsum von 16 % im Jahr 2016 auf 11,7 % im Jahr 2023 gesunken, doch er bleibt zu hoch. Kinder zwischen sechs und 14 Jahren nehmen sogar 15 % mehr Zucker auf als andere Altersgruppen[1].
Kinder und Zucker: Die Gesundheitsrisiken
Zu viel Zucker kann ernste Folgen haben, wie Übergewicht, Diabetes oder Karies. Besonders alarmierend: Laut einer Pressemitteilung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) sind in Deutschland 2 Millionen Kinder übergewichtig, davon 800.000 stark adipös[2]. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung verschärft.
Auch langfristige Folgen wie ein höheres Risiko für Herzkrankheiten und sogar Krebs werden mit übermäßigem Zuckerkonsum in Verbindung gebracht[4][5].
Kinder und Zucker: Fallen in Kinderprodukten im Fokus
Lebensmittel, die speziell für Kinder vermarktet werden, enthalten oft mehr Zucker als Produkte für Erwachsene. Eine Studie von Foodwatch zeigt, dass 85 % der Kindergetränke zu viel Zucker enthalten, manche sogar mehr als Cola[3].
Der sogenannte „Kinderüberzuckerungstag“ markiert das Ausmaß: Bis Mitte August haben Kinder in Deutschland bereits so viel Zucker konsumiert, wie die WHO für ein ganzes Jahr empfiehlt[3].
Zucker reduzieren: Was Eltern sofort tun können
Mit einfachen Maßnahmen können Eltern den Zuckerkonsum ihrer Kinder reduzieren:
Zuckerhaltige Lebensmittel gegen eine gesündere Variante tauschen
Zuckerhaltige Lebensmittel | Gesündere Variante |
Milchschokolade | Zartbitterschokolade oder selbst gemachte Schokolade |
Limonade | Mineralwasser mit Geschmack (z.B. 1 Tropfen ätherisches Öl) Zuckerfreie Getränke |
Fruchtsaft | Tomatensaft |
Gekaufter Fruchtjoghurt | Joghurt Natur mit Zimt oder Beeren oder dieses Knusper-Frühstück: Joghurt mit Früchten und Mandelkrokant |
Frühstücksflocken | Nüsse, Samen, Kokosflocken oder Mandelbrei |
Gekaufter Ketchup | Ketchup vom Blech – zuckerfrei für Kinder |
Süßigkeiten | Nüsse, Mandeln oder Cookie Dough |
Pfannkuchen (aus Weizenmehl) mit Marmelade | Kleine Pfannkuchen |
Gekaufter Milchshake | Selbstgemachter Smoothie aus Beeren, Kokosmilch… |
Gekaufte Kekse | Selbstgemachte Mandelkekse |
Käsekuchen | Käsekuchen-Muffins |
Frühstücksbrei | Mandelbrei oder Kokosprridge |
Pancakes | Zuckerfreie Pancakes |
Weitere Tipps, die für weniger Zucker sorgen
- Belohne deine Kinder mit Aufmerksamkeit und Qualitätszeit, statt mit Süßigkeiten oder Geld.
- Habe keine Angst, deinen Kindern Butter, Sahne, Avocados und gutes Öl anzubieten. Diese Lebensmittel sättigen sehr gut und nachhaltig und so wird das Verlangen nach Süßem gemindert.
- Stelle nach Möglichkeit Müsli oder Fruchtjoghurt selbst her. So hast du die Kontrolle darüber, wie viel Zucker du dazugibst.
- Limonaden sollten für deine Kinder tabu sein. Gib ihnen Wasser, Tee oder Kakao aus Kokos- oder Mandelmilch zu trinken.
- Essen deine Kinder sehr gerne Süßigkeiten, entwöhne sie bitte in kleinen Schritten vom Zucker. Sei auch nicht zu einschränkend, eine kleine Kinderhand voll Süßigkeiten am Tag ist meistens okay.
- Wenn dein Kind eine zusätzliche Süßigkeit bekommt, zum Beispiel ein Eis im Sommer, achte darauf, dass es nicht zur Regelmäßigkeit wird. Es soll etwas Besonderes bleiben, was dann auch richtig genossen wird.
- Sorge dafür, dass sich deine Kinder bewegen. Eine Teamsportart ist immer von Vorteil, wichtig ist, dass es den Kindern wirklich Spaß macht. Sie sollen Freude am Bewegen haben.
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Politik und Industrie: Handlungsbedarf
Neben dem Engagement der Eltern ist auch die Politik gefragt. Klare Maßnahmen wie gesetzliche Zuckergrenzen, Ampelkennzeichnungen und Werbebeschränkungen könnten einen Unterschied machen. Die Bundesregierung hat bereits das Ziel gesetzt, den Zuckergehalt in Kinderprodukten bis 2025 um mindestens 15 % zu senken – ein guter Anfang.
Fazit: Gemeinsam für eine gesündere Zukunft
Es ist höchste Zeit, den Zuckerkonsum unserer Kinder zu senken. Mit bewussteren Entscheidungen der Eltern, strengeren Regelungen durch die Politik und mehr Verantwortung seitens der Industrie können wir die Gesundheit unserer Kinder schützen. Die Zeit zu handeln ist jetzt!
Text:
Margret Ache
Heike Schulz
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Eure Heike und Sara
Fachlehrerin für Kindergesundheit / Gesundheits- und Ernährungscoach
Anja Hess, Heike Schulz und Tina Vogel
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Fotos: Canva
Quellenangaben
- Zuckerzufuhr sinkt, ist aber immer noch zu hoch — Universität Bonn
- Adipositas bei Kindern: eine „stille“ Pandemie – Adipositas Gesellschaft
- „Kinder-Überzuckerungstag“: foodwatch fordert wirksame Maßnahmen gegen Fehlernährung bei Kindern | FW DE
- Sugar industry withheld evidence of sucrose’s health effects nearly 50 years ago, study suggests | ScienceDaily
- Zentrale Insulinsensitivität: Fettdepots und Gewicht durch Insulin im ZNS gesteuert
Gnubbel 7. Januar 2025
Dass eine zuckerreiche Ernährung der Hauptverursacher von Fettleibigkeit und Diabetes ist, würde ich nicht unbedingt unterschreiben. Wenn dem so wäre, warum gibt es dann auf Okinawa, wo man sich zu 85 Prozent von Kohlenhydraten ernährt (die im Verdauungstrakt samt und sonders zu Zucker abgebaut werden), die meisten Hundertjährigen, von denen die allermeisten auch noch gertenschlank sind? Ich hatte in einem früheren Kommentar (https://lchf-deutschland.de/kinder-mit-uebergewicht-was-sind-die-gruende/#comment-16124 ff.) schon mal aufgedröselt, was da in unserer Gesellschaft schiefläuft. Aber ich sehe keinerlei Bemühungen seitens der Politik, dieses massive Problem auch nur zu erkennen, geschweige denn anzugehen.
Dass wir viel zu viel Zucker konsumieren, ist freilich unbestritten. Aber eine ganz hinterhältige Falle ist das sooo gesunde Obst. Jeder kennt sicherlich den berühmten Satz: „One apple a day keeps the doctor away“ (Ein Apfel am Tag hält dir den Arzt vom Leib). Nun, unter https://www.bund-lemgo.de/download/ApfelsortenfuerDiabetiker.pdf findet man eine Tabelle, in der u.a. der Zuckergehalt verschiedener Apfelsorten angegeben ist. Das geht bei dem säuerlichen(!) Grünstettiner bis knapp 340 Gramm pro Kilo! Mal kurz nachgerechnet: Ein größerer Apfel wiegt ungefähr 200 Gramm, dann sind wir bei einem(!) Grünstettiner mit 68 Gramm Zucker (17 Würfel à 4 Gramm) dabei. Aber selbst der beliebte Jonagold enthält noch 183,5 Gramm pro Kilo, also knapp 37 Gramm oder 9 Würfel pro Apfel. Der einzige, der ein bisschen aus der Reihe tanzt, ist der Kaiser Alexander mit 47 Gramm pro Kilo, also 9,4 Gramm oder 2½ Würfel pro Apfel. Ich habe jahrelang bei verschiedenen Obsthändlern erfolglos versucht, den Kaiser Alexander zu kriegen, manchmal hat man mich angeguckt, als wäre ich gerade vom Mond gefallen.
Aber es kommt noch dicker: Ungefähr die Hälfte des Zuckergehalts ist Fruchtzucker. Dass dieser der Hauptverursacher der Nichtalkoholischen Fettleber ist, dürfte sich ja mittlerweile herumgesprochen haben. Dass aber Fruchtzucker auch ein hochpotentes Krebsfutter ist, diese Erkenntnis ist selbst in der Wissenschaft noch relativ neu (zur Erinnerung: https://www.scinexx.de/news/medizin/fructose-laesst-tumore-wachsen/). Und wer jetzt meint, mit Haushaltszucker disbezüglich auf der sicheren Seite zu sein, den muss ich enttäuschen: auch der enthält zu 50 Prozent Fruchtzucker. Sollte man bei dieser Bilanz nicht eher sagen: „One apple a day kicks the liver away“ (Google-Übersetzung: „Ein Apfel am Tag macht die Leber kaputt“ – schlampig übersetzt, aber trotzdem eine Punktlandung)?
Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass die Zeit des „gesunden“ Obstes vorbei ist. Wenn man sich mal die neuen Kreationen im Nahrungsmittelsektor anschaut, da geht es trotz aller Beteuerungen ausschließlich um Wohlgeschmack (weil’s der Kunde so haben will). Und da, wie mir jeder, der schon mal reine Ascorbinsäure probiert hat, bestätigen kann, Vitamin C alles andere als ein kulinarisches Highlight ist, legt auch niemand Wert darauf, Obst mit besonders viel Vitamin C zu züchten. Dafür hat sich der Zuckergehalt im Lauf der Jahrhunderte durch die Bank vervielfacht – eine traurige Tatsache, der wir Rechnung tragen sollten.
Aber man muss deswegen nicht auf Obst verzichten; draußen in der wilden Natur wächst noch genug Obst mit einem verträglichen Zuckergehalt, darunter das leckerste Unkraut aller Zeiten: Brombeeren! Die wuchern bei uns vor dem Haus aus jeder Ritze, werden im Spätherbst bis kurz über dem Boden abgeschnitten, und im nächsten Sommer hängt wieder alles voll mit leckeren Früchten (und da wir keine Chance haben, an alle Beeren heranzukommen, vermehren die sich auch noch wie die Karnickel – da sollte man sich gut überlegen, wo man die anpflanzt). Und was das Schönste ist: die enthalten gerade mal 28 Gramm Zucker pro Kilo (der Kaiser Alexander hat knapp das Doppelte), und 200 Gramm Brombeeren zusammenzukriegen, kostet schon ein bisschen mehr Aufwand, als nur in die Tüte zu langen, denn auch die verschiedenen Fressfeinde in der Tierwelt sind keine Kostverächter – insofern sind also die Stacheln schon recht sinnvoll, wenn wir eine gute Ernte haben wollen. Hinzu kommt noch, dass man die Beeren problemlos einfrieren kann und dann den ganzen Winter über leckeres Obst direkt von Mutter Natur hat. Ich glaube, Verzichten geht anders, oder? 😉
Heike Schulz 7. Januar 2025
Vielen Dank für die interessanten und wichtigen Aspekte, die aufgeführt wurden. Es stimmt, dass die Ernährung auf Okinawa viele andere Faktoren berücksichtigt und ebenso der Zuckergehalt in Obst oft unterschätzt wird.
Der Hinweis auf Fruktose als potenziellen Risikofaktor ist ebenfalls berechtigt. Wie bei vielen Dingen gilt auch hier: „Die Menge macht das Gift“. Ein Apfel kann durchaus gesund sein, aber der Zuckergehalt sollte im Kontext der Gesamtaufnahme betrachtet werden. Es bleibt wichtig den Zuckerkonsum – sowohl aus Haushaltszucker als auch aus Obst – bewusst zu hinterfragen und eine ausgewogene Ernährung zu fördern.
Gnubbel 7. Januar 2025
Unbestritten. Schon wegen der Vielfalt der Mikronährstoffe ist eine zu einseitige Ernährung nicht zu empfehlen. Ich bin auch weit davon entfernt, das Obst zu verteufeln; es ging mir vor allem darum, den weit verbreiteten Glaubenssatz zu hinterfragen, dass Obst generell gesund ist – ein großer Grünstettiner mit knapp 70 Gramm Zucker ist es definitiv nicht. Und es nützt auch nicht viel, sich diesen Haufen Zucker über den restlichen Tag „abzuhungern“, der Insulinstoß verteilt sich schließlich auch nicht über den Tag.
Auch wird der Vitamin-C-Gehalt oftmals überschätzt. Der Braeburn als Vitamin-C-Bombe hat knapp 20 mg pro Stück (frisch, nicht durch die halbe Welt gekutscht), das heißt, ich müsste fünf dieser Äpfel und damit 135 Gramm Zucker essen, um auf meine Überlebensration von 100 mg Vitamin C zu kommen (schon deshalb bevorzuge ich reine Ascorbinsäure, da kann ich mir drei Gramm verabreichen, ohne auf irgendwelchen Zucker achten zu müssen, und die Bioflavonoide kriege ich auch mit Gemüse oder noch besser mit Zitrusfasern).
Wie gesagt, es besteht nichts gegen ein vernünftiges Maß an Obst, optimalerweise über den Tag verteilt, wobei ich Wildfrüchte aufgrund des geringeren Zuckergehalts gegenüber Kulturfrüchten generell bevorzuge. Aber schon bei Smoothies würde ich sehr vorsichtig sein, und das „gesunde“ Glas O-Saft zum Frühstück, das den Zuckergehalt von drei vollreifen Orangen beinhaltet, wurde ja im Artikel schon erwähnt.
Freilich ist schon enorm viel gewonnen, wenn man wenigstens den zugesetzten Zucker meidet und sich mehr auf unverarbeitete Nahrungsmittel fokussiert. Aber die in den oftmal als „gesund“ empfohlenen Lebensmitteln versteckten Zucker können uns, wenn wir sie nicht auf dem Schirm haben, mitunter auch ganz schön die Bilanz verhageln.
Zu den Gründen, warum wir uns so eine Ernährung wie auf Okinawa nicht leisten können, hatte ich mich ja schon in einem anderen Kommentar geäußert (https://lchf-deutschland.de/ein-grosses-thema-weltdiabetestag/#comment-15997): Genau diese traditionelle Lebensweise mit ihrer sozialen Geborgenheit über vier oder sogar fünf Generationen hinweg ist das, was in unserer Gesellschaft fehlt und was unsere Kinder – zusammen mit dem ausufernden Zuckerkonsum (kreuzgefährlich: Zucker als Trostspender mit enormem Suchtpotenzial) – immer dicker und kränker werden lässt.
Heike Schulz 7. Januar 2025
Die aufgeführten Argumente bieten wertvolle Perspektiven und ergänzen die Diskussion hervorragend. Besonders hervorzuheben ist der Hinweis auf die Vielfalt der Mikronährstoffe, die in einer ausgewogenen Ernährung eine entscheidende Rolle spielt.
Die kritische Auseinandersetzung mit dem weit verbreiteten Glauben, Obst sei grundsätzlich gesund, ist ebenfalls eine wichtige Erinnerung, dass nicht alle Nahrungsmittel per se förderlich sind, selbst wenn sie als gesund gelten.
Aufklärung über solche Themen ist das A und O, um eine fundierte Entscheidung für die eigene Ernährung zu treffen und den versteckten Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln besser zu erkennen. Es gibt noch viel zu tun!
Herzliche Grüße und vielen Dank für den immer wieder großartigen Zusatz-Input!